"JAKE!" Er legte auf ohne weiter mit ihr zu sprechen. Das Handy fiel ihr aus der Hand und landete auf dem Boden. Gerade konnte sie nicht realisieren was gerade geschah. Alles fühlte sich so unecht an, so farblos, so unbedeutend. Die ganze Welt um sie herum verschwand hinter einem dichten Nebel aus Fassungslosigkeit und Traurigkeit. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er ging? Einfach so? "Warum?" schluchzte sie und versuchte sich die Tränen von ihren Wangen zu streichen, doch es folgten mehr. 6 Monate hatte sie in Ungewissheit leben müssen und jetzt brach er plötzlich den Kontakt ab ohne eine wirkliche Begründung. Er sagte, er konnte ihr nicht das Leben geben welches sie sich wünschte. Wusste er denn nicht, dass ein Leben ohne ihn keines war? Sie musste etwas tun, irgendwas. Irgendwie musste sie aktiv werden. Das konnte sie doch nicht so stehen lassen. Was glaubte er? Das sie das einfach so akzeptierte? Er machte sich rar wie damals bei Hannah. Gut, sie war seine Halbschwester und hatte sich in ihn verliebt. Etwas, das sie nicht mal ahnte und trotzdem. Leah stand auf, hob ihr Handy auf und humpelte zurück ins Schlafzimmer um sich anzuziehen. Die Tränen wollten nicht versiegen. Es hörte einfach nicht auf weh zu tun.
Wenig später hatte sie sich umgezogen und draußen regnete es in Strömen. Konnte dieser Tag eigentlich noch schlechter werden? Sie suchte im Internet nach allen Hotels in ihrem Ort und viele waren es nicht. Genauer gesagt eine Hand voll. Sie musste ihn finden und zwar schnell bevor er seinen Worten Taten folgen ließ und wirklich für immer verschwand. Also rief sie jedes einzelne Hotel an und fragte nach einem Gast der wie Jake aussah und vor kurzem erst eingecheckt hatte. Die ersten 4 Hotels brachten ihr kein Glück und sie war mittlerweile wirklich der Verzweiflung nahe. Er musste in einem der Hotels sein. Anders ging es nicht und er hatte es selbst zugegeben ohne es wahrscheinlich wirklich zu wollen. Leah wählte die Nummer des letzten Hotels aber dort ging niemand ans Telefon. "Das darf doch nicht wahr sein" Was wenn ein Gast anrief der ein Zimmer buchen wollte? Sie versuchte es mehrmals doch auch nach zwei Stunden nahm niemand den Anruf entgegen. Auch versuchte sie Jake zu erreichen, aber er ging ebenfalls nicht mehr ans Telefon. Was blieb ihr also für eine Wahl? Sie ließ alles stehen und liegen, schnappte sich eine Jacke und ihre Krücken und machte sich auf den Weg.
Es goss noch immer aus vollen Kannen und so wie es aussah, schien es auch nicht mehr aufhören zu wollen. Leah lief so schnell sie konnte, doch mit zwei Krücken und ihrem verstauchten Fuß dauerte es eben etwas länger und es war verflucht umständlich und nass. Aber all das war ihr egal. Sie legte all ihre Hoffnung in dieses letzte Hotel. Jake musste dort sein und sie hoffte inständig nicht schon zu viel Zeit verloren zu haben. Es ging nicht, sie konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. Man sagte nicht jemandem, dass man ihn liebte und änderte dann plötzlich wieder schlagartig seine Meinung. Sie würde nicht kampflos aufgeben. Da hatte er sich geschnitten. Auf den Straßen waren nicht viele Menschen unterwegs, kein Wunder bei dem Wetter. Selbst nach kurzer Zeit war Leah schon total nass was allerdings auch dem nicht vorhandenen Regenschirm geschuldet war. Aber Krücken und Schirm passten einfach nicht zusammen.
Nach ein paar weiteren Querstraßen erreichte sie endlich das Hotel. "Das Obsidian" Sie wischte sich das Regenwasser aus ihrem Gesicht und öffnete schließlich die Tür. Man sah sofort, daß die Rezeption nicht besetzt war. Hatte Jake sich deswegen eventuell dieses Hotel ausgesucht? Leah drückte auf die kleine Klingel welche auf der Theke stand und wartete. Zuerst tat sich gar nichts, doch nach einem weiteren Klingeln tauchte endlich jemand auf. Eine ältere Dame mit Brille und grauen Haaren sah sie an. "Ja, bitte?" Leah schlug das Herz bis zum Hals. "Ich hätte da eine Frage. Ich suche nach einem Mann, groß, größer als ich. Er trägt bevorzugt schwarze Pullover mit Kapuze, hat vor kurzem erst eingecheckt" Die Dame schüttelte den Kopf. "Entschuldigung Miss, aber wir geben keine Auskünfte über die hier residierenden Gäste. Diskretion ist unsere oberste Regel" Wollte sie Leah jetzt veräppeln? "Hören Sie zu, hier geht es um Leben und Tod. Ich muss diesen Mann sprechen, ganz dringend" Leah sah die ältere Dame flehend an, aber es half nichts. Sie schüttelte den Kopf. "Bitte" flüsterte sie und spürte die Tränen in ihren Augen. Diese trübten ihre Sicht. "Tut mir leid" Sollte es das gewesen sein? "Er ist die Liebe meines Lebens und durch ein blödes Missverständnis haben wir uns gestritten. Ich muss das richtig stellen ansonsten verliere ich ihn vielleicht für immer" sprudelt es aus ihr heraus. Ältere Frauen standen doch auf romantischen Kitsch oder nicht? Nun, diese Frau scheinbar nicht. Sie machte eher einen äußerst genervt Eindruck, vielleicht weil Leah ihr die Theke und den Eingangsbereich volltropfte. "Hören Sie junge Dame, eigentlich darf ich Ihnen das nicht sagen, aber er hat ausgecheckt" Das traf sie wie ein Schlag. "Wie bitte? Wann?" Die Frau überlegte kurz. "Vor einer Stunde ungefähr" Es war zu spät, Leah war zu spät. "Danke" brachte sie noch heraus und verließ das Hotel.
Der Regen prasselte auf sie nieder, erbarmungslos. Jake war weg und sie hatte das Gefühl zu ersticken. Nicht weit weg vom Hotel befand sich eine Bushaltestelle aber auch die war leer. Kein Wunder, hier gab es auch keine Überdachung. Dennoch setzte sich Leah auf die nasse kalte Bank und stellte die Krücken zur Seite. Sie war nass bis auf die Haut, ihr war furchtbar kalt und doch realisierte sie es momentan überhaupt nicht. Stattdessen ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf. Beide Hände verdeckten ihr Gesicht während sie bitterlich weinte. Sie hatte ihn verloren, für immer. Er war weg, einfach weg und es gab nichts was sie dagegen tun konnte. Minuten vergingen während sie es nicht schaffte sich zu beruhigen. Ein Mann kam vorbei mit Regenschirm und ihm fiel auf, dass Leah weinte. "Entschuldigung, brauchen Sie Hilfe? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" Leah schüttelte den Kopf. "Nein" brachte sie schwach hervor.
Jake wollte warten bis der Regen aufgehört hatte, aber laut Wetterbericht würde das erst am nächsten Tag der Fall sein. So lange würde er noch warten. Langsam lief er zum Fenster und blickte hinaus. Das Wetter war genau wie seine momentane Stimmung - trist und traurig. Er sah runter auf die Straße und gerade als er sich wieder seinem Laptop widmen wollte, weckte etwas seine Aufmerksamkeit. Zwei Personen davon eine mit Regenschirm unten an der Bushaltestelle. Jake sah genauer hin und konnte es nicht glauben. Diese Haarfarbe, der verletzte Fuß, das konnte doch kein Zufall sein. Ohne es zu überprüfen, zog er den Hoodie an, die Kapuze ins Gesicht und verließ das Zimmer. Er rannte so schnell er konnte die Treppen nach unten und aus dem Hotel raus. "Sind sie sich sicher, dass sie keine Hilfe brauchen?" fragte der Mann mit dem Regenschirm Leah noch einmal, da ertönte eine andere Stimme. "Ich übernehme das" Der Mann sah ihn kurz an und ging dann weiter. Jakes Blick fiel auf die Frau, es war tatsächlich Leah. Schluchzend, voller Tränen und wie es aussah klatschnass von oben bis unten. "Leah" sagte er leise und hob sie hoch ohne weiter Zeit zu verlieren. Sie zitterte, es war kalt und er machte sich große Sorgen.
In seinem Zimmer angekommen ließ er die Krücken einfach zu Boden gehen, schloss mit dem Fuß die Tür und trug Leah zu seinem Bett. Zusammen mit ihr setzte er sich und hielt sie fest. "Du bist eiskalt. Was machst du auch da draußen bei dem Wetter?" fragte er und sah zu ihr aber sie reagierte nicht. Konnte ein Mensch aufgrund tiefster Traurigkeit zerbrechen? Jake machte sich sehr große Sorgen, denn Leah blickte nur nach unten und sprach nicht mit ihm. "Leah" versuchte er es erneut, doch zeigte sie keine Reaktion. "Du... du musst aus den nassen Sachen raus, sofort. Sonst erkältest du dich" Sie war komplett durch. "Komm, ich helfe dir" Jake war vorsichtig und öffnete ihre Jacke. Er zog sie ihr aus und ließ das Kleidungsstück zu Boden gehen. Anschließend strich er sanft mit den Fingern unter den Saum ihres Shirts und sofort schlug sein Herz schneller. Ihre Haut war so weich und doch im Moment so unglaublich kalt. Sie musste doch frieren. Er zog ihr auch dieses Kleidungsstück aus und sah Leah an. Sie saß vor ihm nur in Unterwäsche und Hose. Er musste sich wirklich sehr beherrschen jetzt nichts dummes zu tun. Also stand er auf. "Leg dich hin. Ich kümmere mich um den Rest" Sie drehte sich ein wenig und legte sich in sein Bett. Jake zog ihr den Schuh aus und entfernte die Schiene an ihrem Fuß bevor er ihre Jeans öffnete und diese langsam nach unten zog. Gott, sie war so unglaublich schön und sie zitterte. "Warte" Er deckte sie zu und merkte, dass es nicht half. Zudem hatte er den Drang nach etwas ganz anderem. Nähe. Jake wollte ihre nahe sein, für sie da sein. "Jake" sagte sie leise und er verstand. "Ich bin gleich bei dir" Er zog seine Schuhe aus und legte sich mit Jeans und Hoodie zu ihr. "Komm her" flüsterte er und zog sie sanft näher zu sich, die Decke legte er über sie beide. Sie musste sich dringend aufwärmen. Warum setzte man sich so einem Wetter da draußen aus und das freiwillig? Was hatte sie hierzu bewegt? Jake verstand es absolut nicht, sagte hierzu aber auch nichts. Sie konnte sich später erklären. Jetzt ging es darum, dass sie sich aufwärmte.
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Duskwood - Mein virtueller Freund (Jake/MC)
FanfictionHallo Zusammen. Diese Geschichte spielt nach Episode 10, das heißt nach dem Finale von Duskwood. MC heißt hier Leah, sie ist mein Charakter.