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Leroy

"Hey, Rotfuchs!" Patrick wollte und konnte den Spitznamen einfach nicht sein lassen. Prompt umarmte mich der Amerikaner. Er war genauso aufgedreht und cool, wie vor zwei Jahren, als er uns in seiner Bude in Amsterdam begrüßt hatte.

"Hallo, ähm ... Kumpel." Mir fiel auf die Schnelle kein passender Spitzname ein.

"Leroy, hey!" In der Ferne erkannte ich Will, Patricks Kumpel und der wohl coolste Musikproduzent aller Zeiten. Er hatte mit vielen Berühmtheiten zusammengearbeitet und war gleichzeitig zum einem Mentor und Freund für mich geworden.

Ich verbrachte meinen lang ersehnten Urlaub bei Hope in Amerika. Seit ich die Schule beendet hatte, konzentrierte ich mich beinahe vollkommen auf meine Rugbykarriere. Ich war von der Schulmannschaft in eine "professionelle" gewechselt und trainierte mehrere Tage die Woche. Nebenbei hatte ich eine Art Praktikumsstelle in einem Tonstudio in Dublin ergattert. Da ich nicht so weit von der Hauptstadt wegwohnte, konnte ich beides ganz einfach verbinden.

Mitten im Juli hatte ich mir drei Wochen sowohl vom Training als auch vom Praktikum frei genommen, um meine Freundin zu besuchen. Wie es der Zufall so wollte, hatten Patrick und Will zur gleichen Zeit Events in New York. Während Hope im Musikladen schuftete, besuchte ich die beiden bei der Arbeit.

"Bist du bereit, dein Können unter Beweis zu stellen?" Will grinste aufgeregt.

Okay, er hatte mich zu einem seiner Workshops eingeweiht. Und so nebenbei zu seinem Co-Moderator gemacht. Wir würden heute Kindern im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren beibringen, wie man Sounds aufnahm und diese mit einem Beat verband. Für die Kids war Teil eines Sommerprogramms, welches sich über zwei Wochen zog, für mich war es ein einmaliges Erlebnis. Ich selbst hatte noch nie an einem Musikproduktionskurs teilgenommen, was das Ganze noch spannender machte.

"Wir sehen uns später auf der Partey!" Ich bekam von Patrick einen Klaps auf die Schulter, ehe er zu seiner eigenen Veranstaltung verschwand. Am Ende des Tages, wenn alle Workshops vorbei waren, würde eine Party steigen, zu der alle eingeladen waren. Hope und ihre Freunde würden ebenfalls dazustoßen.

Wir verschwanden ins obere Stockwerk des Kongresscenters und betraten einen etwas kleineren Raum, in dem bereits Laptops an jedem Arbeitsplatz bereit standen. In knapp einer halben Stunde würden die Kinder eintreffen, bis dahin hatten wir noch einiges vorzubereiten. Will hatte sich von einem Kumpel Equipment ausgeliehen, welches wir nun ansteckten und aufbauten. An jeden Laptop stöpselten wir ein Loop Pad, schalldichte Kopfhörer und eine Maus, um das Arbeiten zu vereinfachen. Will bereitete ebenfalls zwei Keyboards und etliche kleine tragbare Mikrofone auf seinem Tisch aus.

Ich setzte mich zuerst an Wills Arbeitsplatz und hörte zu, wie er den Kindern eine grobe Einschulung gab. Begeistert hörten ihm die Knirpse zu und konnten kaum darauf warten, selbst durchzustarten. Nach ein paar Basics teilte er die Kids in Gruppen ein und reichte jeder Gruppe ein kleines Aufnahmegerät, damit sie verschiedene Sounds aus der Umgebung aufnehmen konnten. Mit diesen Audioschnipseln sollten sie dann Beats oder Melodien bauen.

"Bin gespannt, was du so zauberst, Kumpel", meinte er und reichte mir das letzte Aufnahmegerät.

"Wie, ich soll auch?"

"Klaro, du sollst auch was lernen!" Aufmunternd klopfte er mir auf die Schulter, ehe wir Platz tauschten und ich mich auf Entdeckungstour durchs Kongresscenter machte.

Ich traf immer wieder auf eine Gruppe des Workshops und hörte mir an, welche Konzepte sie verfolgten. Mich erstaunte die Kreativität der Winzlinge. Manche rannten im Hinterhof herum und zerbrachen Stöcke oder warfen Steine gegen bestimmte Oberflächen. Andere hatten sich die Bar im Eingangsbereich unter den Nagel gerissen und nahmen die Geräusche von klirrenden Gläsern und Eiswürfeln auf.

5 MilesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt