Ungeduldig stehe ich am Gleis 9 ¾, am King's Cross Bahnhof in London und schaue auf die Uhr. Noch fünf Minuten, bis der Zug abfährt. Wo bleibt Daphne nur?
Daphne Greengrass. Meine beste Freundin und auch die Einzige, die ich in Slytherin habe. Wir teilen uns vom ersten Tag an ein Zimmer und sind seitdem unzertrennlich. Wir sind nicht unbedingt unbeliebt, aber so richtig dazu gehören tuen wir auch nicht. Dafür sorgt Malfoy schon, der selbsternannte Slytherin-Prinz, welchem alle Mädchen zu Füßen liegen. Mir entfährt ein verächtliches Lachen bei diesem Gedanken.
Ich schaue erneut auf die Uhr. Drei Minuten noch. Verdammt, dass sie immer so unpünktlich sein muss.
Ich setze gerade schon dazu an, in den Zug zu steigen, als ich mich noch einmal umdrehe und sie endlich zusammen mit ihrer kleinen Schwester Astoria auf mich zu gerannt kommen sehe.
Erleichtert fallen wir uns in die Arme und steigen direkt ein.
Wir sind gerade noch auf der Suche nach einem leeren Abteil, als der Zug sich in Bewegung setzt.
Wir kommen an einer Kabine vorbei, in der Malfoy mit seinen „Freunden" sitzt.
Als er uns bemerkt, wirft er mir einen verachtenden Blick zu, woraufhin ich nur die Augen verdrehe.
Wir beide konnten uns vom ersten Tag an nicht leiden. Dieses eingebildete Grinsen und die Tatsache, dass er scheinbar ohne seinen Vater nicht klarkommt. Lächerlich.
Wobei er vor den Ferien noch anders aussah, nicht so ... attraktiv wie jetzt. Er trägt einen schwarzen Anzug und seine Haare sind ein bisschen kürzer.
Ok, Stop! Was war das denn bitte? Draco Malfoy ist doch nicht attraktiv. Er ist gehässig und selbstverliebt, das ist alles.
Jaja, so gut wie jedes Mädchen auf der Schule steht auf ihn, sogar Daphne erwische ich manchmal dabei, wie sie ihn ein bisschen zu lange anstarrt. Aber mich hat das immer kalt gelassen, diese eisig blauen Augen ...
Wtf?! Was ist denn mit dir los Y/N? Das ist fucking Draco Malfoy, dein Erzfeind. Du hasst ihn! Und dabei soll es bitte auch bleiben.
Wir kommen zu einem Abteil, in dem die Leute sitzen, die ich gesucht habe.
Harry, Ron und Hermine.
Freudestrahlend falle ich Harry in die Arme. Er ist so etwas wie mein bester Freund geworden, obwohl wir unterschiedlicher kaum sein könnten. Er ist ein beliebter Gryffindor, der nur so strotzt vor Mut und Selbstbewusstsein. Ich hingegen bin eine unbeliebte, unsichere und schüchterne Slytherin.
Ich und Daphne setzen uns zum goldenen Trio und fangen an uns gegenseitig von unseren Ferien zu berichten.
Daphne versteht sich zwar gut mit den Dreien, ist aber trotzdem nicht begeistert davon, dass wir ständig Zeit mit ihnen verbringen. Das würde unsere Chancen doch noch beliebt zu werden minimieren, wenn wir ständig mit den Gryffindors rumhängen.
Mir ist das ehrlich gesagt egal, ich habe mich damit abgefunden nicht die Beliebteste zu sein.
Die Fahrt vergeht wie im Flug.
Als der Zug in den Bahnhof einfährt gehe ich gedankenverloren in Richtung Ausgang, als ich mit einem unsanften Knall, gegen jemandes Rücken stoße und vor Schreck nach hinten falle, wo Harry mich zum Glück auffängt.
Verdutzt schaue ich nach oben in Malfoy's wutentbranntes Gesicht. Er ist viel größer als ich, weswegen ich meinen Kopf fast in den Nacken legen muss.
„Kannst du nicht aufpassen Lupin.", zischt er stinksauer.
„Entschuldige.", murmle ich eingeschüchtert und mit einem verächtlichen Kopfschütteln dreht er sich wieder um und geht weiter.
„Alles gut Y/N?", höre ich Harry's Stimme hinter mir.
„Ja geht schon. Ich hab mich nur erschrocken, das ist alles.", sage ich leise.
Ich muss zugeben, dass Malfoy mir Angst macht. Ich versuche immer so stark und selbstsicher wie möglich vor ihm zu wirken, aber es ist schon oft genug vorgekommen, dass er sich irgendwelche Gemeinheiten einfallen lassen hat, wenn ich ihn verärgert habe.
Im 3. Jahr hat er mich zum Beispiel mal über Nacht, ohne meinen Zauberstab, in eine Besenkammer eingesperrt, nur um mich dann am nächsten Morgen total verängstigt und halb erfroren vor der halben Schule wieder rauszulassen. Das fanden natürlich alle total witzig, wie ich daraufhin heulend auf mein Zimmer gerannt bin.
Ich könnte noch dutzende Situationen aufzählen, in denen Malfoy mich irgendwie vor der ganzen Schule bloßgestellt hat. Bei dem Gedanken daran, steigen mir schon wieder Tränen in die Augen.
Ich spüre eine sanfte Hand auf meiner Schulter und wirble herum. „Sicher, dass alles okay ist?", fragt Harry besorgt. „Ja alles Bestens.", sage ich mit einem aufgezwungenen Lächeln und wische mir die Tränen aus den Augen.
Der Zug hat mittlerweile am Bahnhof gehalten und wir gehen zu fünft nach draußen, wo Hagrid schon auf uns wartet. Freudestrahlend begrüßen wir ihn und fahren dann mit den selbstfahrenden Kutschen zur Schule.
Nachdem Dumbledore seine altbekannte Rede gehalten hat, die Erstklässler in ihre Häuser eingeteilt wurden und wir zu Abend gegessen haben, machen Daphne und ich uns auf den Weg in den Kerker.
„Hast du gesehen wie Malfoy dich angestarrt hat?", sagt Daphne irgendwann.
„Was?"
„Ich weiß auch nicht, er hat beim Essen ständig zu dir rüber geschaut."
„Sicher? Vielleicht hat er mal wieder mit Pansy, die neben mir saß, geflirtet."
„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass er dich angestarrt hat.", entgegnet sie nachdenklich.
Da ich mich die meiste Zeit kaum traue ihn überhaupt anzuschauen, war mir das nicht aufgefallen. Aber warum sollte er mich auch anstarren? Daphne hat sich sicherlich geirrt. Aber warum wünsche ich mir irgendwie, dass sie sich nicht geirrt hat? Bei dem Gedanken daran breitet sich ein seltsam angenehmes Gefühl in meinem Bauch aus. Was ist nur mit mir los?
Wir schweigen uns den Rest des Weges an. Als wir in unserem Zimmer ankommen, fange ich wortlos an meine Koffer auszupacken.
Daphne setzt sich auf mein Bett und schaut mich nachdenklich an.
„Was ist los Y/N?"
Ich seufze, packe das T-Shirt, was ich gerade noch in der Hand habe in meinen Schrank und setze mich neben sie.
„Ich weiß auch nicht, irgendwas an Malfoy ist anders dieses Jahr."
„Was meinst du?"
„Ich find ihn irgendwie nicht mehr ganz so scheiße, wie sonst. Ich meine, er ist immer noch ein riesiges Arschloch, aber ... Ach ich weiß doch auch nicht."
Ich lasse mich mit einem Seufzer rücklings auf die Matratze fallen und starre an die Decke meines Himmelbetts.
„Du bist doch nicht etwa grade dabei dem Slytherin-Prinzen zu verfallen, oder?", sagt Daphne mit einem neckischen Grinsen.
Spielerisch boxe ich ihr gegen die Schulter und wir fangen beide an zu lachen.
Plötzlich springt Daphne auf, schwingt ihren Zauberstab und lässt Musik aus unserem Radio erklingen. Auffordernd hält sie mir die Hand hin und zieht mich vom Bett. Wir fangen lachend an zu tanzen. Daphne weiß immer genau, was sie tun muss, damit es mir besser geht. Dafür liebe ich sie.
Nach einer Weile klopft es an der Tür und eine grimmig guckende Pansy aus unserem Nachbarzimmer steht im Türrahmen. „Könnt ihr die Musik ausmachen? Es ist längst Nachtruhe!", faucht sie.
Ich mag Pansy eigentlich, aber sie kann echt zickig sein.
Wir entschuldigen uns und machen das Radio aus.
Nacheinander gehen wir duschen und legen uns dann ins Bett.
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The boy, who made the right choice (Draco FF 18+)
FanficY/N Lupin ist eine schüchterne Hexe, die in Hogwarts zur Schule geht. Ihr Erzfeind, Draco Malfoy, tut sein Bestes, um ihr das Leben zur Hölle zu machen. Aber irgendwas ist anders in ihrem 6. Jahr. Kann es sein, dass die beiden anfangen sich zu mög...