¶... pt. 22

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Jimin POV.

Mir war übel und ich wollte nach Hause. Aber nein, ich stand vor dem Gebäude mit Tae, welcher nach wie vor wütend aussah. Müde lehnte ich an der Wand, damit ich mein Gleichgewicht besser halten konnte. Der arme Hoseok. Wegen mir wurde er geschlagen. Und ich fragte mich, ob er gerade Schmerzen empfand. So ganz hundertprozentig verarbeiten konnte ich das Geschehene zwar bisher noch nicht, aber eines war mir ganz klar: ich war sauer. Und zwar auf Taehyung.

"Was willst du.", spuckte ich genervt aus und verkreuzte die Arme.
"Mit dir reden."
Taehyung war auch nicht gerade entspannt.
"Achja? Nenn mir einen Grund warum ich dir noch zuhören sollte." Ich drehte verächtlich meinen Kopf weg.
Taehyung kam mir ein paar Schritte näher und zwang mich dazu, ihn anzusehen, indem er mich am Kinn berührte.
"Fass mich nicht an. Weißt du Taehyung, ich hab genug von dir. Zuerst führst du dich total arrogant auf, dann klaust und liest du mein Tagebuch, was nebenbei bemerkt völlig meine Privatsphäre missachtet, nur um plötzlich wieder auf total lieb und sanft zu tun. Und jetzt das?! Erst beleidigst du meine Sexualität und korbst mich indirekt, aber wenn ich dann mit jemand anderem was mache ist es natürlich falsch. Und dann wirst du auch noch gewalttätig? Was kommt als Nächstes?"
Ich setzte zu einer kurzen Pause an, um wieder etwas geordneter weitersprechen zu können.

"Das Traurige an der Sache ist... Ich hab wirklich an dich geglaubt. Und gedacht, dass du dieser sanfte, nette Junge bist. Dass du ein schönes Inneres hast und nicht der bist, der du vorgibst zu sein. Aber da bin ich mir nicht mehr so sicher. Du bist wie eine Achterbahn, Tae, heute geht es hoch aber morgen geht es runter. Du bist das Chaos in Person. Und da frag ich mich, wie soll das zwischen uns funktionieren? Du verstehst dich ja nichtmal selber! Und ich gehöre dir nicht, deswegen kann ich rumknutschen mit wem auch immer ich will."
So, jetzt war alles draußen. Ich fühlte mich zugegebenermaßen... erleichtert. Doch nach einem Blick in Taehyungs Augen war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, was ich fühlen sollte. Denn seine Augen waren feucht, er sah zutiefst verletzt aus.

"Jimin. Weißt du eigentlich, von was du da sprichst? Du hast nicht den geringsten Schimmer, was in meinem Leben abgeht!", gegen Ende war er ziemlich laut geworden. Ich merkte, wie er sich beherrschen musste, weshalb er sich zunächst ein paar Schritte von mir distanzierte, bevor er dann gedämpfter weitersprach.
"Also. Du willst Antworten? Nun gut, du sollst sie haben. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich oft viel besser darstelle, als ich eigentlich bin. Oder dass ich mich durch mein Auftreten vor anderen unsympathisch mache. Schon klar. Aber weißt du auch, was mir das bringt?"
Er sah mich kurz an, als würde er auf eine Antwort warten, während er die Tränen in seinen Augen ankämpfte. Seine Stimme zitterte, während er sprach.
"Ganz einfach. Aufmerksamkeit. Weil ich sowas von meinen Eltern nie bekommen hab. Und weil ich mich hasse. Weißt du, da war mal eine Zeit, in der ich ganz ich selbst war. Immer nett zu jedem, freundlich... Aber die Leute haben das ausgenutzt. Ich wurde ausgelacht, geschlagen und verprügelt, ohne mich je zu wehren, da ich so harmoniebedürftig war und keinen Streit erzeugen wollte. Verstehst du? Sie haben immer gesagt, dass ich so kein richtiger Junge werden kann. Haben mich von ihren Fußballclubs ausgeschlossen und mich ausgelacht. Nicht, dass ich unbedingt Fußball spielen wollte. Hab Fußball gehasst. Ich wollte einfach dazugehören. Merkst du's nicht, Jimin? Nettigkeit zahlt sich niemals aus. Leute trampeln herzlos darauf rum, es interessiert sie einen Scheiß, wies dir damit geht! Checkst du's nicht? Was bringt es mir, immer lieb und nett und freundlich zu sein?! Ich will nie wieder dieser ausgeschlossene Junge neben dem Fußballplatz sein!", schrie er, als seine Stimme vor Schmerz dabei brach. Seine Beherrschung kippte endgültig und ihm liefen Tränen über die Wangen. Schockiert starrte ich ihn an. Ich hatte Taehyung noch nie in dieser Verfassung gesehen.

"Und Zuhause? Zuhause war es sogar noch schlimmer. Weißt du Jimin, ich bin ein Versager. Hatte nie gute Noten, musste oft Nachsitzen und die ganze Scheiße. Mein Freundeskreis war beschränkt oder nicht vorhanden, lange Zeit war Yoongi mein einziger Kumpel. Ich hab früh mit Alkohol und illegalem Sprayen angefangen. Ich mochte den Nervenkitzel. Die Aufmerksamkeit. Ich mochte dieses Wegrennen, dem ganzen Mist endlich mal zu entkommen. Und im Sprayen hatte ich endlich was gefunden, in dem ich wirklich gut bin. Das hat mich glücklich gemacht, Ich war in etwas überdurchschnittlich begabt, dass war neu für mich. Aber wurde mein Talent beachtet?! Natürlich nicht, Jimin! Meine Eltern sind grausam! Alles muss funktionieren, von außen darf niemand etwas merken! Es hat sie nen Dreck interessiert, wie es mir geht. Es zählte einzig und allein, was ich für Noten heimbrachte, was ich für Mädchen heimbrachte, dass ich Papas Betrieb übernehm. Meine Eltern sind grausam, sie wissen nicht, was Liebe ist. Sie haben nur geheiratet, damit es finanziell passt. Sie haben mich nur gezeugt, damit die Schwiegereltern glücklich sind. Was denkst du, wie es mir dabei geht? Was denkst du wie viel sie unternommen haben, als die Jungs aus der Schule mich verspottet haben?! Nichts! Haben nichtmal meine Tränen getrocknet, sondern nur gesagt, dass es mich stark mache. Was ein Bullshit. Jimin, ich bin jetzt stärker, aber zu welchem Preis?

Und genau da kommst du ins Spiel. Jimin, du bist anders, besonders, du hast dich nie verstellt. Du setzt kein falsches Lächeln auf, nachdem jemand dich runtermacht. Du versteckst deine Tränen nicht, wenn jemand dich verletzt. Mein früheres Ich hätte viel von dir gelernt, deswegen vertraue ich dir. Du bist besonders. Bei dir konnte ich den ganzen Dreck vergessen.", bewegt starrte er mich an und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkel.
"Ich hab dein Tagebuch nur gelesen, weil ich wissen wollte, wie du über mich denkst... Ob du dich vielleicht... auch ein bisschen für mich interessierst... Und ich hab Hobi nur geschlagen, weil ich dich nicht an jemand Anderen verlieren wollte.", er wurde sehr leise. "Ich hab das alles getan, weil d-du, Jimin, der Erste warst, dem ich mein wahres Ich ohne Angst zeigen konnte. Und du hast mich dafür nicht als schwach oder erbärmlich angesehen, sonder als... faszinierend. Und... schön. Das ist besonders an dir, Jimin. Und deswegen konnte ich nicht anders, als mich in dich zu v-", er stockte kurz, seine Stimme zitterte. "v-verlieben."

Mir blieb der Atem weg, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mein Mund war einfach trocken. Leer. Noch nie hatte sich mir jemand so geöffnet und in diesem Ausmaß über seine Gefühle gesprochen. Auch die Art, wie er über mich sprach... Es tat so gut. Und ich musste feststellen, dass meine Augen ebenfalls feucht geworden waren. Es gab nichts, was ich hätte sagen können, was meine Gefühle in diesem Moment auch nur annähernd ausgedrückt hätte. Also lief ich einfach wortlos auf Taehyung zu und fiel ihm in die Arme.
Und so standen wir vor dem Eingang der Bar und weinten beide in die Schulter des Anderen, in der wahrscheinlich längsten Umarmung meines Lebens. Genau das hier brauchten wir gerade. Taehyung war ein guter Mensch.
"Es tut mir alles so leid.", flüsterte ich, meine Stimme war nur noch ein Hauch. "Es ist wieder alles in Ordnung zwischen uns."
Und genau als ich das sagte, brach Taehyung völlig in Tränen aus, und wir standen hier während ich ihn wippte und tröstete. Vielleicht war es das erste Mal in seinem Leben, dass ihn jemand hielt und tröstete.

Ich wollte noch viel mehr erwidern, es gab so Vieles, was ich ihm hatte sagen wollen, doch wir wurden durch eine laute Sirene unterbrochen. Taehyung hatte sich etwas beruhigt und drehte seinen Kopf in die Richtung des Geräusches.

Am Straßenrand parkte ein Polizeiauto, aus welchem zwei Polizisten stiegen.
"Fuck.", murmelte Taehyung und schniefte, seine Augen waren komplett rot.
"Was ist los?", fragte ich verwirrt und streichelte Taehyungs Arm.
"Die sind wegen mir hier.", erklärte er schlicht und seine Stimme klang müde, ausgelaugt.
"Wir sollten beschäftigt wirken, damit sie uns nicht befragen."

Die Polizisten steuerten in unsere Richtung, als ich mich ein wenig gestresst an Taehyung wandt.
"Beschäftigt? Okay, was sollen wir tun?"

Taehyung sah sich kurz um und lächelte geheimnisvoll, ehe er mich kurzerhand gegen die Wand drückte und seine Lippen auf meine presste.

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Okay wow 👀✋🏻

In diesem Chap ist viel passiert... Wie fandet ihrs?

Die letzten 3 Kapitel haben mir beim Schreiben ziemlich viel Spaß gemacht, muss ich schon sagen^^
Und an der Stelle wollte ich mich mal an meine Leser wenden und euch danken, dass ihr da seid und immer so tolles Feedback da lasst 😄✨ ihr seid die besten!

Anygays, see you 👋🏻

peachy lips. // ᵛᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt