Kontaktaufnahme - Jakes POV

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Jake hatte sich unter falscher Identität ein Zimmer in einem nahegelegenen Hotel besorgt und dort sein Equipment aufgebaut. Die letzten 6 Monate hatte er damit verbracht sich zu verstecken und falsche Fährten zu legen. Seinen Informationen nach ging das FBI davon aus, er wäre tot. Und noch nie war er glücklicher darüber gewesen totgesagt worden zu sein. Er hatte alles getan um nicht erwischt zu werden, denn es hätte ihn umgebracht keinen Kontakt mehr zu ihr zu haben. Doch jetzt befand er sich in der Stadt in welcher sie wohnte und würde alles daran setzen wieder Kontakt mit ihr aufzunehmen.

Über das Handy war es zu gefährlich und so arbeiteten seine Programme daran ihren Router und somit ihr Netzwerk ausfindig zu machen und dort hineinzugelangen. Es klappte. Nicht auf Anhieb, Leah schien seit ihrem letzten Kontakt dazugelernt zu haben was Passwörter und Sicherheit anging, aber das war nichts was Jake nicht lösen konnte. Einen Hacker wie ihn stoppte man nicht einfach so. Da brauchte es weitaus mehr als eine simple Verschlüsselung. Er hatte vollen Zugriff auf ihr Netzwerk inklusive allen darin befindlichen Geräten. Kühlschrank, Smart-TV, das Licht, die Heizung, der Laptop und noch so viel mehr. Jake konnte in der Wohnung eine Party veranstalten und musste nicht einmal vor Ort sein. Doch das kam ihm gar nicht in den Sinn. Er suchte nach einer Möglichkeit sie zu kontaktieren ohne das es gleich jeder mitbekam. Und da entdeckte er Alexa. Diese Dinger waren ihm suspekt, doch gerade jetzt war genau dieses Gerät perfekt. Er knackte den Zugang mit Leichtigkeit und hatte alle Einstellungen vor sich auf dem Bildschirm. Wann Leah den Wecker gestellt hatte, welche Musik sie bevorzugte, die letzten Suchergebnisse, einfach alles. Und er bekam mit wie sie Alexa stoppte nachdem der voreingestellte Wecker losgegangen war. Er startete den ersten Versuch und setzte sich ein Headset auf. "Du siehst heute wunderschön aus" sagte er sanft und dachte an ihren letzten Kontakt. "Ich liebe dich auch, Jake" hatte sie ihm geantwortet und diese Worte hatten ihm Kraft und Halt gegeben. Irgendwas schien noch nicht ganz so zu funktionieren wie er es gerne hätte. Hatte sie ihn überhaupt gehört? Er tippte auf der Tastatur herum und suchte ein Lied heraus, basierend auf ihren letzten Suchergebnissen und es ertönte Perfect von Ed Sheeran. Kurz darauf konnte er ihre Stimme hören. Leah versuchte Alexa zu stoppen und er verhinderte eine Abschaltung. "You are perfect" flüsterte er beinahe. Doch ihre Stimme war für ihn kaum wahrnehmbar. Hier waren Störungen Schuld die er dringend beseitigen musste. "Leah, ich vermisse dich" sagte er als das Gerät ihn raus warf und er leise fluchte. "Das gibt's doch nicht. Kaum ist man ein halbes Jahr weg und Google schraubt die Sicherheit an den Geräten hoch"

Erneut startete er das Programm und erhielt nach einer Weile schließlich vollen Zugang. Jetzt konnte ihn nichts mehr davon abhalten die Frau zu kontaktieren für die sein Herz schlug. "Leah, kannst du mich hören?" sprach er erneut ins Headset und hoffte, dass es nun reibungslos klappte. "Du spinnst wohl!" hallte es ihm entgegen und einen kurzen Moment war er irritiert. "Leah, ich bin's. Jake" setzte er hinzu in der Hoffnung,  dass sie jetzt verstand. "Was...was hast du gerade gesagt?" Er konnte nicht anders als zu lächeln und setzte dann "Lachender Smiley" hinzu. Wenn sie das nicht überzeugte, dann wusste er auch nicht. "Ich bin in Sicherheit." gab er ihr zu verstehen und tippte nebenbei auf der Tastatur herum um weitere Programme zu starten welche ihm mehr Zugang verschafften. "Jake?" Er hörte seinen Namen und sofort schlug sein Herz schneller als zuvor. "Ja, Leah. Ich bin es wirklich." Der Bildschirm vor ihm blinkte grün und als er ein neues Fenster öffnete, hatte er Zugang zu den Kameras in ihrer Wohnung. Er wählte die richtige und sah Tränen in ihren Augen. Weinte sie wegen ihm? "Bitte, weine nicht. Nicht meinetwegen" sagte er sanft und wäre am liebsten sofort zu ihr geeilt um sie in den Arm zu nehmen. "Deine Wohnung ist gut vernetzt. Ich kann auf alles zugreifen, auch auf die Kameras und deine Überwachungskamera im Schlafzimmer" sagte er und sie sprang vom Bett auf auf welchem sie bis eben noch gesessen hatte. Ihre nächste Frage wunderte ihn keineswegs. Es war natürlich diese zu stellen. Immerhin griff er hier in ihre Privatsphäre ein. "Wie lange hast du schon Zugriff auf meine Technik und speziell auf meine Kameras?" Zuerst war er in Versuchung zu flunkern, doch entschied er sich dagegen. "Seit vorhin erst. Keine Sorge, ich werde nichts tun was dich in Verlegenheit bringen könnte." Das meinte er ernst. Er war kein Spanner oder so was. Sie bedeutete ihm viel, sehr viel aber so weit ging er nicht, niemals. "Ich hatte Angst du wärst in der Miene umgekommen oder das sie dich geschnappt haben" Wenn sie nur wüsste was er alles hatte hinter sich bringen müssen um jetzt hier in diesem Hotelzimmer sitzen zu können. "Ich habe dir versprochen, dass ich es nie so weit kommen lasse weil es mich für immer von dir trennen würde" Und er hielt für gewöhnlich seine Versprechen.

"Es hat leider etwas länger gedauert. Länger als ich wollte. Aber ich habe jeden einzelnen Tag an dich gedacht." Er wollte ehrlich zu ihr sein. So ehrlich wie er nur konnte. Sie hatte es verdient nach allem was sie durchgemacht hatten, was sie selbst durchgemacht hatte in Bezug auf die Suche nach Hannah. "Es tat weh mich nicht bei dir melden zu können" setzte er hinzu und hörte ihre nächste Frage. "Wo genau bist du jetzt?" Warum stellte sie ihm ausgerechnet diese? "Leah, du weißt das ich dir das nicht sagen kann. Aber sei unbesorgt, ich bin nicht weit von dir entfernt" Das war er wirklich nicht. Immerhin hielt er sich in der gleichen Stadt auf wie sie. "Ich möchte dich sehen, Jake. Ich möchte dir nahe sein, dich berühren... Ich möchte mit dir zusammen sein" Diese Worte sorgten dafür, dass er die Zähne zusammenbiss und sein Herz sich zusammenzog. Sie sprach aus was er sich ebenfalls wünschte und doch ging es nicht. Nicht sofort. "Ich wünsche mir nichts mehr als dir diesen Wunsch zu erfüllen. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt." Er sah wie sie ihren Blick senkte und sofort tat es ihm leid. "Leah" versuchte er es erneut mit sanfter Stimme, doch sie verließ das Schlafzimmer. Er suchte sie über die anderen Kameras und mit Hilfe eines Grundrisses der Wohnung in welcher sie lebte wusste Jake welche Kamera er auswählen und auf welches Gerät er zugreifen musste. "Leah , bitte rede mit mir" ertönte seine Stimme nun aus der Küche vom Samsung Kühlschrank. Sie lief allerdings an diesem Raum vorbei. "Ich will jetzt nicht reden, Jake!" bekam er als Antwort und sah wie sie das Wohnzimmer betrat. Sofort aktivierte er den Smart-TV mit Bild und Ton. Videochat im Großformat. Er konnte sie sehen, der Fernseher war mit einer Kamera ausgestattet. Die Angst sie zu verlieren kam in ihm auf.

"Lass es mich bitte erklären" bat er und sie gewährte ihm 5 Minuten. Mehr als er erhofft hatte. "Ich danke dir" sagte er nun ruhig und fuhr fort. "Nachdem ich die Miene verlassen konnte, musste ich meine Spuren verwischen und untertauchen. Ich hatte das FBI unterschätzt. Sie waren viel näher an mir dran als ich geglaubt hatte." Sie hörte ihm zu und sagte kein Wort. "Ich wollte dir schreiben, mich bei dir melden egal auf welche Weise auch immer, aber das hätte sie zu dir geführt und das letzte was ich wollte war es dich in Gefahr zu bringen. Also entschied ich mich schweren Herzens dafür alles abzubrechen und Funkstille zu halten. Hannah war gerettet und du warst in Sicherheit. Das war alles was ich wollte." Was jetzt kam hatte er so nicht erwartet. "Ich war 6 Monate alleine, Jake. Ein halbes Jahr in welchem ich jeden Tag mehr die Hoffnung darauf verlor, dass du dich noch bei mir meldest." Er nickte. Es tat weh, dass sie solch eine schwere Zeit hatte durchmachen müssen und das nur wegen ihm. "Es tut mir leid, Leah." sagte er ehrlich. "Du hast mir geschrieben, dass du mich liebst bevor du einen Weg aus der Miene gesucht hast" Aufgrund ihrer Worte hob er nun leicht den Kopf. "Das habe ich und ich meinte es ernst. Ich habe sehr starke Gefühle für dich, Leah. Du forderst mich heraus, dir kann ich bedingungslos vertrauen. Dir allein. Du hast mir gezeigt was es bedeutet Gefühle für jemanden zu haben, permanent an jemanden denken zu müssen, sich mehr vorzustellen. Du bist die erste und einzigste Frau die solch ein Gefühlschaos in mir auszulösen vermag." Sie begann zu sprechen, brach dann aber ab und er wusste, er musste etwas sagen. "Ich verspreche dir du musst nicht mehr lange warten. Aber im Moment bin ich noch dabei meine Risiken zu bewerten. Ich muss sicher sein, nicht an der nächsten Ecke festgenommen zu werden. Es würde mich umbringen den Kontakt zu dir für immer zu verlieren" Seine fünf Minuten waren um.

"Ich muss nachdenken. Bitte gib mir Zeit, Jake" bat sie ihn nun und er nickte leicht. "Alle Zeit der Welt, Leah. Ich würde ewig auf dich warten" Das war die Wahrheit. So sehr er sich auch danach sehnte ihr persönlich gegenüber zu stehen, so vorsichtig musste er dennoch sein. "Ich danke dir. Und Jake? Ich bin froh, so unendlich froh und erleichtert das es dir gut geht" Ihre Worte brachten ihn zum lächeln."Ich liebe dich, Leah" Der Fernseher schaltete sich ab und auch von den restlichen Geräten zog Jake seinen Zugang ab. Fürs erste. Er sah zum Fenster. "Schon bald, Leah. Schon bald" flüsterte er und legte das Headset zur Seite.

Duskwood - Mein virtueller Freund (Jake/MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt