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„Wo ist dein Zimmer?"

Verwirrt kräuselte ich die Stirn. Ich hatte zwar die Worte gehört, aber den Sinn dahinter nicht wirklich verstanden. Was genau wollte er von mir wissen?

„Ich werde es schon alleine finden." Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln, abrupt ließ er von mir ab, ging ein Schritt zurück, eher er sich umdrehte und den Flur entlang ging.

Erst jetzt, wo er mir nicht mehr nahe war, ich nicht mehr seine Hand an meiner nackten Haut spüren konnte und er mich nicht mehr mit seiner Größe einschüchtern konnte, schien mein Gehirn wieder wunderbar zu funktionieren, sodass ich etwas verspätet seine Frage verstand. Eilig ging ich im hinterher, was gar nicht mal so leicht mit einen kurzen Beinen war. Wieso musste Kaden auch so lange, tolle, schlanke Modellbeine haben?

Obwohl ich mir große Mühe gab ihn einzuholen, war es bereits zu spät, denn er hatte bereits auf Anhieb die richtige Tür zu meinem Zimmer gefunden, diese geöffnet und war hineingegangen.

Kaum betrat ich mein eigenes Zimmer, hatte er sich schon an meinem Kleiderschrank zu schaffen gemacht und wühlte darin herum.

„Was zur Hölle machst du da?", fragte ich ihn fassungslos, ging auf ihn zu und versuchte ihn vom Rumwühlen abzuhalten. Aber egal wie sehr ich es versuchte, er lies sich dabei nicht stören - im Gegenteil: Es schien fast so, als würde er mich nicht einmal wirklich zu bemerken.

In aller Ruhe schob er ein Kleidungsstück nach dem anderen zur Seite, nachdem er es eingehend betrachtet hatte. „Ich muss doch sichergehen, dass du als mein Date anständig gekleidet bist, oder?", murmelte Kaden nebenbei und schien sehr konzentriert bei seiner Aufgabe zu sein. Nachdenklich hatte er den Kopf ein wenig zur Seite gelegt, seine Stirn war etwas gekräuselt, seine Lippen ein klein wenig zusammengekniffen.

Seufzend gab ich es auf, ihn von meinem Kleiderschrank wegzubekommen, ging ein paar Schritte zur Seite und beobachtete ihn dabei. So ganz sicher, was ich von seiner Aussagen halten sollte, war ich mir nicht wirklich. Gewisse Vorteile hätte es ja schon, denn so müsste ich nicht Stunden vor dem Date verzweifelt nach dem richtigen Outfit suchen. Aber was war, wenn er die freizügigsten Klamotten aussuchten? Dafür bräuchte ich erst einmal solche Art von Klamotten. Darüber bräuchte ich mir also keine Gedanken machen. Deswegen entschied ich mich einfach, ihm weiter dabei zu beobachten, was anderes konnte ich schließlich nicht tun.

Nach kurzer Zeit schien er das gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte, oder er hatte das gefunden, womit er einigermaßen zufrieden war, sodass er sich schließlich zu mir umdrehte und mir das Kleidungsstück in die Hand drückte. Es war ein schwarzes Spitzenkleid, was ziemlich hochgeschlossen war, es aber ziemlich an Haut zeigte, weshalb ich darunter schwarze Unterwäschen tragen musste, damit man immerhin diese privaten Stellen nicht sehen konnte. Eine schlechte Wahl hatte er nicht getroffen, das musste man ihm lassen.

„Damit wirst du heute Abend wohl einigermaßen gut aussehen.", verkündete er mit einem schiefen Lächeln.

„Heute Abend?", wiederholte ich etwas perplex.

„Natürlich. Wann dachtest du sonst, würde das Date stattfinden. In 30 Jahren?", mit einem spöttischen Grinsen verdrehte Kaden die Augen.

„Morgen ist Montag?"

„Was willst du mir damit sagen? Das heute Sonntag ist? Wow. Danke. Ohne dich, hätte ich glatt die Reihenfolge der Tage vergessen."

„Nein. Morgen ist Montag und ich..."

„Du musst morgen früh aufzustehen um pünktlich für die Vorlesung zu sein?" Kaden ging auf ein Schritt auf mich zu, sodass er direkt vor mir stand, weshalb ich meinen Kopf mehr in den Nacken legen musste, um ihn überhaupt noch in die Augen schauen zu können. 

„Oh, aber es herrscht doch keine Anwesenheitspflicht mehr. Wie kann man da also überhaupt schwänzen, geschweige denn etwas wichtiges verpassen?", raunte er leise, seine hellblauen Augen bohrten sich in meine. „Das Ding ist aber: Wir haben einen Deal. Und glaub mir, ich wäre diesen Deal niemals eingegangen, wenn ich kein Interesse an dir gehabt hätte. Ich habe einfach eine Schwäche..", langsam beugte er sich zu mir herunter, sodass ich seinen heißen Atem an meinem Hals spüren konnte, was mir eine Gänsehaut bereitete, „für unschuldige, zierliche Mädchen wie du. Willst du auch wissen wieso?"

Mittlerweile war er mir so nahe gekommen, dass seine Lippen mein Ohr streifte, eine Mischung aus seinem herben, männlichen Geruch, Rauch und dem Geruch seiner Lederjacke stieg in meine Nase, sodass ich zum wiederholten male nicht wirklich denken konnte, weshalb ich nur schwach den Kopf schütteln konnte.

„Ich kann mit euch machen, was ich will, da ihr einfach zu schwach seid, um euch dagegen zu wehren." Kaden richtete sich wieder auf, ein triumphierendes Grinsen auf den Lippen. „Deswegen nutze mal das Studentenleben aus, geh morgen nicht zu Uni und hab stattdessen heute die Nacht deines Lebens. Mit mir." Schließlich ging er einen Schritt zurück. „Zieh dieses Kleid an, trag deine Haare offen. Sei fertig, wenn ich um halb acht da bin - denn wenn ich eins hasse, dann ist es zu warten. Bis später, Kätzchen."

Mit diesen Worten verschwand er. Ich machte mir nicht die Mühe ihm zu folgen. Der dumpfe Knall der Haustür verriet mir, dass Kaden gegangen war. Noch immer konnte ich seinen heißen Atem auf meiner Wange spüren. Noch immer hing der Geruch von Rauch, Leder und etwas Herben in der Luft. Worauf zur Hölle hatte ich mich da eingelassen?


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