Nur eine halbe Stunde später hielt der Wagen des Försters an der Notaufnahme. Man holte einen Rollstuhl und brachte Leah hinein. Sie bedankte sich bei ihm und anschließend brachte man sie zum röntgen. Eine Stunde später war klar, dass sie sich den Fuß schwer verstaucht hatte, aber zumindest war er nicht gebrochen. Sie erhielt einen kühlende Verband, eine stabilisierende Schiene und zwei Krücken da sie sich sonst überhaupt nicht hätte fortbewegen können. Als sie endlich das Krankenhaus verlassen konnte, blickte sie auf einen Mann vor einem Taxi der ein Schild in den Händen hielt auf welchem ihr Name stand. Leah lief auf diesen zu. "Leah?" fragte er und als sie nickte, öffnete er ihr die Beifahrertür und ließ sie einsteigen. Die Fahrt begann am Krankenhaus und endete vor ihrer Wohnung. "Vielen Dank" Sie stieg aus und humpelte in ihre Wohnung. Bett, sie wollte einfach nur ins Bett. So hatte sie sich ihren Urlaub nicht vorgestellt.
Im Wald hatte Jake darauf bestanden, dass sie mit dem Förster ins Krankenhaus fuhr. Leah hatte widersprochen, mehrmals, aber er ließ ihre Einwände nicht gelten. Allerdings sagte er ihr auch, dass er nicht mit ihr gehen konnte. Das war zu gefährlich für ihn. Im Krankenhaus gab es Kameras und auch die Polizei ging dort ein und aus. Schließlich hatte er sie auf den Beifahrersitz gesetzt und strich sanft über ihre Wange. "Es tut mir leid" Jake gab sich die Schuld an ihrem Unfall. Der Förster fuhr los und ließ Jake im Wald zurück. Er war wütend. Auf sich, auf das Reh, auf einfach alles. Kaum kam er in ihre Nähe geschahen schlimme Dinge. Er blickte in den Himmel und die Sterne waren zwischen den Baumkronen zu sehen. Nicht auszudenken wenn sie hier allein unterwegs gewesen wäre. Er steckte die Hände in die Taschen seines Hoodies und lief langsam zurück zum Hotel.
Ihre Gedanken kreisten um den Mann der ihr im Wald begegnet war. Schwarze Jeans, schwarzer Hoodie, schwarze Schuhe - Jake. Seine richtige Stimme klang so wunderschön und er war sehr vorsichtig ihr gegenüber gewesen. Seinen Geruch würde sie unter tausenden wiedererkennen. Dieser war einmalig. Entgegen ihren Erwartungen war Jake kein normal gebauter Typ. Sie hatte die Muskeln unter seinem Hoodie spüren können. Dieses Kleidungsstück ließ ihn einfach nur schlacksig aussehen. Aber zum hacken sollte es ja bequem sein. Doch war die Enttäuschung groß als er sagte, dass er sie nicht ins Krankenhaus begleiten konnte. Sie waren sich doch gerade erst begegnet. Nicht mal sein Gesicht hatte sie wirklich sehen können. Ihr Blick ging zu Alexa die neben ihrem Bett auf dem Nachttisch stand. "Jake?" fragte sie, doch es tat sich nichts. "Jake, kannst du mich hören? Bitte, rede mit mir" Tränen sammelten sich in ihren Augen. Er reagierte nicht.
Jake saß vor seinem PC als er Leah hörte. Das Taxi hatte sie sicher nach Hause gebracht, wie von ihm gewollt. Das war das einzige was er im Moment von hier aus für sie tun konnte. Sie wollte mit ihm sprechen, doch Jake antwortete ihr nicht. Zu tief saß die Schuld über das Geschehene. Wegen ihm war sie verletzt. Nur weil er sich nicht unter Kontrolle hatte halten können. Weil er sie unbedingt hatte in Person sehen müssen. Es tat ihm weh und er biss die Zähne zusammen. Vielleicht war es ein Zeichen, dass er sich von ihr fernhalten sollte. Womöglich waren sie beide einfach nicht füreinander bestimmt so sehr er auch mit ihr zusammen sein wollte. Was konnte er ihr schon bieten? Nicht mal ins Krankenhaus hatte er sie begleiten können. Er schlug mit einer Handbewegung die Flasche Wasser welche vor ihm stand vom Tisch.
"Jake, bitte" flüsterte sie und erneut kam keinerlei Reaktion. Entweder er hörte sie nicht oder aber er antwortete absichtlich nicht. Lag es an ihr? Entsprach sie nicht seinem Typ Frau? Allerdings hatte er sie schon gesehen und auch ihre Stimme gehört bevor sie sich persönlich im Wald begegnet waren. Im Gegensatz zu ihr. Sie kannte jetzt erst seine wahre Stimme welche sonst bisher von einem Stimmenverzerrer verfälscht worden war. Der Tag war lang gewesen und so schlossen sich ihre Augen wie von selbst und Leah schlief ein.
Er stand am Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit. Es zerriss ihm das Herz. Wenn er sich sonst von Menschen fern hielt, fühlte sich das anders an. Es war ihm egal und es war notwendig. Aber jetzt traf es ihn so sehr wie er sich niemals hätte vorstellen können. Es kostete ihn all seine Kraft ihr nicht zu antworten und nicht zu ihr zu gehen. Sie war so wunderschön, noch schöner als auf den Bildern die er gesehen hatte oder den Videochats. Ihre warme Haut und ihr Geruch hatten ihn beinahe schwach werden lassen. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit, wie sie ihm als Fremden gegenüber getreten war, waren einmalig. So eine Frau traf man nur ein Mal im Leben. Ein leises Seufzen entwich ihm. Er könnte gerade das ganze Zimmer auseinandernehmen. Wie konnte es passieren, dass sie solch wirre Gefühle in ihm auslöste? Wie konnte er es zulassen sich in sie zu verlieben? Warum hatte sie sich in jemanden wie ihn verliebt? Er war alles andere als gut für sie. Nicht nur, dass er ständig auf der Flucht war. Jake war nicht im Stande ihr ein normaler Freund zu sein so wie sie es verdiente. Der Mann der sie verdiente sollte sie auf Händen tragen und zu jeder Zeit an ihrer Seite sein können. All das war ihm nicht ohne weiteres möglich. Nicht ohne in Gefahr zu geraten gefasst zu werden. Und das alles nur weil er sich in etwas eingemischt hatte, was besser im Verborgenen geblieben wäre. Schweren Herzens fasste er für sich einen Entschluss. Den musste er nur noch Leah mitteilen.
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Duskwood - Mein virtueller Freund (Jake/MC)
FanfictionHallo Zusammen. Diese Geschichte spielt nach Episode 10, das heißt nach dem Finale von Duskwood. MC heißt hier Leah, sie ist mein Charakter.