In guten wie in schlechten Zeiten 2

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Da der Beginn dieser Kurzgeschichte so düster war, versuche ich mal die Stimmung etwas zu heben :D

Seit fünf Monaten sollte ich jetzt nicht mehr Beckett heißen. Ich sollte die Frau von Bestseller-Autor Richard Castle sein. Ich sollte glücklich sein. Hatten wir es nicht verdient? Ein Happy-End. Nach allem was wir zusammen durchgemacht hatten. Erst Tyson, dann Bracken.

Ich ging wieder zur Therapie. Für ihn. Für unser Baby. Vor zwei Wochen hatte ich herausgefunden, dass es ein Junge wird. Ein kleiner Castle. Wie sollte ich es aushalten, ihn jeden Tag zu sehen? Er würde Rick sehr ähneln, dass wusste ich.

Ich saß zusammengekauert in einem weichen Sessel. Meine Hände hatte ich schützend über meinen Bauch gelegt. Mir gegenüber saß mein Therapeut Dr. Bruke. Er hatte einen gelassenen Gesichtsausdruck. Auf seinem Schoß lag meine Patientenakte. Ich fragte mich was wohl darauf stand. „Mutter erstochen. Verlobter umgekommen bei einem Autounfall – am Tag der Hochzeit. Nur knappes Überleben nach einem Schuss in die Brust. Hormonbedingte Stimmungsschwankungen, durch Schwangerschaft ( 22. Woche). Beurlaubter Detective beim NVPD." So oder so ähnlich.

„Mrs. Beckett..." bei dem Namen zuckte ich zusammen. Nicht das ich nicht stolz darauf war eine Beckett zu sein, es ist nur eine durchgängige Erinnerung. „ Entschuldigung, Kate.. Kate..." , Dr. Bruke schweifte wieder ab. Eigentlich wartete er seit einigen Minuten auf meine Antwort.

 Wie es mir ginge... Ja wie sollte ich das beschreiben? Ich war unfähig diesen Schmerz, diese Trauer in Worte zu fassen.

Ich starrte auf den Boden. Warum fragte er mich das? War es nicht offensichtlich?

Ich fuhr mir mit meiner Hand durch die Haare. Langsam schaute ich auf und erwiderte Dr. Brukes durchdringlichen Blick. Aber ich konnte ihm nicht lange standhalten. Ich flüchtete meinen Blick und schaute durchs Fenster.

„Wie geht es dem Baby?" Diese Frage hatte ich nicht erwartet. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Wäre es nicht für ihn, hätte ich aufgegeben. Ich nickte und schlang meine Hände wieder um meinen Bauch.

Ich öffnete meinen Mund, um zu antworten. Aber es kamen keine Wörter heraus.

Ich räusperte mich und probierte es erneut.

"Es.. es geht ihm gut." antworte ich mit rauer Stimme.

"Ihm?" fragt mein Therapeut neugierig.

"Ja es wird ein Junge. Habe ich vor zwei Wochen herausgefunden!"

" Sie wirken erfreut. Haben Sie keine Angst, dass er Sie an Ihren Verlobten erinnern wird?"

Und damit traf er ins Schwarze. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu beruhigen, um nicht wieder in Tränen auszubrechen, wie an dem Tag als ich es herausgefunden hatte. Ich erinnerte mich nur zu gut: Mein Vater saß neben mir und hielt meine Hand. Er konnte nicht verstehen, dass ich nicht aus Freude geweint hatte. Sondern aus Furcht.

"Doch.. doch ich habe Angst. Sogar riesen große Angst." Das war das erste Mal in meinem Leben, das ich es jemandem -außer Rick- gestand. "Ich habe Angst, dass ich ihn nicht annehmen kann, weil er Rick zu sehr ähnelt. Das ich, wenn ich seine Augen blicke, nur Verlust und Schmerz spüre.

Doch gleichzeitig freue ich mich. Ich kann es nicht erwarten, ihn endlich zu sehen. Ricks Lächeln wieder zu sehen, seine blauen, strahlenden Augen. Wenn er älter ist, dann wird er sich so bewegen wie Rick, er wird so sprechen. Es ist so, als würde er in ihm weiterleben.. und das gibt mir Kraft."

Mein Therapeut holte Luft, um etwas zu erwidern, aber davon ließ ich mich nicht abhalten. Ich sprach einfach weiter. Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus: " Ich wünschte Castle hätte ihn kennenlernen können. Er hätte es geliebt noch einmal Vater zu werden. Dieses Mal einen Jungen großzuziehen. Er hätte ihm Laser-Tag beigebracht. Sie hätten zusammen Viedeospiele gespielt. Rick hätte ihn soo verwöhnt. Er wäre ein Vaterkind geworden. Und er wäre  sicherlich ein großer Bruder geworden... wenigstens hat er Alexis."

Eine Träne kullerte mir über die Wange. Es war unglaublich was Martha und Alexis für mich taten. Als hätten sie nicht selbst gerade Sohn und Vater verloren. Sie waren stark für mich und das Baby. Ich kam mir so schwach vor, weil ich ihnen nichts zurück geben konnte.

"Wie geht es den beiden?" holte mich Dr. Bruke aus meinen Gedanken.

Ich wünschte ich wüsste es. Aber immer wenn ich bei ihnen war, kümmerten sie sich nur um mich und verbargen ihre eigenen Gefühle. Ich wollte auch für sie dar sein. Ihnen helfen.

"Gut.. Alexis ist jetzt schon die beste große Schwester. Und Martha hat mir versprochen mich bei allem zu unterstützen."

Dr. Bruke schaut mich misstrauisch an.

"Aber ich weiß nicht wie sie Ricks Tod verarbeitet haben. Sie reden nicht mit mir darüber." fügte ich nach einigen Sekunden zögernd hinzu.

"Sprechen Sie sie darauf an. Lassen Sie sie nicht vom Thema abweichen. Es wird Ihnen helfen. Und sie näher zusammen schweißen." riet er mir.

Alexis und Martha waren, neben meinem Vater, die Personen die mir am nahsten standen. Sie waren meine Familie und ich liebe sie über alles. Ich war so dankbar, dass sie mich nach Ricks Tod, ohne zu zögern in ihre Familie einbanden. Manchmal fragte ich mich, ob sie es auch so selbstverständlich getan hätten, wäre ich nicht schwanger gewesen. Aber ich glaubte ich kannte die Antwort.

Ich lächelte, als es an der Tür klopfte. Alexis trat herein. Sie blieb bei der Tür stehen und winkte mir zu.

"Danke ich werde mir ihren Rat zu Herzen nehmen. Bis zum nächsten Mal" sagte ich zu Dr. Bruke, als ich aus dem Sessel aufstand.

Ich lief zu Alexis herüber. Sie holte mich immer von meiner Therapiestunde ab. Zur Begrüßung umarmte sie mich und auch ich schlang meine Arme um sie. Ich flüsterte ein leises "Hey" in ihre Haare und küsste sie auf den Kopf. Wir blieben noch ein paar Sekunden länger als unbedingt nötig Arm in Arm stehen.

Und in diesem Moment wusste ich, es würde alles gut werden.

A/N: Es tut mir leid, dass ich so lange für das Update gebraucht habe. Ich hatte wirklich viel Stress in der Schule.

Dieses Kapitel war viel Arbeit und ich würde mich über ein paar positive Feedbacks freuen <3  

Danke fürs Lesen :**

Caskett lifetimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt