Unklare Sicht

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~Mikas Sicht~


Der Baum in dem ich mich befand war nicht sonderlich hoch und selbst wenn, wäre es für mich kein Problem gewesen herunterzukommen. Immerhin war mitlerweile keiner von denen mehr in Sicht, also konnte ich relativ entspannt weiter. Wo genau Mia war wusste ich nicht, denn ich konnte mich kaum noch daran erinnern wo wir zuletzt gemeinsam gewesen waren. Ich war immernoch leicht benommen was meine Suche noch zusätzlich erschwerte, doch ich musste sie finden. Ich kniete mich hin und versuchte mich so gut es ging zu konzentrieren und tatsächlich : Sie war nicht weit entfernt von hier auf einem anderen Baum.

Als ich es endlich zu ihr geschafft hatte, rief ich sie, doch sie reagierte nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als sie von dort herunterzuholen. Wieder auf dem Boden rührte sie sich noch immer nicht und auch erst jetzt fielen mir ihre unzähligen kleineren und größeren Verletzungen auf. Es reichte von Kratzern und blauen Flecken bis zu ernsten Schnittwunden und Prellungen oder vielleicht sogar schlimmerem.

Während ich sie weitertrug, wusste ich nicht genau, was ich als nächstes tun sollte. Natürlich musste ich uns zuerst irgendwie wieder aus dem Wald rausbringen und der nächste halt wäre dann wohl das Krankenhaus, doch wie sollte ich das schaffen? Es war bereits mitten in der Nacht und es war nicht grade einfach, zur nächsten Stadt zu kommen. Zum einen befanden wir uns weit von dort entfernt und zum anderen waren die Straßen hier nicht wirklich gut befahren.

Ich lief die ganze Nacht lang durch - nutzte zwischendurch sogar die Erde um schneller voranzukommen - trotzdem war ich erst gegen Mittag bei der Straße und Mia hatte sich noch immer nicht gerührt. Es bestand nichteinmal die Möglichkeit jemanden anzurufen um irgendwie hilfe zu bekommen, denn hierdraußen gab es kein Netz. So hatte ich keine andere Wahl, als die Straße entlangzulaufen und darauf zu warten, dass uns irgendjemand half. Tatsächlich hatten wir Glück, denn nach grademal 4 weiteren Stunden fuhr ein Streifenwagen an uns vorbei und hielt am Straßenrand. Die Polizisten hatten wohl erkannt, dass etwas nicht stimmte.

Jedenfalls fuhren sie uns in das nächste Krankenhaus und dort kümmerten sich die Ärzte um Mia - aber auch um mich. Erst da bemerckte ich, dass auch ich ein paar Verletzungen hatte. Als danach endlich ein Arzt vorbeikam und mir sagte, dass es Mia nun den Umständen entsprechend gut ginge, wurde ich bewusstlos.

Ich kam wieder zu mir, als ich leise Stimmen hörte.

>>Hey, er wacht auf.<<

>>Mika, wie geht es dir?<<

Erst da wurde mir bewusst, dass es meine Eltern waren.

>>Ging mir schonmal besser.<< Ächzend versuchte ich mich aufzurichten, doch sofort spürte ich einen stechenden Schmerz bei meinen Rippen. Mein Vater drückte mich vorsichtig zurück auf das Bett.

>>Ich kann mir denken, warum du sofort aufstehen möchtest, aber überanstreng dich nicht noch mehr. Was auch immer passiert ist, scheint euch an eure Grenzen gebracht zu haben. Vorallem Mia. Doch du musste dich auch ausruhen. Mach dir keine Gedanken, denn Mia ist hier in guten Händen.<<

>>Wie geht es ihr?<<

>>Mittlerweile hat sich ihr Zustand bereits verbessert. Sie ist zwar stabil, aber immernoch nicht aufgewacht. .<<

>>Was soll das heißen?<<

>>Es ist zwar mitlerweile 2 Tage her, aber sie sollte bald aufwachen und ihre Verletzungen sind zwar nicht grade leicht dennoch sollten sie ohne Probleme verheilen.<<

>>Das klingt irgendwie so, als würdest du versuchen mich davon zu überzeugen, dass es ihr ja doch garnicht so schlimm geht, alles okay ist und ich mir bloß keine Sorgen zu machen brauche.<<, sagte ich seufzend, was allerdings ebenfalls schmerzte. Ich legte einen Arm über meine Augen und für eine Weile herrschte Schweigen. Schließlich ergriff Mom mit einem besorgten Gesichtsausdruck das Wort.

>>Mika, wir kennen dich. Deswegen machen wir uns ja auch solche Sorgen. Du bist Mia Hals über Kopf gefolgt, weil du scheinbar irgendwie wusstest, dass irgendetwas passieren würde und am Ende seid ihr beide teils schwerverletzt im Krankenhaus gelandet. Vielleicht ist grade nicht der richtige Zeitpunkt aber wir würden gerne wissen was da passiert ist. Die Polizisten, die euch gefunden haben, konnten uns auch nicht wirklich sagen, was passiert ist.<<

>>Mom, ich verstehe ja, dass ihr das wissen wollt, aber ich kann es euch auch nicht wirklich sagen.<<

>>Was meinst du damit?<< Mein Vater schien leicht verwirrt. Verständlich bei so einer vagen Antwort, aber ich konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Wenn sie erfuhren, dass SIE uns verfolgten... Ich wusste nicht was sie dann tun würden, allerdings wollte ich sie da möglichst raushalten. Es wäre nicht gut, wenn sie von allem erfahren würden. Zwar waren sie nicht direkt eine Gefahr für uns, aber solange sie nichts wussten hätten SIE keinen Grund ihnen irgendetwas anzutun. Mir war durchaus bewusst, dass SIE sie trotzdem noch als Druckmittel verwenden konnten, aber solange sie nichts von IHNEN wussten, hätten SIE auch nichts von ihnen zu befürchten. Also log ich. Zumindest zur Hälfte.

>>Ich weiss selbst nicht mehr so genau, was passiert ist. Alles wirkt irgendwie so verschwommen. Ich versuche ja mich zu erinnern, aber es klappt einfach nicht und stattdessen dröhnt mein Kopf nur noch mehr.<<

Das war wirklich nicht gelogen. Natürlich wusste ich noch, warum ich ihr gefolgt war, wie ich sie gefunden hatte und auch noch alles bis zu dem Punkt wo SIE aufgetaucht sind. Aber alles danach wirkte wirklich verschwommen. Wie ein Traum an den man sich zu erinnern versuchte, der aber immer unklarer wurde, desto mehr man sich anstrengte.

Mom legte vorsichtig eine Hand auf meine Schulter. >>Schon gut. Du wirst dich bestimmt bald wieder daran erinnern können, aber jetzt solltest du dich ausruhen. Vielleicht sollten wir jetzt auch lieber wieder gehen, Schatz.<<

Dad stand seufzend auf. >>Da hast du wahrscheinlich recht. Also, ruh dich auch gefälligst aus Mika.<<

Er kannte mich wirklich zu gut.

Nachdem sie gegangen waren, blieb ich eine ganze Weile lang einfach nur liegen. Ich wollte zu Mia, allerdings wusste ich weder wo sie war, noch wollte sich mein Körper meinem Willen beugen. Es fühlte sich so an, als wäre ich bleischwer. Es war schon extrem anstrengend auch nur nach dem Wasserglas auf dem Tisch neben mir zu greifen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als liegen zu bleiben und mich auszuruhen.


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Tut mir Leid, dass es wieder so lange her, dass ein neues Kapitel kam. >.< Auch wenn es etwas kürzer ist als sonst hoffe ich, dass es euch trotzdem gefallen hat. Da mittlerweile Ferien sind, werde ich mich bemühen zumindest alle zwei Wochen zu updaten. Also hoffentlich bis dann. ^^

Four - Every ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt