„Glo-o-o-o-o-o-O o-o-o-o-o-O o-o-o-o-o-O o-o-o-o-o-O o-o-o-o-o-O ri-a Ho-san-na in ex-cel-sis!"
Ein kleines Zeichen unseres Chorleiters und der letzte Ton wird sauber beendet.
Uff. Geschafft. Erstmal durchatmen. Und den verschwitzten Pulli vom Rücken lösen. Dieses Stück ist anstrengend. Zwar muss ich nur bis zum f '' hoch – für einen Sopran keine Hürde – aber knapp sechs Takte Glorias ohne zu atmen gehen dann doch ein bisschen an die Substanz. Vor allem, wenn man seit fast einer Stunde nichts anderes singt.
Während ich versuche, meine Bauch- und Beinmuskeln etwas zu lockern, soweit das in den leicht beengten Verhältnissen hier möglich ist, fische ich in der Hosentasche nach meinem Handy.
Ob er wohl gut hergefunden hat?
Möglichst unauffällig, um mir keinen Ärger einzuhandeln, auch wenn die Probe jetzt eigentlich zu Ende ist, deaktiviere ich die Tastensperre und werfe einen prüfenden Blick auf das Display. Mahnend leuchtet mir ein roter Pfeil entgegen. Mist!
Plötzlich sind alle himmlischen Glocken und singenden Engel völlig egal und Panik steigt in mir auf. Ein verpasster Anruf. Oh, bitte nicht! Bitte sag mir jetzt nicht, dass Du es nicht geschafft hast. Dass Du es nicht gefunden hast und jetzt mit Wut im Bauch wieder auf dem Heimweg bist. Oder dass Du irgendwo mit einer Panne am Straßenrand in der Kälte stehst. Bitte, bitte nicht!
Verstohlen und in Windeseile tippe ich: „mom, gleich Ende" und bete, dass alles in Ordnung ist. Noch nie habe ich das Ende einer Probe derartig herbeigesehnt. Normalerweise bin ich so in die Arbeit vertieft, dass ich gar nicht auf die Idee komme, auf die Uhr zu schauen.
Aber hier und heute ist nicht „normalerweise". Ich sitze oder stehe nicht wie sonst mit zwanzig Mann im Nebenraum einer Kirche, sondern befinde mich gemeinsam mit hundert anderen Menschen in einem Konzertsaal. Dieses vorweihnachtliche Chorprojekt vereint eine Zenturie von Männlein und Weiblein zwischen 14 und 74 Jahren unter einem Dach – völlig unabhängig von gesangstechnischen Vorkenntnissen. Dank der umsichtigen Planung unseres Chorleiters Patrick, die strategisch platzierte Inseln von jeweils zwei bis drei erfahrenen Chorsängern inmitten von weniger sicheren oder völlig unerfahrenen Sangesfreudigen beinhaltet, finde ich mich umgeben von den unterschiedlichsten Fremden. Neben mir die älteste Teilnehmerin in der Gruppe. Sehr nett, eine fitte und richtig liebe Omi. Leider mit strengem Mundgeruch, der besonders gut zur Geltung kommt, wenn sie sich vertrauensvoll zu mir lehnt und flüsternd eine Frage an mich richtet. Auf der anderen Seite eine Frau meines Alters, die bereits einige Chorerfahrung hat und sehr gut singt, dafür aber die Nase derartig weit oben trägt, dass es reinregnet. Hinter mir zwei Tenöre wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, die mir direkt in die Ohren singen und die zu ignorieren in den kommenden Wochen meine ganz persönliche Herausforderung sein wird, und vor mir zwei nach billigem Parfum stinkende Wechseljahr-Zicken, denen die Schminke aus dem Gesicht zu bröckeln droht, wenn sie den Mund beim Singen versehentlich so weit öffnen würden, wie sie es theoretisch sollten.
Heute ist die zweite von sieben geplanten Proben, an die sich zwei Konzerte anschließen werden. Ich hadere mit meiner Entscheidung an diesem Projekt teil zu nehmen, aber Aufgeben kommt nicht in Frage. Auch wenn die Stücke erstmal nicht so ganz mein Fall sind und mir die Masse der Leute unangenehm ist. Kneifen steht nicht zur Debatte. Dafür singe ich zu gern – vor allem klassische Weihnachtslieder – und dafür ist die Arbeit mit Patrick viel zu schön.
Ein paar Jahre und ein bisschen Lebenserfahrung mehr - und der Kerl könnte einen verdammt guten Dom abgeben. Selbstbewusst, willensstark, intelligent, einigermaßen gutaussehend, von Natur aus dominant, eine verheißungsvolle Stimme und grundsätzlich einfühlsam. Er kann hart sein und unerbittlich durchgreifen, genauso wie er seine sanfte Seite zeigen kann. Aber momentan ist er noch zu jung. Noch zu ichbezogen, in seinem Handeln manchmal sehr unreif. Was ihm fehlt ist die Art von Erfahrung, von Rückschlag, die einen fürs Leben lernen lässt.
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Zu seinen Füßen
De TodoCat, a grown woman caught between two worlds, has an extraordinary BDSM relationship with Jo, to whom she is so infatuated that she would give up everything for him. Hautnah wird die Geschichte der intensiven und komplexen BDSM-Beziehung zwischen Ca...