Fast zwei ganze Wochen hatten die Zwerge und ich in Elronds gastlichem Haus verbracht. Es war ein Ort, wo die Zeit beinahe unbemerkt an einem vorbeistrich, genau wie in Aiwendils Hütte, und wären die Zwerge nicht gewesen, die sich nicht so wirklich wohl fühlten in der Gegenwart der Elben, hätte ich die Zeit wohl wirklich nicht bemerkt und wäre noch lange hiergeblieben. Vielleicht sogar für immer. Es schien mir jedenfalls kein schlechter Ort zu sein, um die Ewigkeit zu verbringen. Aber die Zwerge drängten zum Aufbruch und ich erinnerte mich, dass ich mit einer Aufgabe nach Eriador gekommen war. Es war Zeit, sie fortzuführen.
Die Zwerge hatten es tatsächlich geschafft zwei Ponys für ihr Gepäck aufzutreiben, mussten aber versprechen, sie auf ihrem Rückweg wieder hier abzugeben. Ich hatte von den Elben einen Bogen und einen Dolch bekommen, als ich darum bat. Bogen, Köcher und auch mein Schwert trug ich jetzt auf meinem Rücken, darüber den Rucksack. Ich hatte ziemlich lange gebraucht, bis ich das Ganze so arrangiert hatte, dass ich jederzeit an die Waffen kam, ohne dass der Rucksack mich dabei behinderte, aber jetzt klappte es hervorragend. In Zukunft würde mir mein Schwert nicht mehr um die Beine schlackern, wenn ich rennen musste. Auch meinen Stab konnte ich jetzt in solchen Fällen ohne Mühe auf meinem Rücken festbinden und genauso mühelos wieder hervorholen. Nur den Dolch trug ich an meinem Gürtel.
Korak flatterte im Innenhof umher und setzte sich abwechselnd immer wieder auf die Rücken der beiden Ponys, wie um auszuprobieren welches von ihnen ihm das Liebere war – wegen meines neuen Aufzugs, hatte er jetzt keinen Platz mehr auf meiner Schulter, worüber er sich ausgiebig beschwert hatte. Die Zwerge beobachteten den Raben mit einiger Erheiterung und Dwalin redete auf Korak ein, dass er die Tiere nicht zu sehr ärgern solle, denn wenn sie seinetwegen durchgingen, würde er kein Reittier mehr haben. Elrond kam, um uns zu verabschieden und mir bei meiner Suche Glück zu wünschen. Einige Male hatte er noch versucht, aus mir herauszulocken, weshalb ich auf der Suche nach Olórin – Gandalf, Mithrandir – war, hatte es dann aber aufgegeben. Trotzdem schien er mir deswegen nicht böse zu sein. «Ihr seid fast so starrsinnig und verschlossen wie er», beschied er mir schlussendlich und liess das Thema ruhen.
«Viel Glück auf Eurer Reise», wünschte Elrond uns. Die Zwerge und ich erwiderten die Glückwünsche und dankten dem Hausherrn nochmals ausgiebig für seine Gastfreundschaft, bevor wir uns auf den Weg durch das Tor und den Weg hinab zur Bruinenfurt machten.
Bald vergingen die Tage wieder im mir so vertrauten Schema: Frühmorgens mit der Sonne aufstehen, einige Happen essen und losmarschieren. Bei Höchststand der Sonne eine kurze Mittagsrast. Danach wieder Marschieren bis die Nacht heraufdämmerte. Der einzige Unterschied zu sonst war die Gesellschaft der Zwerge, die die ganze Reise etwas abwechslungreicher gestaltete.
«Wegen dir werden wir den Weg von Bruchtal nach Beutelsend so schnell zurückgelegt haben wie noch nie», sagte Ori, als er sich an einem Abend fix und fertig ins Gras sinken liess. «Wir brechen bestimmt einen Rekord.»
«Mindestens», meinte Dwalin, der immer erstaunlich gut gelaunt war, wenn er in irgendeiner Weise sein Können beweisen konnte. Er hatte mich an diesem Morgen herausgefordert mit ihm um die Wette zu laufen, einige hundert Meter voraus und dann wieder zu den anderen zurück. Eigentlich hätten wir einfach die Strasse auskundschaften sollen, ob sie sicher war, aber Dwalin hatte daraus einen Wettbewerb gemacht – und ihn gewonnen. Ich hatte ihm das Versprechen auf eine Revange abgenommen und mir vorgenommen, das Wettrennen so lange zu wiederholen, bis ich entweder gewann oder wir an unserem Ziel ankamen.
«Und wenn schon», meinte Dori, «ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn wir die Wildnis schneller als sonst hinter uns bringen. Letztes Mal haben uns hier in der Gegend ein paar üble Burschen aufgelauert. Es hat sich einiges verändert. Nach dem Smaug getötet wurde, kehrte überall für eine Weile Frieden ein, aber seither sind viele Jahre vergangen und die Orks und andere Halunken sind wieder aufsässiger geworden. Du hast es ja selbst erlebte auf dem Pass.»
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Die blaue Zauberin (LotR FF)
FanfictionEine Herr der Ringe Fanfiction einmal anders Cal wird von ihrem Vater, dem blauen Zauberer Alatar, aus Cuivienen fortgeschickt nach Westen, um dort eine Istari zu werden. Doch die Reise verläuft nicht wie geplant: aus den Fängen der Orks geht es dir...