||𝓣𝔀𝓮𝓷𝓽𝔂-𝓣𝔀𝓸

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Livia

Es fühlte sich falsch an mich zu freuen, dass es Francesco gut ging, wenn ich gerade einen anderen Freund verloren hatte. Wenn wir alle gerade einen besten Freund verloren hatten. Wenn man den körperlichen Zustand beachtete, ging es ihm gut. Psychisch waren wir alle wirklich nichtmehr die selben.

Wir aßen nur, weil wir mussten. Wir lachten nichtmehr, wir hatten keine Motivation zu arbeiten oder allgemein unsere Leben weiterzuführen.

Ich hatte niemanden ausser Francesco die letzten drei Tagen gesehen oder gehört. Wenn die Gruppe vereint wäre, würde einfach dieser kleine Puzzleteil fehlen.

Ich hatte aber versucht Jacy zu erreichen, doch jedes Mal ging nur Kay ran und sagte er würde sich um sie kümmern und dass sie niemand sehen wollte.

Ich wollte ihr beistehen. Ich war vielleicht selbst keine große Stütze für sie, aber ich konnte mich für seine Schwester zusammenreißen, weil sie als Familienmitglied vielleicht den größten Schmerz ertragen musste.

Aber keiner kann sagen wer mehr leidet und wer weniger und man kann keinem Übel nehmen wie er mit Schmerz umgeht, wie er es verarbeitet oder ob er es überhaupt zeigt.

Nach unserer langen Gruppenumarmung mitten im Café an dem Tag bekamen wir direkt den zweiten Schock. Lyanna war nicht mit den Jungs zurück gefahren. Carter hatte gesagt, dass sie im Krankenhaus noch da war, aber wohl auf dem Weg zum Café woanders hin sei.

Ich war verwirrt, denn sie hatte Hestia bei mir gelassen. Wo war sie hin, ohne etwas zu sagen? Aber die Antwort kam keine zehn Minuten später.

,,Ich bin am Flughafen, Livia.", hatte sie über eine Sprachnachricht gesagt. ,,Du wirst dich bestimmt gut um Hestia kümmern können. Ich muss weg, ich werde nicht verraten wo hin. Bitte versteht, dass ich niemanden mehr weh tun möchte. Ich bin Kyra, wie ihr alle schon herausgefunden habt. Hestia ist Felicitiys und Aarons Tochter. Ich habe sie mitgenommen auf meiner Flucht, weil Felicity nicht alleine klar kam. Ich werde sie jetzt nicht mitnehmen, da ich denke sie ist nicht sicher bei mir. Nicht wegen Gefahren, sondern  weil ich nichtmehr weiss wer ich bin und deshalb auch nicht weiss ob sie bei mir genug Liebe bekommen würde. Gebt mir Zeit... Wir brauchen jetzt alle Zeit."

Ich hatte die Sprachnachrit laut laufen lassen, weshalb kurze Zeit später zwei Stühle nach hinten striffen und Carter und Francesco sich auf dem Weg zum Auto gemacht hatten.

Sie waren zum Flughafen gefahren.

Noch rechtzeitig um Kyra wieder zurück zu schleifen.

Versteht das nicht falsch. Wir wollten Lyanna- oder Kyra- nicht abhalten sich wiederzufinden oder Zeit zu haben sich kennenzulernen. Wir wollten ihr helfen das zu tun. Sie konnte nicht ein Kind hinterlassen und einfach gehen.

Sie war schonmal verschwunden und das hatte nur für verletzte Leute gesorgt, das was sie jetzt nichtmehr wollte.

Aber heute fanden wir alle wieder zusammen. Keiner Sprach miteinander, weil wir das alle seit Tagen nichtmehr taten. Wir waren alle in unseren Gedanken gekehrt und saßen auf den Holzbänken der Kirche. Wir weinten nichtmehr. Aus verschiedenen Gründen.

Manche hatten keine Kraft mehr zu weinen.
Manche hatten aktzeptiert, dass Ryan von uns gegangen war.
Manche wollten es nicht realisieren und waren deshalb noch im Schock zustand.
Bei manchen übernahm die Wut und nicht die Trauer.

LiviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt