Perfect

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Bella

Ich vergrub meine Füße im weichen Sand und spürte die leichte Meeresbrise, die meine Haare zerzauste. Während ich auf den weiten Ozean starrte, tastete jemand nach meiner Hand und wir verschränkten sie miteinander.

"Es wird noch schöner, Love, versprochen. Nur sollten wir jetzt los, sonst verfällt die Reservierung", sprach Joey und ich musste prompt lächeln.

Wir hatten uns dazu entschieden, in den Frühlingsferien zusammen wegzufahren. Ich würde dieses Jahr die Schule beenden und dann ebenfalls studieren gehen. Was ich studieren würde, wusste ich noch nicht, aber ich hatte so meine Präferenzen.
Die Strände von Los Angeles waren schon etwas Wundervolles. Bei Tag konnte man unglaublich gut entspannen und im Meer baden, und abends sah man die schönsten Sonnenuntergänge.
Joey geleitete mich an seiner Hand zu einem Restaurant an der Strandpromenade. 

Im Sand standen einige Tisch und Kellner bedienten die wenigen Gäste, die bereits Platz genommen hatten. Joey nannte seinen Namen, dann bekamen auch wir unseren Tisch zugewiesen. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Speisekarte vor mir hatte.

"Wein?"

"Natürlich", meinte ich grinsend und schaute an Joey vorbei in den Horizont. Die Sonne hatte den Himmel in Lilatöne getüncht. Ich sah, wie durch die Wellen das Wasser an den Strand gespült wurde und erkannte vereinzelt Sterne am Himmelszelt.

Wir aßen kleine Häppchen als Vorspeise, dann Fischfilet und schließlich Törtchen mit Quarkfüllung und Honig. Joey kratzte den letzten Rest des süßen Goldes von seinem Teller, dann trafen sich unsere Blicke.

"Wunderschön hier. Nicht wahr?"

Auf seine Frage hin zog ich ihn näher zu mir und küsste ihn. Ich schmeckte Honig an seinen Lippen. Sanft strichen meine Hände durch seine Haare, während unsere Lippen nicht voneinander abließen.

Am nächsten Tag spazierten wir durch die Großstadt und ich ließ meine Kreditkarte ein wenig glühen. Shopping machte mir Spaß, auch wenn ich schon Sachen gekauft hatte, die mir im Nachhinein sinnlos vorkamen. Joey spielte Packesel, aber schien absolut kein Problem damit zu haben.

"Uh, jetzt noch in den Laden! Sieh dir mal die Sachen im Schaufenster an! Alles so Vintage!"

"Ist gut, Love. Was sagt dein Kontostand dazu?"

Wir brachen beide in Gelächter aus, dann folgte er mir in den niedlichen Retro-Laden.
Ich fand allerlei Second-Hand Klamotten im Vintage Stil. Sogar leuchtend bunte Badeanzüge hatten sie! Während Joey in verschiedene Collage Jacken schlüpfte, stöberte ich durch die ganzen Jeanshosen. Ich fand Short, eine Bluse und ein Sommerkleidchen.
Joey entschied sich wirklich für eine orange-weiße Collagejacke und trug die Einkaufstüte stolz durch die Straßen.

Abends besuchten wir einen Freizeitpark am Strand. Wie ein kleines Kind lief ich durch den Park und staunte über die vielen bunten Lichter. Joeys Hand fand meine, dann zog ich ihn Richtung Riesenrad. 

Schön langsam brachte uns eine Gondel zum höchsten Punkt des Rades, dann blieb es für einen kurzen Moment stehen. Ich sah auf den Strand, das Meer, die unendlichen Weiten des Horizonts. Wieder einmal schaffte die untergehende Sonne ein Meisterwerk am Himmel. 

"Wie schön ist es hier oben bitte?! So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen!"

"Naja, abgesehen von mir nehme ich einmal an", meinte Joey und ich rollte mit den Augen.

Unsere Tour durch den Park ging weiter: vorbei an Imbissbuden mit heißen Mandeln, Zuckerwatte und Hotdogs. Beim Autoscooter blieb ich abrupt stehen, sodass Joey erschrocken nach hinten taumelte. 

"Bereit?"

"Woher kommt denn auf einmal dieser Kampfgeist?"

"Jetzt steig schon ein! Machen wir die anderen fertig!", ging ich nicht darauf ein und reckte eine Faust gen Himmel.

Wir bezahlten für drei Runden, dann stiegen wir in eines der Autos.

"Nächste Runde lenke ich", meine Joey, als ich mich hinter dem Lenkrad niederließ.

"Werden wir noch sehen."

Bei diesen Autos verstand ich keinen Spaß, da galten andere Regeln. Ich liebte sie, seit ich klein war und meinen Vater jedem Mal dazu genötigt hatte.
Mit halsbrecherischem Tempo und gleichzeitig mit voller Konzentration lenkte ich unser Auto an den anderen vorbei. Ich merkte, dass Joey sich neben mir ein wenig unwohl fühlte, aber ich dachte nicht einmal dran, das Tempo zu drosseln.

"Okay, willst du jetzt?", fragte ich, als Joey nach der ersten Runde vollkommen fertig neben mir saß.

"Kein Bedarf", meinte er kleinlaut, sodass ich anfing zu lachen.

"So viel Energie hättest du mir nicht zugetraut, was?"

Kopfschüttelnd verschränkte er die Arme vor der Brust, dann startete die zweite Runde. Wieder sauste ich an den anderen Autos vorbei und setzte ein ernstes Gesicht auf.
Bei der dritten Runde wollte ernsthaft niemand mehr mit mir fahren und ich starrte die ganzen Leute an, die am Rand der Bahn standen.

"So schlimm fahre ich nicht!"

"Oh doch!", kam es im Chor von ein paar Jugendlichen und dieses Mal lachte Joey mich aus.

"Komm Love, wie wäre es mit etwas Süßem?" Joey reichte mir versöhnend die Hand, also nahm ich sie an.

Wir holten uns Crêpes mit Nutella und setzten uns dann an die Strandpromenade. Genießend vergrub ich meine Zähne in der Süßspeise und lächelte daraufhin zufrieden.
Es wurde dunkel und wir schlüpften aus unseren Schuhen, um ein wenig am Wasser entlang zu spazieren. Die Wellen berührten meine nackten Füße und ich spürte, wie die Flut das Wasser wieder mit sich nahm.

Joey legte seine neue Jacke in den Sand, sodass wir das Himmelszelt bestaunen konnten. Ich liebte es, die Sterne zu begutachten. Es führte mir jedes Mal vor Augen, wie klein und gleichzeitig wundervoll die Welt doch war.

Plötzlich sauste eine Sternschnuppe über den Himmel und meine Augen wurden noch größer.

"Hast du das gesehen?", riefen Joey und ich gleichzeitig.

"Jetzt darfst du dir etwas wünschen." Er drehte den Kopf zur Seite und schaute mich an.

"Okay", flüsterte ich und schaute ihn ebenfalls an.
Joey beugte sich vor und machte den Abstand zwischen uns zunichte. Seine Lippen trafen auf meine; weich und warm. 

"Ist in Erfüllung gegangen", murmelte ich, als wir uns voneinander gelöst hatten. Seine Augen funkelten verlangend, während sein Lächeln nur mir galt. Ohne zu zögern küsste ich ihn erneut und machte dort weiter, wo wir aufgehört hatten.

5 MilesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt