Kapitel 9

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Leia
Mit einem Schrecken fuhr ich hoch.
Ich lag auf dem Boden des Badezimmers und mein Kopf tat höllisch weh. Hm. Höllisch passte doch. Ich erinnerte mich an diesen schrägen Traum, der so real gewirkt hatte, wo ich in der Hölle bei Hades gewesen war. Das war vielleicht ein scheiss Traum.

,,Du musst aufhören so viele Filme zu sehen, Leia. Das ist nicht gut für dich. Du siehst doch, was für ein Scheiss dabei rauskommt.", flüsterte ich mir selbst zu und rappelte mich endlich hoch. Vorsichtig taste ich mich ab, aber es scheint, als ob ich keine Verletzungen hatte, obwohl sich mein Gesicht angefühlt hatte, als ob es in Flammen steht und ich sicher auf den Boden geknallt bin. Seltsam. Eine Gänsehaut überlief mich plötzlich. Ein Schatten flog über die Wand und ich blickte zum Spiegel.

Als ich in den Spiegel sah, sah ich aber nur mich. Alles war normal. Alles war gut. Ich sah etwas durch den Wind aus und leichte Augenringe waren zu sehen, aber ansonsten schien ich gesund zu sein. Mein Blick tastete die Reflektion des Zimmers ab, aber dort befand sich nichts komisches. Leicht schüttelte ich meinen Kopf. Ich musste aufhören mir Gedanken über nichts zu machen.

Ich betrachtete mich erneut. Sonderlich hübsch war ich nicht, eben ein Durchschnitts- Mädchen. Blondes, glattes Haar, eine gerade Nase, braune Augen mit leicht nach unten gezogenen Augenwinkeln. Das beste an mir war mein ungewöhnlicher Gleichgewichtssinn.
Ansonsten: vollkommen unspektakulär.

Ich seufzte, von meinem eigenen Anblick frustriert, auf und ging in mein Zimmer. Kann man sich das Zimmer von Professor Trelawny, der Hellseherin, in Harry Potter vorstellen? Hm, genau. Mein Zimmer war so ähnlich. Groß, luftig, oben abgerundet, mit einer Seite ganz aus Fenstern. Im obersten Stock unserer kleinen Villa. Es war bloß nicht voller Teekannen, Teetassen, Tücher und Nebel. Ich stand eher auf Kaffee.
Und ja. Meine Eltern sind wohlhabend. Oder waren es zumindest. Meine Mom ist seit geraumer Zeit tot. Sie musste auch einiges an Geld verdient haben, denn obwohl mein Vater viel verdient, ist das was wir auf unserem Konto haben ungeheuerlich viel Geld. Seeehr viel, zu viel für eine Person alleine. Ich sah mich in meinem Zimmer um und ließ mich auf mein Bett sinken. 
Der einzige Nachteil an meinem Zimmer war, dass es zugemüllt ist von oben bis unten. Nicht mit Müll im wahrsten Sinne des Wortes, sondern mit meiner Kleidung und meinen Schulsachen. Wegen den vielen Prüfungen in letzter Zeit habe ich kaum die Möglichkeit aufzuräumen. Außerdem bin ich ein kleiner Chaot. 

Verwirrt sah ich an die Decke. Was wollte ich noch gleich tun? Ein Geräusch ertönte. Es war leise und viel zu schnell verhallt, aber meine Gänsehaut sagte mir, dass es nichts Gutes war. Angst packte mich. Okay, Plan B. 

Ich nahm mir meine Hängetasche und schulterte sie, während ich mein Zimmer hastig verließ. Ich sah wieder aus den Augenwinkeln einen Schatten über die Wand gleiten.
Meine Gänsehaut war noch immer da.

*****
Ina

Ich startete den Motor von dem Auto. Meine Mutter hier war eine  Autohandwerkerin. Und ab und an half ich hier aus. Die Leitung hatte ein Loch, ich flickte es, das Auto funktionierte wieder. Der Motor gab seinen Geist auf, ich legte meine Hand an, alles klappte wie von selbst. Ich musste nie nachschlagen oder mir anschauen wie etwas funktionierte. Ich wusste immer bescheid. Besser als alle anderen. Meine Mutter hier  nannte mich immer: ,,Das unbekannte Genie, meine Tochter."
Sie wusste, wie sehr die Aussage zutraf. Ich war ein Genie, ohne Frage. Aber noch etwas anderes war in mir. Sie wusste auch was und half mir, es zu verheimlichen. Jeder brauchte Komplizen. Was wäre die Welt bloß ohne das eine oder andere Geheimnis?

****

Malochai

Diese Sterbliche war anders , als die Anderen, das wusste er. Er musste auf sie aufpassen. Aufpassen war langweilig.

Als er ankam, trat sie aus dem Badezimmer und blickte ihn im nächsten Augenblick direkt in die Augen. Seine 17 Herzen waren stehen geblieben. Es kam ihm vor, als würde sie ihn tatsächlich sehen, was aber unmöglich war. Sie war nur eine Sterbliche. Trotzdem ließ ihn der Gedanke nicht los, dass er sie kannte. Das sie anders war, als alle Anderen. Eine Vorahnung packte ihn.

Es würde doch noch ein interessantes Spiel werden. Und falls der Chef seine Meinung noch ändern würde, was bis jetzt immer der Fall war, konnte er sie ja doch noch töten, falls es zu langweilig werden würde. Sein Mund verzerrte sich zu einem Grinsen. 

Er lachte und sie ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

Kuss eines GottesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt