Scharf wie eine Klinge

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Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit des wartens in den Bus stieg, war ich überrascht, wie wenig Leute sich dort befanden. Außer mir befanden sich noch 15 weitere Fahrgäste zusammen mit dem Fahrer im Bus. Sollte mir recht sein : Weniger Menschen = Weniger potenzielle "Enttarner".

Ich war die letzte die Einstieg und fand einen Platz gegenüber der mittleren Tür. Nur zur Sicherheit. An meinem Platz direkt am Fenster sah ich dann hinaus. Ich konnte kaum glauben, dass ich es geschafft hatte, ohne irgendwelche weiteren Zwischenfälle hier sitzen zu können. Niemand hatte mich erkannt. Ich bildete mir wirklich etwas zu viel auf diese Durchsage am Bahnhof ein. Es schien eigentlich eh kaum jemanden interessiert zu haben. Jeder hatte wichtigeres zu tun, als nach irgendeinem fremden Mädchen zu suchen, das wahrscheinlich bloß kurz von Zuhause weggelaufen war.

Für mich bedeutete das jedenfalls eines : Endlich hatte ich mal etwas Ruhe und konnte mich einwenig entspannen. Die fahrt ging quer durch den Staat bis hin zu den Bergen.

Unser Dorf lag auf einer Hügeligen Gegend und besonders im Wald um das gesammte Dorf herum musste man wegen teilweise sehr steilen und hohen Abhängen vorsichtig sein. Obwohl ich fast jeden Tag meines Lebens in diesem Wald verbrachte, kannte ich ihn noch lange nicht auswendig.

Er war so enorm, riesig, unheimlich doch ich fand ihn wunderschön. Er war ein Ort von dem man Träumen mochte. Natürlich nicht bei Alpträumen. Wer träumt schon gerne davon, in einem dunklen riesigen Wald umherzuwandern, während er von irgendjemandem oder irgendetwas verfolgt wird? Ich jedenfalls nicht. Allerdings hatte ich in letzter Zeit oft befürchtet das dies irgendwann wirklich einmal passieren würde.

SIE schienen immer näher zu kommen und ich wusste nicht was ich tun sollte. SIE hatten mich bereits gefunden. >Halt, Mia! Es ist doch überhaupt nicht klar ob SIE es waren. Bleib ruhig und bewahre einen kühlen Kopf.<, dachte ich und versuchte mich selbst zu beruhigen, doch mein Kopf war schon lange nicht mehr kühl. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte nachdem ich ausgestiegen war. Ich kannte mich in den Bergen nicht aus, doch ich wusste dass es dort oben selbst bei dieser Jahreszeit ziemlich kalt sein konnte und es auch möglich war, dass dort Schnee lag. Dumm nur, dass ich keine warmen Sachen eingepackt habe. Ich hätte nicht so voreilig reagieren dürfen, sondern mir lieber überlegen sollen wohin ich gehen würde.

Dennoch blieb meine größte Sorge, was nun mit meinen Eltern, Mika, Juliet und den anderen passieren würde. Wussten SIE das Mika auch einer der vier war? SIE hatten ihm noch nichts angetan, also war ich zumindest dafür schnell genug gewesen. Aber was wenn SIE Mom und Dad dazu benutzen würden, um an mich ranzukommen? Ob sie mich dann wohl mitnehmen würden zu ihrem Hauptquartier - wo auch immer es lag. Ich konnte nichtmal genau sagen, ob es existierte, denn ich hatte davon nur im Buch über die Vier gelesen.

Entweder gab es SIE wirklich oder ich bildete mir das nur ein und hatte es in Wahrheit mit einem Stalker oder so zu tun. Wer auch immer es war, er hatte bewiesen wie gefährlich er werden konnte.

Im nachhinein betrachtet war es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen mit dem Bus zu fahren. Ich wusste nicht wo ich landen würde, hatte kaum verpflegung, wusste nicht wo ich schlafen könnte und sonderlich schnell waren wir nicht unterwegs.

Wir fuhren die ganze Zeit auf einer Straße die durch den Wald führte. Vielleicht könnte ich dort verschwinden. Sie würden lange brauchen um mich dort zu finden, denn der Wald war dichter als Zuhause und erstreckte sich über eine Fläche von tausenden Hektarn. Dagegen wirkte unser Dorf noch winziger.

Wenn ich also in den Wald wollte, müsste ich es irgendwie schaffen den Bus anzuhalten. Das Problem dabei war nur, dass der Fahrer vermutlich erst in 2 Stunden halten würde und das auch nur an Raststätten. Zum einen fand man hier nur sehr selten, weil kaum jemand hier durchfuhr, zum anderen wären dort vermutlich Überwachungskameras angebracht.

Vielleicht konnte ich es irgendwie mit meinen Kräften schaffen, doch konnte ich etwas mit Wind ausrichten ohne dabei den Bus umzufegen oder so? Ich überlegte eine Weile doch mir wollte einfach nichts einfallen und so schlief ich irgendwann ein.

Ich stand vor dem Bus, allerdings war außer ihm und Dunkelheit nichts zu sehen. Ich sah wie sich die Reifen bewegten und das obwohl sie sich eigentlich auf keinem Untergrund befanden. Er fuhr also durch diese Dunkelheit. Auf Dunkelheit. Unter Dunkelheit.

Plötzlich bewegte sich der Bus nicht mehr auf der Stelle und ich stand in der Dunkelheit während ich ihm nach sah. Ich wollte "Halt!" rufen, doch es kam kein Laut über meine Lippen. Er hätte mich wahrscheinlich nichtmal gehört. Ich rannte und streckte die Hand aus, während ich mich darauf konzentrierte den Bus irgendwie dazuzubringen auf mich zu warten.

Plötzlich war mir klar was ich tun musste. Die Lösung war so nah. Ich konzentrierte mich nun vollkommen auf den Wind. Kontrolierte ihn. Schärfte ihn. Er pfeifte in meinen Ohren und ich schleuderte ihn gegen einen der Reifen. Ein Platzgeräusch ertönte und der Bus geriet leicht ins schleudern. Es war nicht grade das jüngste Model und die Reifen waren langsam leicht abgenutzt, deswegen war es nicht sonderlich schwer gewesen. Er schlitterte an der Leitplanke entlang und...
Ich wurde wach, als ein Ruck durch den Bus ging. Meine Kopfhörer vielen mir aus den Ohren und ich sah mich erschrocken um. Der Busfahrer wirkte leicht perplex und die anderen Fahrgäste vor mir ängstlich. Der Bus schlitterte an der Leitplanke entlang und kam schließlich zum Stillstand. Ein paar ängstliche Laute gefolgt von einem Durcheinander aus Gesprächsfetzen gingen durch den Bus.

>>Verehrte Fahrgäste, bitte beruhigen sie sich. Scheinbar hat etwas einen der Reifen erwischt und wir haben nun einen platten. Ich werde mich sofort darum kümmern, damit wir so schnell wie möglich weiterfahren können.<<, ertönte die Stimme des Fahrers durch die Lautsprecher. Er drückte auf einen Knopf woraufhin sich die vordere Tür öffnete, stand auf und ging raus.

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Nach 2 Wochen wieder ein neues Kapitel. :D Ich befürchte, dass ich es in Zukunft nur selten schaffen werde weiterzuschreiben. Ich werde mich bemühen mindestens Wöchentlich eins zu veröffentlichen, aber im Moment bin ich etwas im Stress wegen Schule und anderem... Wenn ich dann wieder Ferien oder sowas habe, sollte es wieder öffter gehen - hoffe ich jedenfalls. Naja, bis zum nächsten Kapitel. ^^

Four - Every ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt