The darkest day

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Louis

29. Mai - zwei Jahre zuvor

Ich rannte, so schnell ich nur konnte. Schweratmend hastete ich die Treppe zu Liams Wohnung nach oben. Bitte lass ihn zuhause sein, bitte!

"Louis, was-" Etwas irritiert musterte mich mein Kumpel, als ich vor seiner Tür stand. Ich musste vollkommen fertig aussehen.

"Ich erkläre es dir, wenn du mich reinlässt", presste ich hervor,  also trat er beiseite. Sofort sprintete ich in sein Zimmer, dicht gefolgt von ihm.

"Also, was ist passiert?" Liam setzte sich auf sein Bett, während ich nervös auf und ab lief. Jeden Moment würde jemand die Wohnung stürmen, das hatte ich im Gefühl.

"Glaub' den Cops kein Wort, hast du gehört? Nichts von alldem, was sie mir unterstellen, ist wahr!" Ich raufte mir die Haare.

"Den Cops? Was unterstellen sie dir?"

"Ich hätte-" Das Klingeln der Haustür unterbrach mich. Liam musterte mich ernst, doch ich horchte nur, was als nächstes passieren würde. Die Tür wurde geöffnet, dann hörte ich schwere Schritte und Shawn, der meinen Namen rief.

"Tomlinson, ich weiß, dass du hier bist!"

"Ich kläre das", war alles, was Liam sagte, dann verließ er das Zimmer. Ich starrte währenddessen auf das Fenster und spielte mit dem Gedanken, einfach abzuhauen. Dann warf ich einen Blick auf den Boden und mir fiel ein, wieso sie mich überall aufspüren würden: ich trug die Fußfessel. Soviel zu irgendeinem Fluchtversuch.

Die Tür wurde aufgerissen und zwei Beamte traten in den Raum.

"Lasst mich in Ruhe!" Ich machte ein paar Schritte rückwärts. Natürlich brachte das gar nichts, denn nun stand ich mit dem Rücken zur Wand. Ich saß in der Falle. Die beiden Beamten stürzten nach vorne und packten mich an den Armen, zerrten mich in den Flur. Ich versuchte mit aller Kraft, mich zu wehren, doch sobald ich kaltes Metall an meinen Handgelenken spürte, gab ich auf. Ich hatte keine Chance. Betrübt ließ ich den Kopf nach unten hängen.

Kurz bevor ich durch die Haustür nach draußen geführt wurde, hörte ich Liam, Shawn und Hope reden. Hope. Hoffentlich war sie bald in Sicherheit.

Ich wurde auf die Rückbank eines Polizeiautos verfrachtet und fühlte mich wieder einmal wie ein Tier im Käfig. Ich konnte mich kaum bewegen und vor mir befand sich ein Gitter, welches Fahrerraum vom Rücksitz trennte. Es gab keinen Ausweg.

Die Fahrt zum Gefängnis verlief schweigend. Ich zerbrach mir währenddessen den Kopf darüber, wie es nun weitergehen würde. Würde ich jemals die Chance haben, die Wahrheit zu erklären?

Ich landete in einem dieser Verhörraume, das war nichts neues. Shawn hatte wohl die Ehre, mich zu verhören, denn er trat als erster in den Raum. Er wirkte alles andere als begeistert und seine Miene war versteinert.

"Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es so enden würde."

Brachte er uns wirklich so wenig Vertrauen entgegen? Schließlich wer er sogar derjenige gewesen, der sich für unsere Strafumwandlung eingesetzt hatte.

"Was fällt dir ein, meinen Praktikanten anzugreifen?! Bist du noch ganz bei Sinnen?!" Shawns Wut brach nur so aus ihm heraus und er wütete wie ein verbaler Hurrikane. Ich bekam nicht einmal die Chance irgendetwas zu sagen. Dann machte er eine kurze Pause, um Luft zu holen, also setzte ich zu einer Antwort an.

"Ich-" Dann hielt ich inne. Ich konnte nicht etwas zugeben, das ich nicht getan hatte. Also setzte ich auf Schweigen. Dann konnte ich wenigstens keinen Mist von mir geben.

Die längste Zeit schrie Shawn weiter herum, bis er ein Zeichen von draußen bekommen hatte und mich dann alleine ließ.

"Ich komme wieder", war alles, was er beim Hinausgehen sagte. Ziemlich kindisch, meiner Meinung nach, doch ich kannte Shawn auch privat und er mich, also kam mir das nicht so ungewöhnlich vor. Das Persönliche sprach aus ihm, nicht seine professionelle Seite, die bei einem Verhör angebracht wäre.

Ich wartete und wartete, bis die Tür sich wieder öffnete. Zu meinem Erstaunen trat nicht Shawn ein sondern ... Matthew Spencer. Ich bekam es mit der Angst zu tun, wollte am liebsten wegrennen, doch meine Hände befanden sich nach wie vor in Handschellen, also würde ich nicht weit kommen.

"Sieh' mal einer an, wen haben wir denn da", sprach er mit einem berechnenden Grinsen auf den Lippen, "wie fühlt es sich an, wieder zuhause zu sein?"

"Ich gehöre nicht hierher."

"Oh doch, genau wie deine Verbrecher Kumpels. Und deshalb wirst du dafür sorgen, dass ihr alle hinter Gitter wandert, ansonsten hat Hope bald andere Probleme, als eine Familie im Knast." Er hatte sich über den Tisch gebeugt und war mir bedrohlich nahe gekommen.

"Verbrecher haben kein Recht auf Freiheit, wieso sollten für euch andere Regeln gelten? Also erfülle deine Seite des Deals und Hope wird nichts passieren." Purer Hass loderte in seinen Pupillen, weshalb mir ein Schauer über den Rücken lief. Weitere Sekunden durchbohrte sein stechender Blick mich, ehe ich mir ein Nicken abrang.

"Na, geht doch. Und keine Spielchen mehr!" Damit verließ er den Raum. Zurück blieb ich, vollkommen fertig und mit den Nerven am Ende.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe wieder jemand den Raum betrat. Dieses Mal war es Janice.

"Louis, wie geht es dir?" Sie musterte mich besorgt und stellte mir eine Wasserflasche vor die Nase. Die Panik von vorhin schien mir ins Gesicht geschrieben, doch ich konnte ihr nicht von Matthews kranken Plänen erzählen. Ich musste Hope beschützen.

"Bitte entschuldige Shawns Verhalten, er ist ein wenig durch den Wind-"

"Ich war's. Ich habe Tyler verletzt", sprach ich möglichst monoton, den Blick auf die Wasserflasche gerichtet.

"Wie bitte?"

"Ich habe Tyler angeschossen und in der Gasse liegen lassen. Die anderen haben damit nichts zu tun. Ich musste es tun." Vielleicht konnte irgendjemand im letzten Satz zwischen den Zeilen lesen, dass ich gezwungen worden war. 

"Louis, bist du dir sicher? Also, dass du zugeben willst?" 

Ich wagte es immer noch nicht, Janice anzusehen, also nickte ich kaum merklich. Ich konnte nicht sagen, was Janice gerade dachte, da ich ihr nicht in die Augen sehen wollte, aber ich spürte die Enttäuschung merklich.

Was dann folgte, waren unterschriebene Formulare, ich wurde in einen anderen Trakt des Gefängnisses gebracht, bekam die üblichen Klamotten und musste alle meine Habseligkeiten abgeben. Nicht, dass ich viel bei mir getragen hätte.

Als ich durch graue Korridore geführt wurde, stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass sie mir bekannt vorkamen. "Wie fühlt es sich an, wieder zuhause zu sein?" Vielleicht hatte Spencer mit seiner Aussage doch nicht daneben gelegen, vielleicht war es besser, wenn ich hier war und nicht frei herumlief.

Ich wurde von den Handschellen befreit, als der Beamte mit mir vor einer leeren Zelle stehen blieb. Während ich mir stumm die Handgelenke rieb, warf ich einen Blick in den winzigen Raum und musste hart schlucken.

Hier war ich nun also wieder. Hoffentlich lohnte sich der ganze Schlamassel und Hope war nun in Sicherheit.

Hoffentlich.



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