Kapitel 5

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Athen
...Ich stieß die Tür auf.
Ich bring ihn um. Ich bring ihn um.

Dieser Gedanke kreiste in meinem Kopf umher, wie in Endlosschleife. Er durfte nicht hier sein. Er durfte nicht. So einfach war das. Er durfte nicht hier sein und bei allen Göttern, er durfte nichts herausgefunden haben. Ich war vor der Tür des Sekretariats aufgetaucht und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Ort war abgeschirmt worden.
Eine unsichtbare Wand umgab ihn- es war unverkennbar das Werk von diesem Arsch.

Ich schlug gegen die Tür und diese flog durch den Raum und zerbarst in meinem rasenden Zorn am Rücken von ihm. In Windeseile verwandlete er sich zurück zu einem Meschen und grauer Rauch verdeckte kurzzeitig mein Sichtfeld. Der ,,Mensch" vom Schulgang gerade eben drehte sich um und streichte mit einer lässigen Handbewegung alle Holzsplitter auf einmal weg. Sie wurden bei seiner Berührung zu Asche und rieselten zu Boden. Dann lächelte er mich an. Den Dæmon neben ihm ignorierte ich geflissentlich. Solange er dem Menschen nichts tat... war mir seine Existenz egal. Mein Blick flog zu der auf dem Boden liegenden Frau. Es war die Sekretärin. Sie war ohnmächtig geworden.
Mein Blick schnellte wieder zu dem Verursacher allen Chaos hier.

,,Hallo, Nichte.", er grinste mich gespielt fürsorglich an. ,,Na, was führt dich in diese heruntergekommene Menschenschule, Göttin Athen?"
Ich ließ ihn nicht aus den Augen.
,,Was willst du hier.", ich fragte genauso nett wie er. Aber er wusste um meine Gefühle. Und ich wusste noch viel mehr.
,,Ach, Nichte, ich hatte Sehnsucht nach der Schönheit der... Menschen.", seine kurzes Zögern veriet ihn.
,,Ach mach mir nichts vor was willst du hier... Hades!?" Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und beäugte ihn. Er griff sich an die Brust und krümmte sich.
,,Autsch! Das hat mich getroffen wette Nichte. Was sind das für Kälte Begrüßungen? Ich könnte meinen du freust dich nicht mich wiederzusehen."
Der Dæmon neben ihm lachte über seine Antwort. ,,Meiissster, darfff ich sssie jetzzzt umbringen?"
Ärgerlich fuhr er zu dem Dæmon herum: ,,Schweig! Wer hat dir erlaubt zu sprechen!?" Der Dæmon zuckte zurück und winselte. Ich bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und er bagan lauter zu winseln. ,,Also, Hades, was willst du hier? Das ist mein Revier, meine Stadt, verschwinde von hier. Oder es wird anders ausgehen, und du wirst nur noch cum mortui essetis. Du kannst doch noch Latein, oder?"
Er schnaubte amüsiert und ließ seine Menschenhülle erneut fallen. Es brannte in den Augen ihn aus meiner Menschegestalt heraus anzusehen, aber es war erträglich. Ich war nun einmal eine Göttin.
,,Du willst mir drohen?" Er begann lauthals zu lachen. ,,Ich bleibe hier solange ich will und bis ich alles erledigt habe. Und Latein meine Liebe, ist eine der toten Sprachen die ich fließend spreche. Mir mit dem Tod drohen? Lass dir was besseres einfallen. Ich bin der Tod.", er verwandelte sich, in schwarzen Rauch gehüllt, wieder zurück in den schönen 17- jährigen Jungen. Die Frau hinter ihm war schreiend in Ohnmacht gefallen und ich sah mir den Schaden an. Er schien nichts davon zu wissen. Wenigstens etwas. Gut. ,,Von mir aus.", ich drehte mich um und ließ ihn stehen. ,,Aber wenn du dich in meine Angelegenheiten einmischst- bringe ich dich zurück in den Tartaros und sperre dich dort weg. Das schwöre ich dir. Oh- und mach alles sauber bevor du gehst, ja? Gedankenmanipulation ist nicht so meine Stärke, aber du solltest dich damit ja bestens auskennen!" Verärgert zog er eine Augenbraue hoch und setzte zu seiner nächsten Aussage an, aber ich drehte mich um und ließ ihn, besser Gestimmt nach dieser Auseinandersetzung, einfach stehen und rannte zurück in das Klassenzimmer aus dem ich gekommen war. Er wusste es nicht. Das war die Hauptsache. Mit dem Rest würde ich mich später noch auseinandersetzen müssen.

Kuss eines GottesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt