Charlys Sicht
Es ist fünf Minuten nach halb zwei und die Jungs sind immer noch nicht da! Wenn man sie mal braucht. Die ersten Kandidaten sind schon da und wir müssen noch zwei Tische und Stühle aufstellen. Alleine schafft Ella das nicht. Genervt warte ich darauf, dass das "Dud... Dud..." endlich aufhört und Mike an sein Handy geht. Bei Jonas habe ich es auch schon probiert, aber der hat sein Handy ausgeschalten. War ja klar, immer am Handy hängen, aber wenn man sie mal braucht, dann gehen sie nicht ran. "Ja?" Na endlich! "Man Mike, wo bleibt ihr? Wir warten!" "Kein Grund zur Panik. Wir sind gleich da. Aber Jonas hatte einen Platten. Das hat länger gedauert." "Schon gut. Beeilt euch!" "Ja Prinzessin." Immer wenn er das sagt, bringt er ein Lächeln auf meine Lippen. Er muss es wohl gemerkt haben, denn er lägt lachend auf.
"Wo bleiben die denn jetzt?" Genervt kam Ella in die Aula. "Die Jungs da draußen sind vollkommen durchgeknallt! Ich wette die Meisten können noch nicht mal Gitarre spielen!" Leider muss ich ihr da Recht geben. "Sie sind gleich da, sie hatten einen Platten." In dem Moment kamen die Beiden auch schon in die Aula gestürzt. "Oh Mann, die wollten uns nicht rein lassen! Die haben gedacht, dass wir uns verdrängeln wollen!" Na das kann ja lustig werden! "Stellt ihr bitte noch den Tisch da hin?!" Mit einer Hand auf die Krücken gestützt und mit der anderen in vor die Bühne deutend, zeigte ich den Jungs was ich meine. Nachdem der Tisch an seinem Platz stand, gab ich den beiden Jungs jeweils einen Korb mit Nummerzetteln drin. Diese sollten sie an die Kandidaten verteilen, damit sie ihre "Startnummer" haben. Punkt um zwei saßen wir an unserem "Jurytisch" und der erste Junge kam herein. "Hallo. Als erstes sagst du uns deinen Namen, dein Alter und in welche Klasse du gehst. Falls du nicht an unsere Schule gehen solltest, dann sag uns bitte auch noch diese." Ella war mit Stift und Papier ausgerüstet und sah den Jungen abwartend an, denn der machte keine Anstalten seinen Mund auch nur zu öffnen. Jonas wurde das zu bunt. "Hallo?! Hast du gehört, was Mike gesagt hat?"
"Äh, ja... Natürlich.. Ich heiße Maximilian Schulze, bin 14 Jahre alt, gehe in die achte Klasse und ich gehe auf diese Schule." Geht doch. "Gut, dann kannst du dir jetzt eine von den Gitarren nehmen und uns zeigen, was du kannst." Ich sah ihn lächelnd an.
Er ging nach hinten, und wir sahen uns verwirrt an. Dann kam er mit einem Stuhl in der Hand wieder nach vorne, nahm sich einen Notenständer und stellte beides vor unseren Tisch. Als er sich endlich eine Gitarre genommen hat, die richtigen Noten aufgeschlagen hat, fragt er ob er anfangen darf. "Ja klar. Hättest du auch schon vor fünf Minuten!" Genervt rutschte Jonas auf Seinem Stuhl hin und her. Endlich fing er an auf der Gitarre rum zu klimpern. Ich muss zugeben, dass es nicht einmal schlecht klang. Aber naja, was soll sagen. Es war ein Stück von Mozart. Und ja, wir sind ne Rockband! "HALT! SOFORT AUFHÖREN!Das kann man ja nicht länger aushalten!" "Jonas halt den Mund!" Und zu Maximilian gewendet, sagte ich: "Du kannst echt gut Gitarre spielen! Aber Mozart? Das ist Klassik. Und wir sind halt ne Rockband. Verstehst du?!" Mit einem Nicken gab er uns zu verstehen, dass er es verstanden hatte. "Trotzdem danke, dass du hier warst." Mit einem Lächeln gab Ella ihm zu verstehen, dass er nun gehen kann. Als sich die Tür hinter ihm schließt, sage ich mit einem leichten Ausdruck von Wut auf meinen Lippen: "Jonas, du sagst jetzt nur noch etwas, wenn ich dich darum bitte! Er konnte Gitarre spielen! Nur eben nicht unserem Stil! Ja?!" "Schon gut. Habs verstanden." Mehr konnte ich nicht sagen, denn jetzt öffnete sich die Tür wieder und... *Lachflash* Alex Bradly kam mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen zu uns nach vorne. Alex ist der Kapitän der Basketballmanschaft und er war dem entsprechend auch recht groß - ca 1,98 Meter -, hatte breite Schultern und er hatte mit Sicherheit noch nie eine Gitarre in der Hand! Da ich mir das Lachen nur verkneifen kann, wenn ich die Lippen aufeinander presse und es Ella nicht viel besser geht, übernimmt Mike die Einführung. Nachdem wir ihn elegant aus der Aula geschmissen haben und dies auch mit den zehn Nächsten gemacht haben, waren wir am verzweifeln. Die meisten haben die Gitarre nicht einmal in die Hand genommen, einer hat es versucht, hat jedoch dabei eine Seite gerissen und der eine konnte gerade mal "Alle meine Entchen" zupfen. Jetzt kam ein eigentlich recht süßer Junge rein. Er hatte dunkelbraune, zerzauste Haare, und schöne blaugraue Augen. Neben mir hörte ich meine Schwester und Jonas nach Luft schnappen. Verwundert schaute ich meine Schwester an und - WAHNSINN!- sie wurde rot! Und Jonas, naja, der konnte den Jungen anscheinend überhaupt nicht ausstehen- verständlich, wenn man bedenkt, dass er jetzt schon zwei Jahre in Ella verknallt ist, was sie natürlich nicht weiß. "Hallo. Du bist...?" "Merlin. Ich bin Merlin Jakob, bin 16 Jahre und gehe in die neunte Klasse. Ich bin neu hier und spiele in meiner Freizeit gerne Gitarre. Reicht das?" "Ja, super. Wie ich sehe hast du deine eigene Gitarre mit, dann kannst du anfangen." Was dann passierte, hatte ich niemals gedacht. Merlin spielt richtig gut Gitarre! Fast sogar besser als Jan! Er spielte "One Way", eines von den Liedern, was wir manchmal beim Jugendgottesdienst spielen. Ich liebe dieses Lied und Ella auch. Leise fing sie an den Text dazu zu singen. Merlin lächelte sie an und jetzt fing auch er an zu singen! Erstaunt sah ich Mike an und wir wussten, dass wir den Richtigen gefunden haben! Nur Jonas schien damit nicht ganz einverstanden zu sein, aber wen interessierte das schon. Als er fertig war, sah er uns erwartungsvoll an. "Das war einfach Spitze! Du hast echt Talent! Aber der Gerechtigkeit wegen, müssen wir den anderen trotzdem noch eine Chance geben, aber du bist auf jeden Fall in der zweiten Runde und kannst somit am Dienstag nach der Schule hier her kommen!
*Zeitsprung*
Erschöpft ließen wir uns auf unsere Stühle sinken. Es war 18.34 Uhr und endlich war auch der letzte Kandidat nach Hause gegangen. Außer Merlin haben es noch zwei weitere Jungs in die nächste Runde geschafft. Jonas sah irgendwie ziemlich niedergeschlagen aus. "Hey Jonas, was ist denn los mit dir. Wir können glücklich sein, dass wir überhaupt jemanden gefunden haben, der annähernd so gut Gitarre spielen kann wie Jan!" "Mir geht's nur nicht so gut. Ich freue mich doch auch. Ich bin nur immer noch sauer auf Jan." "Kann ich ja verstehen, aber wir müssen nach vorne sehen. Wir müssen an die Band denken!"
Nachdem wir wieder alles aufgeräumt hatten. Gingen wir nach draußen und fuhren zu uns nach Hause. Dieses Mal saß ich aber Bei Mike auf dem Gepäckträger, dem es eindeutig einfacher fiel mit mir hinten drauf Fahrrad zu fahren. Als wir in unsere Einfahrt einbiegen, fragte mich Mike, ob unsere Eltern schon zurück sind. "Eigentlich nicht, warum fragst du?" "Naja, weil dort ihr Auto steht!" Ich wäre fast vom Rad gefallen, konnte mich aber gerade noch auf meine Krücken abstützen. Das Auto unserer Eltern stand tatsächlich vor der Garage. "Ich dachte die kommen erst in vier Tagen. Ella wusstest du das?" Sie schüttelte den Kopf. "Ist doch aber schön, dass sie schon da sind." Es gibt eindeutig schönere Dinge. Langsam gingen wir zur Haustür und Ella holte ihren Schlüssel raus und öffnete sie. Drin mussten wir uns erstmal einen Weg durch Koffer bahnen, was mit meinen Krücken gar nicht so einfach war. "Mama, Papa?! Seid ihr da?" "Ja Ella, wir sind im Wohnzimmer." Also gingen wir höflicher Weise dort hin. Denn wenn es nach mir ginge, dann wäre ich am liebsten in mein Zimmer gegangen. Mama sprang auf und nahm Ella in die Arme. Als sie mich erblickten, sahen sie mich geschockt an. "Charly, was hast du denn angestellt?" "Also ich war das nicht. Ein paar Idioten haben sich einen Spaß daraus gemacht, Beauty zu erschrecken. Da hat sie mich abgeworfen und ich habe mir den Knöchel gestaucht."
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Ella und Charly
Teen FictionElla und Charly sind gut in der Schule, musikalisch, beliebt, haben reiche Eltern und sind ein echter Blickfang mit ihren mehr oder weniger roten Haaren. Eigentlich müsste man ja denken, dass sie alles hätten, und doch fehlt ihnen noch eine Kleinigk...