Kapitel 55

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Poser
Ich fiel schnell den Abgrund hinab und sah mich währenddessen nach dem Tier um. Nur war es blöd dass es schwarz um mich herum war und kein Licht die Dunkelheit durchbrach- es war still -unheimlich still- und dunkel. Ich räusperte mich. Dann:
,,Feheeedeeeerfieeehhhhhhe woooooo bissst duuuuhuu!!!" Meine Stimme hallte herrlich laut durch den Tartaros während ich immer noch weiter fiel. Ach, was war ich doch für ein kluger Gott. Das Federvieh würde mich schnell finden und zack, zack wären wir wieder draußen. Hier war es mir doch etwas unheimlich... Soweit wir anderen Götter wissen gibt es hier unten Bestien die selbst Götter bezwingen können... Bestien die schlimmer sind als der Höllenhund... grausamer, klüger und schneller als wir...
Ich schluckte. Ok, vielleicht war es doch nicht so klug gewesen laut in dem Tartaros herumzubrüllen. Ich spürte einen Schall der mich Streifte. Ouh ouh.
Etwas hatte mich entdeckt. Ich schluckte erneut. Irgendwas stimmte mit meinem Hals heute nicht, er war so trocken. Vielleicht sollte ich mir Medizin dagegen holen. Wenn ich hier noch lebend raus kam. Ein Ruck ging durch mich und ich fiel gegen einen Felsen. Etwas krallte sich mit all seiner Kraft in meine Schulter. Ich drehte mich schnell um und erblickte...Das Federvieh!
Erleichterung durchflutete mich, gefolgt von aufkeimendem Unwohlsein. Etwas stimmte nicht.
Das Tier hier konnte nicht den Schall ausgelöst haben. Also war das etwas Anderes. Wir mussten hier weg. Schnell blickte ich mich um, während ich mich an das Stückchen Erde, Ironie lässt grüßen, im Tartaros klammerte. Die Eule war still, gab keinen Laut von sich, als ob es wüsste, dass etwas nicht stimmte. Das war eine Erleichterung für mich ohne Frage. Ein quieckendes Tier war nicht gerade vorteilhaft auf einer Flucht. Ich wusste nicht vor was ich davon lief, aber es war besser erst zu handeln und danach darüber nachzudenken. Hier unten hatte man nicht gerade die Zeit der Welt. Und schon gar nicht die Wahl über soetwas. Die Eule drückte sich gegen meinen Rücken und krallte sich noch fester an mich. Ich spürte seine Angst auch ohne ein Emphat zu sein. Und ich konnte es nachvollziehen. Mein Blick schweifte über die Dunkelheit die endlos schien und ich aktivierte meine Göttersicht. Mit Hilfe dieser konnte ich viel besser sehen als jeder Mensch oder jedes Tier. Da entdeckte ich es. Es war ein Wesen, von enormer Größe, vermummt in verrotenden Bandagen, die seinen ganzen Körper verdeckten. Ein einzelnes Auge war sichtbar, riesig und rot glühend. Wie konnte ich das denn bloß übersehen. Das Wesen strahlte noch mehr Macht aus, als ich und Bad-boy zusammen. Ich schluckte wieder. So ungern ich es mir auch eingestand... ich hatte keine Chance gegen dieses Ungetüm. Ich hatte Angst. So etwas war mir neu und gefiel mir überhaupt nicht. Mein Blick blieb an dem Wesen haften und ich beobachtete alle seine Bewegungen. Es sah aus wie ein riesiger Mensch mit verrotender, grauer Haut, die langsam überall abblätterte. Dann wurde es mir klar, als ich seine Bewegungen beobachtete. Er war es gewesen. Ich bekam eine Gänsehaut. Er hat uns geortet. In diesem Moment wandte das Unwesen seinen Kopf und blickte mich direkt an. Und trotz seiner Bandage sah ich wie es mich angrinste. Die Bandage löste sich und scharfe, viele Zähne, riesige Zähne kamen zum Vorschein. Das Unwesen hatte mich entdeckt und sein Auge fixierte mich, sein Lächeln war so breit und grausam, wie das eines Menschen es nie hätte sein können. Es wusste, wer ich war. Ich wusste es instinktiv. Genauso, wie ich wusste, dass es wusste, dass ich unterlegen war. Wir hatten einen Moment lang Blickkontakt, und so viele Gefühle blitzten in ihnen auf, ich sah schlimme Sachen, und ich wusste ich war verloren. Wir waren verloren. Dann brach es den Blickkontakt ab und stieß einen Schrei aus, der so unmenschlich und schreklich war dass die Eule beinahe losließ. Es wandte seinen Blick ab und ich sah wie es von dannen schritt. Es hatte uns verschont. Und ich wusste auch, dass das nicht unsere letzte Begegnung sein würde.

Ich blickte mich um und sah wie andere Wesen, die ich bisher nicht bemerkt hatte, uns aus dem Weg wichen. Keines berührte uns, keines griff uns an, während wir uns versuchten einen Weg durch die Dunkelheit zu bahnen. Ich konnte noch immer nichts sagen, der Schock saß zu tief. Auch das Federvieh hockte reglos auf meiner Schulter und gab immer noch keinen Ton von sich. Mein Stolz hatte etwas abbekommen, das war mir klar. Ich folgte instinktiv einem Pfad, der nicht vorhanden, aber dennoch fühlbar war. Es war, als ob uns die Wesen leiten würden. Plötzlich war da ein Lichtfleck in der endlosen Dunkelheit. Ich rannte beinahe darauf zu und auch der Vogel reckte sich dem Licht entgegen. Das bedrückende Gefühl wich gänzlich von mir, als ich das Licht auf meiner Haut fühlte. Es war belebend, berauschend. Eine Welle der Freude stieg in mir auf, nur um dann gegen eine Mauer zu schlagen und in tausend Stücke zu zerbrechen. Wir standen hinter einem Felsvorsprung und blickten auf eine obszöne Szene.

Vor uns lag ein riesiger Raum, aus dem Nichts erschaffen, von Felsen geschmückt, in der Mitte des Raumes lag auf einem Podest ein zierliches Etwas. Es war bleich, totenbleich und sah abgemagert aus. Es wirkte als ob es jeden Moment zerbrechen konnte und hatte zu allem Übel auch feine, dünne Risse auf seinen Armen. Um es herum war eine Art Blase, die es einschloss. Das blöde daran war aber, dass ich dieses Etwas kannte. Und dass ich mich in dieses Etwas verliebt hatte. Es war das Mädchen. Es war Leia.

Kuss eines GottesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt