Jagd

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Wieder erwachte ich durch ein Knacken in der Nähe. Ich sprang auf oder eher versuchte ich es, doch es klappte nicht wirklich. Mein gesamter Körper schien völlig versteift zu sein und schmerzte. Ächzend streckte ich mich und sah mich gleichzeitig um. Meine Flügel waren noch immer da und vorraussichtlich würde ich sie auch nicht wieder verbergen können. Es wäre also denkbar unpraktisch wenn jetzt jemand aufkreuzen würde. Da ich also niemand sah lauschte ich eine Weile.

In diesem Moment nahm ich einen Geruch wahr, der für den Wald untypisch war. Menschlich. Wieder ein Knacksen, direkt hinter mir.

Ich machte einen Satz nach vorne und fuhr herum. Da stand er.

>>Mika! Was machst du hier? Wie hast du mich gefunden?<< Ich ging ein paar Schritte rückwärts; weiter weg von ihm.

>>Das ist ja mal eine tolle Begrüßung...<<, murmelte er. >>Egal. Dachtest du wirklich ich würde einfach nur Zuhause rumsitzen und warten, bis dich die Polizei oder... oder SIE gefunden hätten? Nachdem ich der Polizei erzählt hatte was passiert ist bin ich selbst wieder los, um deiner Spur zu folgen. Das war echt nicht einfach vorallem, weil du zwischendrin noch den Bus genommen hast. Ich habe dich dort nur ganz knapp verpasst, jedenfalls war es dann um einiges einfacher, als du in den Wald gegangen bist. Wärst du aber nicht langsamer geworden, hätte ich dich vielleicht nicht mehr eingeholt.<<

Ich sah ihn nur verwirrt an. >>Aber wie...<<

>>Du kannst doch dank deiner Fähigkeit spüren wie sich das  Wetter verändert und auch den Geruch anderer stärker wahrnehmen oder nicht?<<, unterbach er mich. >>Naja, so ähnlich habe ich dich gefunden. Es war so, als würde ich deine Fußabdrücke ganz deutlich auf dem Boden sehen können. Bis dahin war mir eigentlich garnicht so bewusst, dass ich meine Fähigkeit auch auf diese Art und Weise einsetzen kann.<<

Er ging ein paar Schritte auf mich zu und sah mir direkt in die Augen. Ich stand wie angewurzelt da.

>>Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?! Ich - nein - wir alle machen uns riesige Sorgen um dich. Warum haust du einfach ab?<<, er klang echt sauer. Sogar noch aufgebrachter als ich erwartet hätte.

>>I-ich habe es dir doch schon gesagt.<< Ich blicke an ihm vorbei zu Boden. >>Ich will einfach nicht das SIE euch wegen mir verletzen. Ich will euch nicht in Gefahr bringen. Das war mir einfach der beste Weg dafür.<<

>>Mia, du bist diejenige die schon die ganze Zeit am meisten in Gefahr steckt. Denk doch einfach mal etwas zurück. SIE haben immer nur dich angegriffen. Glaubst du nicht das wir uns dann auch Sorgen machen? Grade wenn du so fühlst, dann musst du das doch verstehen können. Ich will einfach nicht, dass sie dich nocheinmal verletzen. Du hast doch sogar zu mir gesagt, dass ich es alleine nicht gegen sie aufnehmen kann, aber du bist doch dann auch allein. Lass uns doch damit aufhören allein kämpfen zu wollen und es gemeinsam gegen sie aufnehmen.<< Seine Stimme war ruhig und nicht drängend, aber trotzdem bestimmt. Er hatte so einen gequälten Blick, dass mir einfach nur nach weinen zumute war.

>>Okay...<< Und dann liefen mir auch schon die Tränen über das Gesicht.

Er überwand die kurze Distanz zwischen uns und umarmte mich. Er war so warm und roch so vertraut, dass meine gesamte Anspannung wie weggeblasen war und ich legte auch meine Arme um ihn. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und es entstand ein kurzes Schweigen.

>>Was ist eigentlich mit deinen Flügeln?<<, fragte er und berührte ganz leicht meine linke Flügelspitze. Trotzdem zuckte ich zusammen und er sah mich leicht überrascht - aber eher besorgt - an. >>Oh, tut mir Leid.<<

Four - Every ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt