Nach einer Nacht in einem weichen Federbett fühlte ich mich wie ein ganz anderer Mensch und als ich am Morgen – noch etwas verschlafen – den Schankraum des Tänzelnden Ponys betrat und ein reich gedecktes Frühstücksbuffet vorfand, hätte ich mich gleich an dieses Leben gewöhnen können. In aller Gemütlichkeit genoss ich ein ausgiebiges Frühstück, ein so ausgiebiges, dass sich schliesslich lachend die zwei Hobbits, die dem Wirt zur Hand gingen, zu mir setzten und ebenfalls zulangten.
«Ich habe selten einen Menschen gesehen, der mit so viel Andacht sein Frühstück genossen hat», meinte Bob lobend und schmierte Butter auf ein Stück Toast.
«Ja, die meisten Menschen verstehen kaum etwas davon, was Essen eigentlich bedeutet», pflichtete Nob ihm bei. «Es ist schön einmal einen Menschen zu treffen, auf den das nicht zutrifft, so wie das bei Ihnen der Fall ist, Herr Cal.»
Lachend nahm ich das Kompliment der beiden Hobbits an und beichtete ihnen dann, dass ich normalerweise noch weniger Andacht für das Frühstück aufbrachte, als dies die meisten Menschen taten: Normalerweise verspeiste ich nur ein paar Happen trockenes Brot, aufgeweicht von nichts als ein paar Schlucken Wasser, bevor ich mich auf den Weg machte. Für diese Erzählung erntete ich verstörte und verwirrte Blicke von den beiden Hobbits, die sich allerdings wieder legte, als ich erklärte, dass mir jedoch ein ausgiebiges Frühstück viel, viel lieber war, als die paar Happen im Stehen, die ich normalerweise zu mir nahm.
«Sie haben eine ausgesprochen seltsame Einstellung zum Essen», kommentierte Bob schliesslich und biss in seinen Toast.
«Ja, Sie sollten sich viel öfters Zeit nehmen und ein ausgiebiges Frühstück geniessen», unterstützte ihn Nob.
Herr Butterblüm hob eine Stunde später schliesslich unsere gemütliche Frühstücksrunde auf, in dem er die beiden Hobbits zur Arbeit schickte und mir die Rechnung präsentierte. Sie war nicht ohne und erleichterte mich um die letzten Silberstücke, die ich noch besass. Nun blieben mir nur noch ein paar Kupferlinge, für die ich mit höchstens noch ein paar Äpfel und einen Laib Brot kaufen konnte, allenfalls auch einen Krug Bier. Wenn ich allerdings hierbleiben und auf Gandalf warten wollte ...
Ich fragte den Wirt, ob es möglich wäre, in der Gegend Arbeit zu finden und er schickte mich los, herumzufragen. Ich ging bei jedem Bauer und jedem Handwerker vorbei und fing mir eine Menge scheeler Blicke ein. Die Breeländer waren misstrauisch gegenüber Fremden und wieder einmal bekam ich das zu spüren. Keiner wollte mir Arbeit geben, nicht einmal der Heiler, der von meinen Fähigkeiten in der Kräuterheilkunde sichtlich beeindruckt war, allerdings befürchtete er, dass es seine Kundschaft abschrecken würde, wenn sie von einem Fremden behandelt würden. Immer wieder wurde ich weitergeschickt und immer wieder abgewiesen. Und immer wieder rieten mir die Menschen und Hobbits von Bree, Schlucht, Archet und Stadel mich doch den Fallenstellern anzuschliessen. Der Gedanke behagte mir nicht wirklich, doch je länger der Tag dauerte, desto weniger hatte ich eine Wahl, da sich die Absagen häuften und schliesslich, als der Abend heraufdämmerte, fand ich mich wieder im Tänzelnden Pony wieder, wo ich zögernd an den Tisch der Fallensteller herantrat und darum bat, den Anführer zu sprechen.
Ein grobschlächtiger Mann erhob sich vom Tisch und lotste mich etwas zur Seite. «Ich bin Norret», stellte er sich vor und zerdrückte meine Hand in seiner.
Ich stellte mich ebenfalls vor und trug ihn dann mein Anliegen vor: «Ich suche Arbeit und die Leute hier haben mir immer wieder gesagt, dass ich mich an Euch wenden sollte.»
Norret lachte bei diesen Worten herzhaft. «Ja, die Einheimischen hier sind mehr als misstrauisch. Ich bin der Einzige hier, der dir Arbeit geben wird, allerdings scheinst du mir kaum kräftig genug dafür, Junge.» Abschätzend musterte er mich von oben bis unten. «Viel zu dünn ausserdem und ziemlich jung. Hast du überhaupt schon einmal versucht, einen Wolf oder einen Bären zu fangen?»
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Die blaue Zauberin (LotR FF)
FanfictionEine Herr der Ringe Fanfiction einmal anders Cal wird von ihrem Vater, dem blauen Zauberer Alatar, aus Cuivienen fortgeschickt nach Westen, um dort eine Istari zu werden. Doch die Reise verläuft nicht wie geplant: aus den Fängen der Orks geht es dir...