Kapitel 3

16.3K 826 49
                                    

Ina und ich gingen den Gang entlang, nachdem wir an ihrem und meinem Schließfach einen Stopp gemacht hatten.
In dem Moment, merkte ich, dass ich beobachtet wurde. Suchend drehte ich mich um.
Ina sprach zwar mit mir, aber ich hörte sie kaum. Meine ganze Aufmerksamkeit fiel dem schönen Fremden mit der Sonnenbrille zu. Ich konnte nicht anders. Ich starrte ihn an und sog seinen Anblick förmlich in mich auf. Er war größer als ich, mindestens einen Kopf, hatte schwarzes, welliges, kurzgeschnittenes Haar und markante Gesichtszüge. Volle Lippen, die sich zu einem besitzergreifenden Grinsen verzogen, als er sah, wie ich ihn anstarrte.
Ich runzelte die Stirn. Mist.
Ertappt, drehte ich schnell den Kopf weg und wurde rot. Ina bestätigte es mir zu allem Überfluss.
,,Sag mal, Leia, warum bist du denn so rot...? Ach.... so." Sie hatte in diesem Moment den Jungen auch entdeckt und musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen, ohne jegliches Schaamgefühl. Dann sah sie mich an und ich merkte wie sich ihr Gesichtsausdruck von belustigt und "den-will-ich-haben" zu panisch, wenn nicht wütend und ein wenig misstrauisch änderte.
Was war denn hier los?

Ina nahm meinen Arm und zog an ihm. ,,Komm lass uns gehen. Der ist doch nicht der Rede wert. Man sieht aus hundert Metern Entfernung was für ein Arsch der ist. Komm doch endlich!", rief sie entrüstet und ich ging etwas erstaunt mit ihr mit.
,,Also, ich weiß ja nicht....ich finde irgendwie das er nicht aussah wie ein Arsch...", murmelte ich, doch Ina bekam es trotzdem mit und drehte sich so schnell zu mir um, dass mir vom Anblick schwindelig wurde.
,,Er ist es nicht wert, Leia." Ihre Augen funkelten und wurden plötzlich dunkel. Sie erinnerten einen nicht mehr an das helle grün von Gras, sondern an das grün dunkler Bäume an einem stürmischen Tag. Eine Gänsehaut überkam mich, als sie auf mich einredete. ,,Ich kenne ihn. Glaub mir, er wird alles kaputt- machen. Alles. Er ist ein Monster....der Teufel höchstpersönlich.", sagte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. Trotz der ernsten Situation konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen. Das Ina jemals so reden würde... es war zu absurd und klang zu lächerlich um wahr zu sein.

,,Okay, okay. Tut mir leid wegen dem Lachen. Ich lasse die Finger von ihm."
Erleichtert seufzte sie. Dann drehte sie sich mit einem Grinsen um und zog mich mit ihr mit Richtung Unterrichtsraum.
Und obwohl sie erleichtert schien entging mir doch nicht die Sorgenfalte, die sich auf ihrer Stirn gebildet hatte. Mein Blick wanderte zurück zu dem Ort, an dem der Typ mit der Sonnenbrille gestanden hatte.
Zu meiner Überraschung und Bedauern, war er verschwunden.
Ich biss mir auf die Lippe.
Was dachte ich mir eigentlich da?
Gerade noch hatte ich Ina versprochen mich von ihm fernzuhalten.
Aber als ich mich neben Ina in dem Raum niederließ, sagte mir eine leise Stimme in meinem Inneren, dass ich das Versprechen höchstwahrscheinlich nicht würde halten können.

Ich schüttelte meinen Kopf, um das beklemmende Gefühl loszuwerden, dass mich gepackt hatte.

Das war doch lächerlich. Ich kannte ihn nicht. Warum machte ich mir solche Gedanken um einen Fremden?
Ina schien mein Innerer Zwist zu entgehen, was unüblich für sie war. Normal merkte sie sofort, wenn etwas mit mir nicht stimmte.
Aber ich hatte nichts dagegen. Jetzt gerade musste ich erst selbst herausfinden, was mit mir los war.
Die Fragen von Ina zu beantworten, die immer alles wissen musste, wäre jetzt ziemlich anstrengend gewesen.

Reiß dich zusammen. Die Tür ging auf und mein Mathelehrer stolzierte herein.
Unterricht fängt an.

Kuss eines GottesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt