Kapitel 2 - ✔️

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Die Tage vergehen, Amy und ich werden Freunde. Naja, sie versucht es immer wieder. Ob man es schon Freundschaft nennen kann... Ich bin nicht so der Tyo für direkt jedem vertrauen... nicht nach dem, was passiert ist...

Roman macht mich fertig, wann es geht. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass es mich hart trifft, aber das tut es. Vor allem da ich mir eingestehen muss, mich in Roman verknallt zu haben. Gut, vielleicht nicht "verknallt". Aber ein großer Crush ist genauso mies.
Ich ziehe mich immer weiter in mich zurück, auch wenn man mir das nicht wirklich anmerkt. Hat es schließlich noch nie. Jedenfalls nicht wirklich. Nur eine Person...

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Ich betrete den Klassenraum und Roman wird sofort auf mich aufmerksam, natürlich. Ich frage mich, ob er immer darauf wartet, dass ich komme. Die Tür mit Argusaugen bewacht, um mich zu erspähen und fertig zu machen. Über die Sinnhaftigkeit dieses Hobbys sollte man mal diskutieren.
„Ah, da ist ja Scar-Kira!" Den Spitznamen hat er gestern erfunden, wegen meiner Narbe auf der Wange, für die ich null Komma null etwas kann. Haha, Roman, du bist ja soooo lustig...
"Was willst du?" "Muss ich einen Grund haben, um mit unserer Kiralein zu reden?" Es ist eine verstellte Tonlage. Nicht ernst gemeint. Die Abfälligkeit in seiner Stimme, ist deutlich hörbar. Und es macht irgendetwas in meinem Inneren kaputt. Auf die Schnelle analysiert, würde ich sagen, es ist eine Art Sicherung, die jetzt zerstört ist. Das, was mich aufgehalten hat, auszurasten. Weil es reicht. Weil es verdammt nochmal reicht. Nenn mich so viele Namen, wie du möchtest. Mach dich lustig - meintetwegen. Aber nicht Kiralein. Du wirst diesen Namen nicht in den Dreck ziehen, nur weil du mich aus einem Grund nicht ausstehen kannst, Roman Fink. Oh nein, das wirst du kicht. Ich gehe auf Roman zu. Ich habe genug, ein für alle Mal. Wenn es sein Plan gewesen ist, mich zu brechen, hat er es geschafft. Meine Güte, er ist ein Arschloch. Wenn es sein Plan gewesen ist, mich zum Ausrasten zu bringen, dann Bingo, Ziel erreicht. Denn ich kann mich nicht mehr zurückhalten. Ob ich möchte oder nicht. „Es reicht Roman!" Er zieht nur eine Augenbraue hoch. „Was denn?" „Alles! Du kennst meinen Namen, du weißt ihn! Du mobbst mich, nur weil ich nicht eine der Mädchen bin, die vor dir im Dreck kniet und dich anhimmelt! Du weißt nicht, warum ich diese Narbe habe! Und trotzdem verwendest du es gegen mich! Und überhaupt, nur weil ich gefärbte Strähnen habe, heißt es verdammt nochmal nicht, dass ich irgendeinem Jungen in irgendeiner Weise gefallen möchte!" Tränen laufen über meine Wangen, sie aufzuhalten bring nichts, auch wenn ich wollte. Das hatte es noch nie. Emotionales Ich = meistens Tränen. Ich hasse es. „Ich habe dir die Wahl gelassen", sagt Roman gleichgültig. Ich will ihn hassen. „Du bist echt so... mies! Du weißt überhaupt nicht, wie du mich damit verletzt! Mit deinem ganzen unnötigen Mobbingscheiß! Ich verstehe es einfach nicht! Und trotz alledem muss ich dich mögen!" Ich drehe mich um und renne aus dem Klassenraum. Es ist zu viel. Alles.

Lars PoV

Ich sehe Kiara geschockt hinterher und kalte Wut überkommt mich. Wut auf Roman, weil er sie so verletzt hat und Wut auf mich selbst, weil ich einfach nur zugesehen habe. Keine Ahnung, warum ich so reagiere. Ich kenne sie nicht. Nicht wirklich. Eigentlich gar nicht. Aber trotzdem...
Ich bin mit einigen Schritte bei Roman und ziehe ihn ohne ein weiteres Wort mit mir mit. „Wir müssen reden, jetzt!", knurre ich nur auf seinen Versuch, sich von mir loszumachen. Ich ziehe ihn in den nächstbesten leeren Gang und baue mich vor ihm auf. „Warum machst du das?!", zische ich und Roman lehnt sich gegen die Wand. „Mache ich was?" „Sie zu verletzen! Sie zu demütigen! Du glaubst doch nicht ernsthaft, du kannst Amy beeindrucken, wenn du andere mobbst?!" Roman funkelt mich wütend an. „Ich will sie überhaupt nicht beeindrucken!", faucht er. „Nein? Was ist es dann? Dein angekratzter Stolz, weil sie dir nicht wie jede andere zu Füßen liegt?!", höhne ich und Roman grinst spöttisch. „Falsch, die Kleine Kira liebt mich. Wenigstens habe ich jetzt noch weitere Dinge, die ich gegen sie verwenden kann..." „Du lässt Kiara in Zukunft in Ruhe, ist das klar?!", knurre ich und funkele ihn an. „Und wieso sollte ich?! Kümmere dich um deinen Mist!" Ich schnaube. „Wenn du Kiara nicht in Ruhe lässt, sei dir bewusst, dass ich nicht auf deiner Seite sein werde!"

Kiara PoV

Nächster Tag und ich habe richtig viel Lust auf Schule. Nicht. Ich wäre am liebsten einfach im Bett geblieben und hätte mich dort für den Rest meines Lebens verkrochen. Trotzdem stehe ich auf und schaue in den Spiegel. Meine Haare sind zerzaust und meine Augen gerötet. Ich atme tief durch. „Nur nicht unterkriegen lassen...", murmele ich vor mich hin. „Du bist nur vor deinem Mobber, deinem Crush und deiner Klasse ausgerastet und hast geheult, sonst ist alles in Ordnung..." Ich trotte ins Bad und mache mich fertig.

Donnerstag, dritte-vierte Stunde und wir haben Sport. Die letzten Male ist es nicht wirklich schlimm gewesen, wir haben Vertretung gehabt und Sport ist ausgefallen. Heute würde sich das aber ändern. Roman hat sich in den ersten beiden Stunden schon über mich lustig gemacht und ich weiß, wie es beim Ersten Mal mich-in-Sportklamotten-Sport-machen-sehen ablaufen wird. Wir gehen in die Halle, da unser Lehrer Herr Ter dieses Mal ebenfalls noch nicht da ist und unserer Vertretung Frau Schwarz hat die wundervolle Idee, Volleyball zu spielen. Wirklich, ganz tolle Idee. Ich hasse Bälle. Ich hasse Volleyball. Vor allem, wenn wir in Teams gegeneinander spielen sollen. Und wenn man in dem Gegnerteam von Roman ist und man gegen sein Team spielt. Er hat sowieso schon bescheuerte Bemerkungen gemacht, weil ich lange Sportklamotten trage. Nicht, dass es ihn einen Scheiß angehen würde. Er soll mich ihn Ruhe lassen. Bitte. Aber... es juckt ihn so oder so nicht. Null. Nada. Entschulidigung werter Herr Fink, dass ich meinen Körper nicht wirklich zeigen möchte.
Das Spiel wird zu hundert Prozent übel enden, ich weiß es.

Ich habe es vorausgesehen, es kann nur übel enden. Was ist passiert? Roman feuerte den Ball direkt in meine Richtung und da ich darauf überhaupt nicht vorbereitet war, hat mich der Ball an meiner Hand getroffen, als ich versucht habe, ihn noch abzuwehren. Ein Schmerz zuckt durch meine Hand, ich sinke zu Boden. Diese verdammten Schmerzen sollen enden. Ich will nicht schwach wirken, aber ich kann nicht anders.

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