Kapitel 3 - ✔️

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Und schon wieder bin ich in einen verf- in einem Krankenhaus. Wie ich es hasse. Nachdem ich den Ball voll gegen meine Finger bekommen habe - vielen Dank an dieser Stelle Roman -, bin ich im Krankenhaus gelandet. Schon wieder. Mein Vater arbeitet, ihn von der Arbeit wegzubekommen, ist eigentlich unmöglich und als bei ihm angerufen worden ist, hat er versprochen, zu kommen, so schnell wie er kann. Mal schauen, was daraus wird.
Jedenfalls... erwähne ich an dieser Stelle gerne nochmal, dass ich Roman hasse. Oder hassen möchte. Mein kleiner Finger hat ganz schön was abbekommen... Zusammengefasst: Knochenfraktur.
Mein Finger ist nun geschient, ein Stück Knochen ist am Ende abgebrochen. Zum Glück nichts noch schlimmeres. Aber trotzdem scheiße. 4 Wochen Schiene tragen. Mindestens.

~

Zwischenzeitlich ist mein Vater doch tatsächlich gekommen. Was ein Weltwunder. Versteht mich nicht falsch. Wir haben eine echt gute Beziehung zueinander und alles... aber manchmal wünsche ich mir einfach, dass er sich ein wenig mehr Zeit für mich nimmt... Aber ich kann es ihm nicht verübeln.. Seit dem Tod meiner Mutter... irgendwie müssen wir uns ja über Wasser halten und für mein selbstsüchtiges Verhalten ist hier einfach kein Platz.
Als mein Vater ankommt, schließt er mich in eine feste Umarmung nach dem besorgten Erkunden meines Wohlbefindens.

Und jetzt? Tja, jetzt sitze ich zu Hause mit einem scheiß geschienten Finger. Toll. Mein Leben läuft echt super.
Ich liege auf meinem Bett, betrachte meinen Finger.

Danke, du Arschloch.

Der Schmerz pocht immer noch in Wellen, aber es ist besser geworden.

Wenigstens etwas.

Mit einem Seufzen entsperre ich meine Handy und gehe auf YouTube. Irgendwelche Videos werden mich schon ablenken.

Hoffentlich.

~

Nächster Tag und wieder muss ich in dieses Höllenloch von Schule. Naja schlimmer kann es ja sowiso nicht mehr werden...

Okay, ich sollte wohl besser aufhören so optimistisch zu sein. Ein Wunder, dass ich das überhaupt schaffe.
Ich nehme alles zurück, es KANN schlimmer werden. Wir haben in den ersten beiden Stunden Französisch, da habe ich meine Ruhe von Roman. Zum Glück. Danach Deutsch, leider wieder zusammen.
Ich habe eine gaaaaanz kleine Hoffnung, dass er mich vielleicht in Ruhe lässt. Nach gestern. Aber. Nein. Natürlich nicht. Wieso sollte er auch? Er weiß ja nicht, was ich durchmache. Gar nichts weiß er. Null.

Und da kommt er schon. Ich hasse es.

"Hey Scar-Kira, lang nicht mehr gesehen! Das ist aber eine schöne Schiene, was ist da denn passiert?", lacht Roman. Ich bleibe stumm. Es hätte sowieso nichts gebracht, er würde eh nicht auf mich hören... Also ignorieren.
"Lass sie doch einfach in Ruhe", sagt Lars und ein Raunen geht durch die Klasse. Ich schaue kurz auf. So weit ich das mitbekommen habe, hat Lars sich noch nie gegen Roman "gewendet". Roman schnaubte nur. "Kümmere dich um deinen Kram, Lars!" Amy lehnt sich zu mir. "Ouhhh, da setzt sich aber jemand ganz schön für dich ein..." Ich ignoriere sie. Eiskalt. Weil, was soll ich sonst tun? Applaudieren? Tsk.

Herr Polo betritt den Raum, er begrüßt uns und der Unterricht beginnt.
"So, dann teile ich euch in Gruppen ein!" Genervtes Stöhnen, doch unser Deutsch-und Englischlehrer teilt ungerührt die Gruppen, oder besser gesagt, die Partner ein. Ugh. "Lars du arbeitest mit... Kiara."

Solange es nicht Roman ist..

Ich schnappe mir meine Sachen und setze mich neben Lars auf den, jetzt freien, Platz. Herr Polo teilt jedem ein Arbeitsblatt aus, vollgedruckt mit Aufgaben. Lars seufzt und lehnt sich zurück. "Gedichtanalyse, mein Lieblingsthema", meint er ironisch und ich werfe ihm einen Blick zu. "Ehrlich? Meins schon." Er sieht mich an, verwirrt, legt den Kopf schief. "Ernsthaft?" "Ja", antworte ich nur. "Ich mag es nach Plan und Struktur zu arbeiten... Naja, ist ja auch egal.."
"Lars! Kiara! Arbeiten!", ruft Herr Polo und vereinzeltes Lachen ertönt. Ich verdrehe nur die Augen und wende mich den Aufgaben zu.

War ja klar, wer auf jeden Fall gelacht hat...

~

In den letzten beiden Stunden haben wir Kunst, mein Lieblingsfach. Unser Thema: Design. Unsere Aufgabe: Uhr designen. Und das natürlich mit Vorarbeit. Viel Vorarbeit. Leider.
Wir haben bis zum Ende der Stunde - und damit Ende des heutigen Schultages - noch ungefähr eine halbe Stunde, in der wir nun Skizzen für verschiedene Uhren erstellen sollen, für insgesamt zwei Zielgruppen.

Das Klingeln beendet endlich diesen Tag.

Endlich.

Ich raffe meine Sachen zusammen und verlasse dann den Kunstraum zusammem mit Amy. Auf dem Flur unterhalten wir uns ein wenig über unsere Skizzen, wir sitzen in Kunst nicht nebeneinander, bis ich auf einmal an meinem Rucksack zurückgerissen werde. Ich stolpere einige Schritte zurück, fange mich und schnappe erschrpcken nach Luft, sehe mich nach dem kurzen Schockmoment um - Roman.

Natürlich.

"Was sollte das?!", frage ich, definitiv gereizt, während ich versuche mich selbst zu beruhigen.

Nicht aufregen, er ist ein Arschloch.

Aber Roman erwidert nichts. Er dreht nur leicht den Kopf, seine - natürlich - perfekt sitzenden Locken verrutschen ein Stück und ef wirft mir einen abschätzenden Blick zu, seine Lippen leicht zu einem spöttischen Grinsen verzogen. Dann geht er. Ohne ein Wort. Ich unterdrücke meine aufkeimende Wut und wende mich wieder Amy zu, die Roman hinterherfunkelt.

Arschloch. Verdammt gutaussehendes Arschloch.

Leider.

My heart belongs to youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt