Hund und Katze - Twilight FF

Kapitel 3 - jede Menge Gründe

Manchmal machte Raven sich auch allein auf den Weg zu den Klippen, weil sie eine Pause von den anderen brauchte und einfach mal aus dem Haus raus musste. Dass überhaupt alle sechs Mädchen in Ivorys Haus wohnten, hatte unterschiedliche Gründe. Zum einen haben die Ältesten und Ivory nach Stephanies, Mallorys und Marias Verwandlung beschlossen, dass sie als Rudel einen Ort brauchten, wo sie sich sammeln und ganz sie selbst sein konnten, ohne Gefahr zu laufen, aufzufliegen. Schließlich durften nur die Ältesten, die Rudelmitglieder und ihre Gefährten von dem Geheimnis der Gestaltwandler wissen. Alle anderen, wie beispielsweise Emily Young, waren anfängliche Ausrutscher gewesen, die eigentlich nicht hätten passieren dürfen. Aber jeder von ihnen, welche eigentlich nur Emily und Stephanies Mutter, Helga White, waren, hatten versprochen, niemandem ihr Geheimnis zu verraten und somit war das Rudel sicher.

Alle weiteren Gründe dafür, dass alle sechs Mädchen gemeinsam in einem Haus wohnten, waren persönlich. Ivory, die zu dem Zeitpunkt noch achtzehn Jahre alt war, übernahm als älteste die Verantwortung und das Geld, was sie sich mit ihrem Nebenjob als Photographin verdiente, in die Hand und baute das ihr von den Ältesten zur Verfügung gestellte Haus um. Deswegen gehörte es rein theoretisch ihr und den Ältesten, welche sich mit vielen Spenden an den Rechnungen beteiligten bis das Haus vor einigen Monaten von einer ehemaligen Katze, welche nun Dorfvorsitzende war, zu Dorfeigentum erklärt worden war und Ivory jeden Cent zurückzahlte, den sie dort hineingesteckt hatte. Jetzt bezahlte jeder Dorfbewohner einen Teil der Rechnungen für das Haus und den Rest konnten die Mädchen mit ihren Nebenjobs finanzieren.

Stephanie war mit ins Rudelhaus gezogen, weil sie keinem der Bekanntschaften ihrer Mutter über den Weg laufen und Ivory in dem großen Haus nicht allein lassen wollte. Helga White hatte sich vor einem Jahr scheiden lassen und beschlossen, ihren fünfzehnjährigen Sohn zusammen mit ihrem Ex-Ehemann zurückzulassen und mit ihrer großen Tochter ins Reservat zu ziehen. Nach einem kleinen Unfall, der eine Maus, einen panischen Schrei von Helga und eine überbesorgte Tochter involvierte, mussten Stephanie und Ivory ihr von ihrem Rudel erzählen. Seitdem kam Miss White regelmäßig vorbei und schaute nach ihren Mädchen, die sie mittlerweile alle ins Herz geschlossen hatte.

Die nächste die sich verwandelte und mit in das Haus einzog, war Mallory. Während eines heftigen Streits mit Maria, hat bei beiden gleichzeitig die Verwandlung eingesetzt, was dazu führte, dass sie sich erstmal ordentlich prügelten, bevor sie überhaupt realisierten, was mit ihnen geschehen ist. Ivory und Stephanie konnten die beiden aber schnell beruhigen und alles erklären. Das eigentliche Problem war allerdings, dass Mallory sehr temperamentvoll war und sich somit immer und überall verwandelte, sobald sie wütend wurde. Da das auf Dauer natürlich zu riskant wurde, haben Ivory, Stephanie und Mallory nach der fünften Verwandlung innerhalb eines Tages beschlossen, dass die nun siebzehnjährige mit ins Rudelhaus ziehen sollte. Gesagt, getan. Glücklicherweise hatten Mals Eltern nichts dagegen, da sie Zuhause noch drei weitere Kinder durchfüttern mussten und es nicht schaden konnte, wenn ihre älteste früh selbstständig wurde.

Maria hingegen verfolgte wenige Monate später ein ganz anderes Problem: Ihre Eltern wollten umziehen. Allerdings bestand sie darauf an der High School in Neah Bay ihren Abschluss mit ihren Freunden gemeinsam zu machen und zog somit mit ins Rudelhaus. An einem Wochenende im Monat ging sie regelmäßig ihre Eltern besuchen, welche nach La Push umgezogen waren.

In ihren bisherigen sechzehn Jahren hatte Raven es am schwersten von allen gehabt: Ihr Vater war Alkoholiker und wenn er mal Zuhause war, dann nur betrunken. Alles in allem hatte die Pantherin sich ganz gut allein durchgeschlagen. Sobald sie konnte fing sie an, in der Ortsbibliothek direkt nebenan zu arbeiten und sich so vom Geld ihres Vaters, welches sowieso nie vorhanden war, weil er alles für Alkohol ausgab, unabhängig zu machen. Natürlich hielt sie es geheim und sorgte so dafür, dass ihr Vater sie nicht ausbeuten konnte. Wenn er nach Hause kam, versteckte sie sich in ihrem Zimmer und schloss ab. Bis zu dem einen verheerenden Tag, eine Woche nachdem Maria ins Rudelhaus eingezogen war, als Ravens Vater, Jack Johnson, von ihrem Nebenjob erfuhr. Er beorderte sie nach draußen zu sich auf die Veranda und gab ihr eine deftige Backpfeife. Vor Trauer und Wut ist seine Tochter dann hinters Haus in den Wald gerannt. Einfach nur gerannt und konnte nicht damit aufhören, wollte es nicht. Bis sie schließlich an einer Klippe ankam und merkte, dass sie auf vier Pfoten unterwegs war. Es dauerte von da an nicht lange, da fanden Ivory und Stephanie sie, erklärten ihr alles und schickten die Polizei zu Ravens Vater. Da das Mädchen aber noch minderjährig war und nicht allein in einem Haus wohnen durfte, zog sie ins Rudelhaus zu den anderen Mädchen und Ivory übernahm ihre Vormundschaft. Ihr früheres Zuhause gehörte immer noch ihr und sobald sie alt genug war, konnte sie damit machen, was sie wollte. Doch bis dahin musste sie geduldig warten.

Den tragischsten aller Gründe ins Rudelhaus zu ziehen hatte Elizabeth. Vor drei Monaten machte ihre Familie bestehend aus Mutter, Vater und ihrer kleinen Schwester einen Ausflug nach Seattle. Auf dem Rückweg, sie waren nur wenige Straßen von ihrem Zuhause entfernt, geriet der Wagen auf einmal ins Schlingern und prallte gegen einen Baum. Ihre Eltern waren sofort tot. Glücklicherweise hatte Stephanie, welche gerade von einer Patrouille zurückkam, den Aufprall gehört und konnte noch schnell beide Mädchen aus dem Auto befreien, bevor dieses in Flammen aufging. Elizabeth wurde bei dem Anblick so wütend, dass ihre Verwandlung einsetzte, ehe Stephanie ihre kleine Schwester in Sicherheit bringen konnte. Später konnte Elizabeth sich nur noch an die Flammen erinnern und wie ihre Schwester darin geschrien hat, nicht, dass sie sie selbst dort hinein befördert hatte. Ivory und Stephanie entschieden, dass es besser so war und würden ihr auch nie von den wahren Umständen erzählen. Das würde Elizabeth brechen. Nach längerer Diskussion mit dem Jugendamt erhielt Ivory auch Elizabeths Vormundschaft und der kleine Sonnenschein zog zu ihren anderen Schwestern ins Rudelhaus. Das waren sie nämlich alle: Schwestern.