6 - Kuss

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Beim Abendessen würdige ich Harry keines Blickes.

Malfoy allerdings schon, der schaut aber nur kurz auf, als ich den Saal betrete und wendet sich dann wieder Blaise und Pansy zu.

Daphne habe ich von der Umarmung nichts erzählt. Das muss ich erstmal für mich selbst irgendwie verarbeiten. Von dem Streit mit Harry habe ich ihr allerdings schon berichtet und sie ist jetzt der Meinung, dass er eifersüchtig ist. Auch wenn ich nicht wüsste, wieso? Harry und ich sind von Anfang an nur Freunde, mehr nicht.

Nach dem Abendessen setzen wir uns noch ein bisschen in den Gemeinschaftsraum, was wir eigentlich echt selten machen, aber heute war uns irgendwie danach.

Daphne unterhält sich mit Pansy (sie ist manchmal echt nett zu uns, aber nur, wenn man sie an einem guten Tag erwischt) und ich sitze in der Ecke und lese ein Buch, wobei mein Blick immer wieder zu Malfoy wandert.

Als wir später ins Bett gehen, kann ich nicht einschlafen. Ich muss immer wieder an Malfoy denken und bin auch gar nicht müde, weil ich ja bis mittags geschlafen hatte.

Als es schon nach Mitternacht ist, stehe ich auf und beschließe ein bisschen durchs Schloss zu laufen, um einen freien Kopf zu bekommen.

Ganz automatisch komme ich wieder an den Treppen, die zum Astronomieturm führen, an. Ob ich hier gelandet bin, weil ich hoffe, dass Malfoy auch da ist?

Ich gehe die Stufen nach oben und bin ein bisschen enttäuscht, als ich allein dort stehe.

Seufzend gehe ich zum Geländer und genieße den Ausblick und den kühlen Wind, der mir übers Gesicht streift.

Mein Blick wandert zum Mond. In ein paar Tagen wird Vollmond sein. Ich muss Morgen mit Remus reden. Der Trank, den Snape ihm braut ist zwar stark, aber eine Vollmondnacht wird trotzdem schwierig für ihn.

„Du solltest um die Uhrzeit nicht mutterseelenallein umherwandern.", reißt mich eine Stimme hinter mir aus meinen Gedanken.

Erschrocken wirble ich herum. Mein Herz macht einen kleinen Freudensprung, als ich in Draco's lächelndes Gesicht schaue, welches im Mondschein noch blasser wirkt als sonst.

„Das gleiche gilt für dich.", sage ich mit einem verschmitzten Lächeln.

Er kommt auf mich zu und stellt sich neben mich. Eine Weile schauen wir beide schweigend in die Ferne.

„Gehts dir wieder gut?", unterbricht er irgendwann die Stille.

„Ja.", sage ich leise. Auch wenn das nicht ganz stimmt. Der Streit mit Harry macht mich immer noch ein bisschen traurig.

„Willst du mir erzählen, was los war?" Ich bin überrascht, von seiner sanften Art.

„Nein, ist schon gut. Warum bist du so spät noch hier?"

„Ich hab ehrlich gesagt gehofft, dir hier zu begegnen."

Ungläubig schaue ich ihn an. Er wirft mir daraufhin ein unsicheres Lächeln zu.

Bin ich im falschen Film gelandet? Das ist doch nicht Draco Malfoy, der hier vor mir steht.

„Was ist los? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen." Er fängt an zu lachen, weil ich wahrscheinlich wirklich blöd dreinschaue.

„Was treibst du hier? Wird das wieder eines deiner kranken Spielchen, um mich vor der ganzen Schule bloßzustellen?"

Ihm vergeht das Lachen wieder und er sieht fast ein bisschen gekränkt aus.

„Nein.", sagt er trocken. „Ich meine das eigentlich ernst. Aber wenn das für dich nur ‚ein Spielchen' ist, dann gehe ich jetzt besser wieder."

The boy, who made the right choice (Draco FF 18+)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt