Die ersten Schritte

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Nachdem ich mehr als 1 Stunde lang gefahren war, überraschenderweise ohne das mich die Polizei irgendwie entdeckt oder verfolgt hatte, kam ich beim Bahnhof in der nächstgelegenen Stadt an und kaufte mir dort ein Ticket für einen Reisebus. Ich war mir nicht sicher ob sie mich alleine fahren lassen würden, da ich noch minderjährig war, doch ich wurde nichtmal nach meinem Namen gefragt, also war das kein Problem. Mit der Bahn wäre ich mit sicherheit wesentlich schneller gewesen, doch es wäre zu riskant gewesen.

Ich wusste nicht ob Mikas Mutter meine Eltern angerufen hatte oder die Polizei. Hätte sie meine Eltern angerufen, hätten sie wahrscheinlich so oder so die Polizei angerufen. Also kam es auf das selbe hinaus. Allerdings fände ich es etwas übertrieben, wenn sie direkt die Polizei angerufen hätten. Schließlich könnte es genau so gut sein, dass ich nur kurz irgendwohin fuhr und später wiederkam.

Ehrlichgesagt war es mir ein Rätsel, dass Mika direkt gewusst hatte, was ich vorhatte. Er kannte mich wohl etwas zu gut. Ich seufzte. Der Bus würde erst in einer Stunde losfahren, also hatte ich noch etwas Zeit. Was nicht unbedingt gut war, denn so musste ich vorsichtig sein. Ich wusste nicht ob die Polizei nun nach mir suchte oder nicht - oder ob SIE bereits hinter mir her waren. Aber es wäre gut, denn so würde ich SIE von dort wegbekommen.

In diesem Moment drang eine Frauenstimme aus den Lautsprechern : >>Ich bitte für einen Moment um Ihre Aufmerksamkeit. Gesucht wird die 16-jährige Mia Collins. Sie ist etwa 1,68 m groß, von normaler Statur und hat langes, dunkelblondes Haar. Sollten Sie sie sehen oder irgendwelche Hinweise über ihren Aufenthaltort haben, teilen Sie das bitte der Polizei mit. Vielen Dank.<<

Mein Mund wurde plötzlich ganz trocken, doch ich durfte mir nichts anmercken lassen. Das ging schnell. Ich hatte mal gehört, man suchte erst nach 2 Tagen nach jemandem. Scheinbar war dem nicht so oder die Polizei machte eine Aussnahme wegen der Geschehnisse der letzten Zeit. "Es könnte ja sein, dass es wieder einen Solchen übergriffe geben wird. Seien Sie bitte vorsichtig und gehen möglichst nicht allein nach Draußen." Ja, ein sehr tolles Gespräch mit dem diensthabenden Polizisten, nachdem mich dieser Typ im Haus angegriffen hatte.

Noch 50 Minuten, dann wäre ich hier weg, doch die Zeit schien quälend langsam zu vergehen.
Ich verzog mich auf eine Toilette bei einer Eisdiele in der Nähe und verharrte dort eine Weile um darüber nachzudenken, was ich als nächstes tun sollte. Ich betrachtete mich im Spiegel und wusste, dass ich mir schleunigst irgendwas einfallen lassen musste, um nicht erkannt zu werden.

Ich nahm mir ein Haargummi, das ich immer um den Griff meiner Haarbürste gebunden hatte und band damit mein Haar zu einem Dutt zusammen. Ich könnte mir auch die Haare färben, doch dafür müsste ich in einen Laden gehen und dort waren meistens Überwachungskameras. Direkt nach dieser Durchsage vielleicht nicht das Beste, allerdings : Desto länger ich wartete, desto größer war auch die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Leute etwas von der Suchaktion mitbekamen.

Im Moment war es von mir nicht grade die klügste Entscheidung, doch ich ging nicht los und kaufte mir Färbemittel. Das lag zusätzlich daran, dass ich es einfach nicht wollte auch wenn es dämlich von mir war, schließlich ging es hier um mehr als bloß meine Haarfarbe. Wieder sah ich in den Spiegel. Mit den Haaren zugebunden sah ich schon etwas anders aus. Die meisten Leute kannten mich nur mit offenem Haar und es gab soweit ich wusste auch keine Fotos, wo meine Haare nicht offen waren.

Es kostete mich einiges an Überwindung, doch ich machte mich zügig auf zum nächsten Supermarkt. Er war relativ klein und schien nicht sonderlich viel besucht zu sein. Ich ging durch die Reihen, auf der Suche nach irgendwas, dass mir dabei helfen würde schwerer erkennbar zu sein. Ich schnappte mir eine Pflasterpackung - nicht unbedingt dafür, sondern auch falls ich mich irgendwann verletzen sollte. Wobei ich glaubte, dass die Verletzungen, die ich mir auf dieser quasi-Flucht holen würde, eher nach mehr verlangen würden.

Als nächstes nahm ich mir eine Sonnenbrille mit großen Gläsern, die man theoretisch als Spiegel benutzen könnte. Ich setzte sie auf und sah in den kleinen Spiegel der über der Halterung für die Brillen hing. Ich war noch immer zu erkennen, aber es war schon etwas besser.

Ich blickte auf die Uhr : Noch 30 Minuten. Ich war schon viel zu lange hier, also ging ich schnell zur Kasse und legte die paar Sachen auf das Band. Ich war nervös.  Was wenn der Kassierer mich erkennen würde? Na klar, Mia. Dich wird sofort jeder erkennen, weil jeder nach dir ausschau hält und dich sucht. Der Kassierer sah mich nicht mal wirklich an, nannte mir nur den zu zahlenden Betrag und schob die Sachen Richtung Ausgang. Ich gab ihm das Geld, packte die Pflaster weg und setzte die Sonnenbrille auf.

Wieder am Bahnhof blieben noch 20 Minuten. Verdammt, was mache ich jetzt? Ich sah mich um. Ich stand vor dem Eingang zum Bahnhofsgebäude, da dort die Reisebuse hielten. Der Bus, mit dem ich fahren würde, stand bereits dort. Der Fahrer lehnte an der vorderen Tür und rauchte eine Zigarette. Er zog ein grimmiges Gesicht und auch seine Haltung wirkte abwehrend. Er macht auch keine Anstalten sich zu rühren, um den Fahrgästen, die ein paar Schritte von ihm entfernt standen, reinzulassen oder ihr Gepäck schonmal einzuräumen. Also stand ich einfach nur herum und blickte entweder auf den Boden, wenn jemand vorbeilief oder sah mich um, um meine Befürchtungen, jemand könnte mich erkannt haben, zu zerstreuen. Nebenbei bemühte mich, nicht wie ich auszusehen.

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Und nach einer kleinen Weile mal wieder ein neues Kapitel. Irgendwie war die Woche etwas stressig und jedesmal, wenn ich etwas schreiben wollte kam entweder etwas dazwischen oder ich hatte eine Schreibblockade ( ? ). Naja, ich kann für nichts garantieren, aber ich werde mich bemühen, regelmäßiger -und wieder in gewohnter länge - was zu schreiben. Bis zum nächsten Kapitel. ^^

Four - Every ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt