Kapitel 15

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Nach gut einer halben Stunde kamen wir an. Therese ließ meine Hand los und ging nach vorne, um eine Ansage zu machen.

"Stellt euch bitte um den Bus und holt eure Koffer raus. Ich brauche noch vier Leute, nicht die von vorhin ", sie lachte kurz auf ," die das Klavier in unser Haus transportieren. "

Ich schaute mich um und musste grinsen. Es war klar ,dass es niemand tun wollte. Die waren alle zu faul,so wie ich jetzt gerade.

Zum Bus getragen hatten es Alisa,Melina,Lisa und Nelli. Ich könnte mich opfern, aber war ich dazu bereit? Auch wenn ich sie liebe,kann ich mich körperlich anstrengen?

Letztendlich meldete ich mich. Und nur ich.

"Ok, Henriette. Noch wer?" ,fragte sie hoffnungsvoll.

"Schon gut, ich mache es allein. "

"Sicher, dass du das schaffst? "

Fast hätte ich erwidert 'Wenn du mich nachts zum Schreien bringen kannst,kann ich auch Klavier tragen. ' Zum Glück nur fast.

"Ja, dann hole ich erst die Tastatur und dann das Stativ. ",lächelte ich sie an. Sie lächelte, nickte und ging raus.

Das war der Startschuss. Alle drängelten sich aus den engen Bus,als würde hier irgendein Gas verströmt.

Ich wartete geduldig ab,genau wie Kenny und Seli.Ich war ihnen sehr dankbar,als sie meinen Koffer mitnahmen,damit ich das Klavier tragen konnte.

Ich hatte natürlich den Vorteil,dass das Klavier immer zuerst geholt werden musste,also konnte ich einfach so durch die Menge gehen.

Auf dem Weg zum Hauptgebäude des Chores stieß ich mir mehrmals das Knie an.Wie es wohl später aussah? Blau, Grün, Gelb; so sollte es sein.

Angekommen im Hauptgebäude, stellte ich das Keyboard vorsichtig hin und machte mich bereit für die zweite Runde.

Therese stand am Bus und redete mit dem Busfahrer. Ich hatte gehört, dass er neben dem Busfahren in einer Band ist. In so einer Rockabilly Band.

Das erklärte,weshalb er in dem Style gekleidet war. Es sähe so gut aus,hätte er nicht eine Halbglatze. Eine Halbglatze mit Elvis Presley Frisur.

"Endlich! Ich muss noch zu einem Auftritt! Hopp Hopp! " ,meckerte er mich an. Ich starrte ihn mit großen Augen an. So etwas würde ich doch nicht durchgehen lassen.

"Ruhig Blut. Ich beeil mich ja." Ich humpelte den Rest des Weges, da jetzt der gesamte Schmerz zu spüren war.

"Ruhig Blut?!" ,schrie er entsetzt.

Ich griff das Stativ, schaute ihn mit einer Augenbraue oben an, grinste Unheil bringend und sagte :,, Wenn Sie gut sind entschuldige ich mich."

Die beiden starrten mich mit aufgerissenen Mündern an,wobei bei Therese eher eine Mischung von Lachen und aufgerissenen Mund zu finden war.

Ich strich mir die losen Haarsträhnen aus dem Gesicht, als ich das Stativ ebenfalls abstellte.

"Gut gemacht. ", flüsterte Therese mir beim Vorbeigehen ins Ohr und griff mir unbemerkt an den Arsch.

Selbst ein Blinder konnte erkennen wie rot ich war. Die Hitze ,die ich wegen ihr ausstrahlte, war überwältigend. Würde ich eine Sache anfassen, würde sie schmelzen.

Warum musste sie nur so eine Wirkung auf mich haben? Alle starrten mich an ,in einer bösen Art. So als hätte ich etwas falsch gemacht.

Plötzlich rammte mir jemand seinen Ellenbogen in die Seite.

"Uh,was läuft da." ,grinste Kenny und grinste, während ich versuchte meine schmerzende Seite zu heilen.

"Was sollte da laufen?",fragte ich lachend und rieb mir den Kopf.

"Du bist doch voll rot.",lachte sie nun.

"Ich bin immer rot.",lachte ich zurück.

Jetzt zog sie ihre Augenbraue hoch und grinste mich mit einem breiten Lächeln an.

"Sie's halt heiß.",fasste ich mich kurz,biss mir auf die Unterlippe und schaute Therese auf den Arsch,als sie den Notenständer aufstellte.

"Den wirst du ihn versohlen , wa?",fragte Seli und schaute mich grinsend an.

"Nein!",schrie ich unbewusst,sodass mich jeder anschaute ,"Ich werde Frau Wilhow nicht den Arsch versohlen!"

Plötzlich erfüllte peinliche Stille den Raum.Alle schauten mich wie vorhin an,als hätte ich etwas getan,dass die Welt zum Untergehen bringt.Es blieb so,bis Therese selbst anfing zu lachen. Ich kann einfach immer auf sie zählen,selbst in solchen Situationen.

"Ich bin mir da gar nicht mal so sicher!",rief sie zurück. Da fingen alle an zu lachen. Gehirngewaschene Zombies.

Nun standen Seli,Kenny und ich vor der Tür. Alle Mädchen,außer wir, lachten. Therese hatte schon lange aufgehört zu lachen.Sie wusste,wie man Leute ablenkt.

Einen kleines Grinsen umspielte mein Gesicht. Diese Fähigkeit wird uns noch so nützlich sein. Wir könnten die neuen Bonnie und Clyde werden.

Ja,mit ihr abhauen und Banken ausrauben. Lassen wir das Morden und Sterben einfach weg.

Ich schaute, ob mich jemand anschaute und schlich mich auf die Toilette der Jugendherberge. Ja, ich drückte mich vor dem Aufbau. Genauso wie vor dem Abbau.

Nach zwei Minuten hörte ich,wie jemand rein kam und an meiner Tür klopfte.Ich nahm Thereses leises Lachen wahr,also stürmte ich aus der Kabine und umarmte sie.

Ich weiß,es war riskant.Jemand hätte uns sehen können und ich denke,es würde komisch aussehen,wenn jemand seine Lehrerin umarmt.

"Guten Tag auch an dich Henripooh.",grüßte sie mich.

"Henripooh?" , lachte ich auf und schaute sie an. "Soll das ein Spitzname sein? Guck mal, ich kriege schon Tränen in den Augen."

Ich fühlte Thereses Augen auf mir , während ich lachte. Ich lachte nicht oft,was diese Situation für sie noch interessanter machte.Sie drückte mich dichter an sich.

"Hast du etwa einen besseren für mich? ", fragte sie mit einem Grinsen.

"T-bee." Nun fing sie an zu lachen bis ihr die Tränen kamen.

"Nein, jetzt wirklich. ", lachte sie.

"Therese ist ein schöner Name,weshalb dann ein Spitzname? ", lächelte ich sie an und schaute ihr tief in die Augen.

"Schleimer.", sagte sie und küsste meine Nase. Ich konnte das Blut in die Adern fließen spüren.

"In zwei Jahren hast du einen Spitznamen. ", sagte ich. Sie schaute mich fragend und mit einem Lächeln an.

Ich kam ihr mit meinem Gesicht näher und konnte ihren Atem auf meinen Lippen spüren.

Ihre braun - grünen Augen vertieften sich in meinen blau-grauen. Ich liebe es, wenn sie mich anschaut. Wenn sie mir, nur durch diesen Blick, ihre Liebe erklärte.

"Ehefrau." , flüsterte ich.

Kaum hatte ich dieses einfache Wort gesagt, presste sie ihre Lippen auf meine. Sie schmeckte nach Kaffee und ich liebte es. Ich könnte sie so lange küssen ,bis der Geschmack weg wäre.

Therese trennte sich von meinen Lippen, doch ich wollte es nicht. Ich hing so lange an ihren Lippen, bis unsere Lippen geschwollen waren.

"Toll. Jetzt kann das doch jeder sehen.", lachte sie.

"Wird schon niemandem auffallen. ", meinte ich und gab ihr noch einen kurzen Kuss.

Ich öffnete die Tür und schaute, ob jemand da war,der uns sehen konnte. Dann hielt ich die Tür auf und machte eine höfliche Geste.

Therese ging mit einem Lächeln an mir vorbei. Natürlich tat ich nichts anderes, als ihr auf den Arsch zu gucken. Das würde noch eine lange Chorfreizeit werden.

Hölle (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt