In der Schule

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Charlys Sicht

Ich laufe mit Ella zur Schule. Schon von weitem höre ich das laute Rufen vom Schulhof. "Hörst du das auch?" Ella nickt nur und sieht mich skeptisch an. Wir wissen beide, dass das nicht normal ist und deshalb beschleunigen wir unsere Schritte. Als wir um die Ecke biegen, sehen wir nur einen Haufen Schüler, die alle im Kreis um jemanden herum stehen. Schnell gehen wir näher heran und hören jetzt die anfeuerungsrufe und die Rufe, die die sich prügelnden warnen aufzuhören. Am Rand steht Mike und schnell gehe ich auf ihn zu: "Was ist denn hier los?" Da erst bemerke ich, dass er ein blaues Auge hat. "Hast du dich etwa auch geprügelt?" "Nein. Natürlich nicht. Ich wollte sie auseinander bringen, aber die waren so wütend, dass sie mir eine rein gehauen haben." "Wer?" Zögernd sieht er mich an, dann antwortet er aber doch. "Alex und Ben." Ich drehe mich um und zwänge mich durch die Menge. Wenn sich ein paar jüngere Schüler prügeln, dann kann man sie lassen, da man davon ausgehen kann, dass sie sich nicht sehr verletzen. Aber wenn sich zwei elftklässler prügeln, die dazu auch noch regelmäßig ins Fitnessstudio gehen, dann sollte man eingreifen, bevor es zu spät ist. Als ich endlich vor den beiden stehe, die sich gerade wieder aufrappeln, gehe ich schnurstracks auf sie zu. Bevor sie sich wieder angreifen konnten, stehe ich zwischen ihnen und erst versuchen sie mich zu umgehen. Als sie jedoch mitbekommen, wer hier zwischen ihnen steht, hört Ben abrupt auf und schaut mich entsetzt an. Ich gehe nicht weiter darauf ein und sage nur: "Mitkommen!" Dann mache ich einen Schritt und als Alex wieder auf Ben zugeht, mache ich wieder einen Schritt zurück, sodass ich wieder zwischen ihnen stehe. "Wenn ihr jetzt nicht mitkommt, dann nehme ich euch links und rechts an die Hand und schleppe euch höchst persönlich zum Schulleiter. Kapiert?!" Murrend laufen die beiden neben mir her bis ins Sekretariat, da schicke ich jeden in eine andere Ecke und wende mich dann zu Frau Seifart, unserer Sekretärin. "Die beiden möchten gerne mit dem Schulleiter sprechen." Ich Lächel sie freundlich an und sie sagt, dass sie ihn suchen geht. Dankbar nicke ich ihr zu und als sie den Raum verlassen hat, drehe ich mich wütend zu den Jungs. "Wie alt seid ihr?" Beschämt schauen die beiden auf den Boden, oder zumindest Ben tut das. Alex sieht mich nur wütend an, doch das kann ich gekonnt ignorieren. "Ich wiederhole mich nur ungern." "17", kommt darauf hin von Ben. "Und wie habt ihr euch gerade bekommen?" Jetzt schaue ich Alex und der zuckt nur mit den Schultern und sagt: Wie fünfjährige?!" "Nein, wie pubertierende 13 jährige. Und jetzt verratet ihr mir, was der Anlass dieser Schlägerei war." Stille. Keiner scheint mir antworten zu wollen. "Gut, ihr müsst es mir nicht sagen, aber ihr verspricht mir, dass das nie wieder vorkommt!" Beide Nicken und erst jetzt bemerke ich, wie die beiden eigentlich aussehen. Ich gehe zu dem Waschbecken, reiße ein paar Tücher ab und mache diese nass. Dann gehe ich erst zu Alex und drücke ihm ein Tuch in die Hand und anschließend gebe ich das zweite Ben, welcher es jedoch nur in der Hand hält und keine Anzeichen macht, sich damit das Gesicht zu säubern. Also nehme ich es ihm wieder aus der Hand, und wische ihm das Blut aus dem Gesicht. Langsam kommt wieder Leben in ihn und er blickt auf. Als ich seinem Blick begegne, höre ich auf mit dem Tuch seine Stirn zu betupfen. Ich kann nicht wie sonst in seinen Augen die Lebensfreude sehen, sondern etwas anderes. Es ist eine Mischung aus Angst und Liebe. Und da weiß ich, was der Grund für die Schlägerei war. Es war ein Mädchen. "Ihr habt euch wegen einem Mädchen geprügelt, stimmts?" "Nicht nur wegen irgendeinem Mädchen. Sag es ihr Ben. Sag ihr wegen welchem Mädchen es war!" Wütend funkelt Alex erst Ben und dann mich an. Ich kann es mir denken, aber ich warte trotzdem auf Bens Antwort. Leise sagt er: "Wegen dir." Mit großen Augen starre ich ihn an. Doch bevor ich etwas erwidern kann, kommt der Direktor ins Zimmer, bedankt sich bei mir und verschwindet mit den beiden Jungs in den Nebenraum.

Ich spiele mit dem Gedanken, hier zu warten oder an der Tür zu lauschen. Aber ich entscheide mich dagegen, als mich die Sekretärin darauf hinweist, dass der Unterricht schon begonnen hat. Also mache ich mich auf zum Mathezimmer. Dort klopfe ich an die Tür und warte auf das "Herein". "Entschuldigen Sie meine Verspätung, aber ich musste zwei Jungs den Weg zum Direktor zeigen." "Ja. Setz dich." Herr Döler wendet sich wieder der Tafel zu und ich setze mich neben Penny, die mir einen Platz am Fenster freigehalten hat. Hinter mir beugt sich Mike vor und fragt wie es war. "Ich weiß nicht. Die beiden sind jetzt beim Direktor." Und leise zu Penny sage ich: "Die haben sich wegen mir geprügelt." "Was? Das ist nicht dein Ernst, oder?" Penny ist so schockiert, dass sie die Antwort eine Spur zu laut sagt und daher 21 Augenpaare auf uns gerichtet sind. "Penelope und Charlotte, wollt ihr uns vielleicht sagen, was los ist?" schnell antworte ich, bevor es Penny kann: "Nein. Ist nicht so wichtig." "Gut, aber da Penelope so aussieht, als wolle sie unbedingt etwas loswerden, hast du doch bestimmt kein Problem, nach vorne zu kommen und deinen Mitschülern die Aufgabe zu erklären." Murrend steht sie auf und schlürft an die Tafel. Das kann ja nicht gut ausgehen. Schnell lese ich mir die Aufgabe durch, um ihr wenigstens etwas zu helfen. Ich schreibe die Lösung auf einen Zettel. Penny liest sich jetzt schon zum wiederholten Male die Aufgabe durch und denkt angestrengt nach. "Penelope, sie können den Rechenweg gerne an die Tafel schreiben und dazu reden. "Äh. Ja. Natürlich." Sie nimmt sich ein Stück Kreide und sieht mich hilfesuchend an. "Herr Döler?!" "Was ist denn schon wieder, Charlotte?" Ich Lächel ihn mit meinem typischen "Ich-verzauber-alle-lächeln" an und frage mit zuckersüßer Stimme: "Kann ich bitte etwas in den Papierkorb schmeißen?" "Ja" Schnell springe ich auf, schnappe mir Pennys Übungen -sie hätte sie sowieso weggeschmissen- und laufe nach vorne. Zufälligerweise lasse ich den Papierstapel direkt neben Penny fallen, die sich sofort bückt. Ich drücke ihr den Zettel in die Hand, sammel die anderen Zettel wieder ein und werfe sie in den Papierkorb. Dann gehe ich schelmisch Grinsend wieder zurück auf meinen Platz und gebe Mike ein High-five. In der Zwischenzeit hat Penny schon die Rechnung angeschrieben und unterstreicht gerade das Ergebnis. "Fertig!" Herr Döler, der die ganze Zeit in seinem Buch gelesen hat -wie kann man ein Mathebuch lesen?- schaut verwundert auf und sieht sich das Tafelbild an. Mit einem erfreuten Lächeln dreht er sich zur Klasse und fragt, ob es auch jeder verstanden hat. Natürlich bejahen das alle, da sie sonst Penny in Schwierigkeiten bringen würden. Zum Glück ist Alex nicht da, der hätte nämlich was gefragt, nur um uns eins aus zu wischen. "Gut, dann kannst du dich setzen." Grinsend kommt sie wieder auf ihren Platz und gibt jedem einen High-five. "Du bist die beste!", flüstert sie mir zu. "Ich weiß.", gebe ich grinsend zurück.
Es klopft und herein kommen zwei ziemlich bedrückt aussehende Elftklässler, mit mehreren Schürfwunden und blauen Augen. Herr Döler seufzt nur und schickt die beiden mit einem Nicken auf ihren Platz.
Ben setzt sich neben seinen besten Freund Lukas und starrt sturr an die leere Tafel. Alex hat sich in die hinterste Ecke verkrochen und tippt irgendetwas in sein Handy.

So Leute. Das war es auch schon. Ich hoffe, es gefällt euch.
So bald es geht, schreibe ich das nächste Kapitel

Ella und CharlyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt