Charlys Sicht
Ella und ich radeln mit den beiden Jungs zum Reiterhof. Dort steht Ben mit seiner Tante und sie scheinen auf uns zu warten. Wir stellen unsere Räder ab und laufen zu den beiden. Mike und Jonas warten am Stall. "Guten Tag Frau Jacob." "Hallo ihr beiden. Charly hättest du heute Zeit um Ben und Calypso zu trainieren?" "Äh. Eigentlich wollte ich sie vorher selbst reiten." "Das kannst du ja machen. Ben hat sowieso noch etwas für die Schule zu machen, nicht wahr?" Anscheinend hat der Direktor sie schon angerufen, denn der Blick sagt uns, dass sie über die Schlägerei Bescheid weiß. "Tante Lisa. Ich habe doch erst gestern Hausaufgaben gemacht." "Du bist in der elften Klasse. Da hast du doch jeden Tag etwas für die Schule zu tun. Oder etwa nicht Charly?" "Doch. Eigentlich schon, aber bis morgen haben wir wirklich nichts zu tun." "Auch gut. Dann hilfst du eben Charly. Schließlich ist es dein Pferd." "Ich denke, das bekomme ich auch ganz gut alleine hin. Außerdem ist ja noch Mike da, der hilft mir doch auch schon." Frau Jacob wirft einen Blick zu den beiden Jungs und schaut sich dann wieder Ben an. "Zugucken kann er ja trotzdem. Ich muss jetzt los. Bis dann."
Auch gut. Wir gehen wieder zu den Jungs und holen die Halfter und Stricke aus dem Stall. Ben steht mit seinem Handy in der Hand immer noch auf dem Hof. "Ben. Kommst du mit, oder soll ich dir dein Pferd vielleicht mitbringen?" Er tippt weiter auf sein Handy, sagt aber: "Ich habe sie schon vorhin reingeholt. Sie ist auch schon geputzt." Da war aber jemand fleißig. "Achso. Kannst du sie auch schon satteln und auf den Platz bringen?" "Ja mach ich gleich." Jetzt hat er sein Handy in die Hosentasche gesteckt und schlendert gemütlich in Richtung Privatstall. Die Jungs setzen sich schon an den Reitplatz. Zwanzig Minuten später kommen wir mit den drei Pferden auf den Platz. Dort drücke ich Ben meine Beauty in die Hand und nehme ihm die Zügel seiner Stute aus der Hand. Ich gurte nach und steige auf. Ben steht immer noch an der selben Stelle. "Was machst du denn. Willst du nicht langsam mal anfangen?" "Du reitest doch." "Wir sind zu dritt und haben drei Pferde. Also kannst du zur selben Zeit reiten, wie ich." "Du meinst, ich soll Beauty reiten?!" Mit großen - übrigens wunderschönen blauen- Augen sieht er erst mich und dann meine Stute an. "DAS KANNST DU DOCH NICHT MACHEN. DU KANNST DIESEN VOLLTROTTEL DOCH NICHT AUF DEIN PFERD LASSEN. DER KANN DOCH NOCH NICHT MAL REITEN!" "Also jetzt mach mal halblang. Ich kann reiten. Und ich bin KEIN Volltrottel." Herablassend sieht meine Schwester auf Ben herab. Ich muss zugeben, dass er nicht wirklich wie ein Reiter aussieht, aber naja. "Frau Jacob hat gesagt, dass er reiten kann und ich vertraue ihrem Urteil." Und zu Ben gewand sage ich: "Also steig jetzt endlich auf." Wortlos gurtet er nach, macht die Bügel ein paar Loch länger und steigt -es sieht ziemlich komisch aus- auf. Ella sieht mich ziemlich ungläubig an und reitet los. Ich gebe Calypso einen leichten Schenkeldruck und sie läuft gemächlich los. "Ben, du kannst alles mit ihr machen, was du von deiner Tante gelernt hast, aber bitte tu mir den Gefallen und übertreibe es nicht."
Nach ein paar Minuten habe ich mich an Calypso gewöhnt und mache ein paar kompliziertere Übungen. Zwischendurch werfe ich immer einen Blick zu Ben, der zwar ganz gut, aber ziemlich unsicher auf Beauty drauf sitzt. Ich reite neben ihn und frage ihn, wie es klappt. "Naja, eigentlich ganz gut, aber ich habe ziemlichen Respekt vor diesem Pferd." Ich lache auf. "Das brauchst du doch nicht. Also nicht, dass ich es schlecht finde, dass du Respekt vor meinem Pferd hast, aber wieso solltest du?" "Naja, wegen dem Vorfall letztens." "Du meinst unser kleines Wettrennen." Das letzte Wort spreche ich mit großer Verachtung aus. Ben nickt nur. "Das brauchst du nicht. Sie macht schon nichts. Solange du nicht vorhast, neben einem Motorrad oder so her zu reiten."
"Sicher?" Ben lächelt mich gequält an. "Hundertprozentig" Ich gebe meiner Stute einen Klaps auf ihr Hinterteil und sie trabt los. Verzweifelt versucht Ben die Zügel zu verkürzen um sie wieder anzuhalten. "Treiben. Zügel kürzer, Fersen tief und leichttraben!" Es dauert noch eine weitere Runde, bis Ben all diese Dinge macht. "Kennst du keine Bahnfiguren oder was?" "Doch, natürlich." "Wieso reitest du dann keine?!" Noch kurz schaue ich ihm zu, wie er ein paar Figuren reitet, dann wende ich mich wieder Calypso zu. Ich galoppiere an und lasse sie erstmal auf ihrer Lieblingshand laufen. Als sie das gut macht, wechsel ich die Hand und lasse sie wieder angaloppieren, doch dieses Mal ist sie -wie ich es mir schon denken konnte- auf der falschen Hand angaloppiert. Ich pariere sie durch und frage Ben, ob sie schon mal gesprungen ist. "Ja. Also das haben uns die Verkäufer zumindest gesagt." "Ok. Mike, kannst du mir mal bitte ein kleines Kreuz aufbauen." Nachdem Mike das gemacht hat, bleibt er daneben stehen und beobachtet uns. Ich trabe auf das Hindernis zu und lasse sie drüber springen. Nach dem Sprung lasse ich sie rechts landen und es klappt. Aber das ist ja auch ihre Lieblingshand. Das selbe wiederhole ich, aber dieses Mal springen wir in die andere Richtung und sie landet glücklicher Weise auf der richtigen Hand. Ich nehme noch ein paar Mal die Trabstangen und das Kreuz, dann sage ich Ben, dass wir die Pferde tauschen können. Als ich auf meiner Stute sitze, erkläre ich Ben noch, auf was er achten muss und dann reite ich los. Ich springe erst über das kleine Kreuz und lasse dann alle Hindernisse von Mike und Jonas höher bauen. Als ich mit Beauty den Parcours ohne große Probleme bewältigt habe, gebe ich Ella noch ein paar Hinweise zum Parcours und Mike und Jonas bauen die Hindernisse wieder tiefer. Als auch Ella den Parcours gesprungen ist und Ben seine Sache ganz gut gemacht hat, lassen wir die Pferde noch etwas am langen Zügel gehen und unterhalten uns.Nach langer, langer Zeit haben wir es geschafft endlich mal wieder ein Kapitel zu schreiben. Wir hoffen es gefällt euch und wenn ihr Fragen zu verschiedenen Begriffen habt, was das Reiten anbelangt, dann schreibt sie einfach in die Kommentare.
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Ella und Charly
Teen FictionElla und Charly sind gut in der Schule, musikalisch, beliebt, haben reiche Eltern und sind ein echter Blickfang mit ihren mehr oder weniger roten Haaren. Eigentlich müsste man ja denken, dass sie alles hätten, und doch fehlt ihnen noch eine Kleinigk...