Kapitel 2

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Ein tiefer Winter lag über Lunedor. Die weißen Schneemassen bedeckten schon seit Wochen die Wälder und Küsten des Landes. Jarl Hraerek Thrandson marschierte weiter durch den Schnee verhangenen Wald, seine beiden Wolfshunde Fenris und Hjalmar stets an seiner Seite. Mit der Streitaxt und den Langbogen mit den Pfeilen auf dem Rücken war er schon seit drei Tagen auf der Jagd. Gerade in diesen kalten und dunklen Monaten hatte es sein Volk besonders schwer zu leben. Ihr Land war durchaus fruchtbar nur leider nicht so üppig ertragbar wie das von Soleia auf dem Festland. Durch Handel sicherten sich die meisten von ihnen ihren Lebensunterhalt. Doch das wurde mit der Zeit Zunehmend schwieriger. In Soleia herrschte schon seit vielen Jahren der veruchte Lord Cantos. Er hatte sich des Throns bemächtigt und seine Schwester, die erstgeborene Prinzessin Camilla aus dem Schloss verjagt. So weit er es von den Händlern erfahren hatte, lebte sie nun in einem alten, baufälligen Herrenhaus in den Wäldern von Miront.
Die Menschen von Lunedor mischten sich normalerweise nicht in die Belange der Südländer ein, da ihre Heimat weit im Norden lag. Doch schon seit längeren drängten ihn seine Berater, unter anderem sein Bruder Jovssut, sich an den Kämpfen zu beteiligen. Es ist wahr, dass er über eine beträchtliche Anzahl an stattlichen und kampferprobten Kriegern verfügte, die ihm ohne zu zögern in die Schlacht folgen würden. Doch das Hauptproblem war eher die anderen Jarls von Lunedor zu überzeugen. Da gerade seine Heimat Stadt Cielon am südlichsten Teil ihrem Land lag, war es besonders stark den Angriffen und Plaudereien von Cantos Söldnern ausgesetzt.

Selbst bei der großen Versammlung vor 4 Monden im Schloss von Therontor, dem Sitz von König Rogar konnte man zu keiner Einigkeit kommen. Die Hälfte der Jarls waren nur zu gerne bereit gegen den Thronräuber zu ziehen, die unter den Kränkungen und Angriffe zu leiden hatten. Der andere Teil wiederum sah für einen Angriff keinen Grund, da ihre Hoheitsgebiete zu weit im Norden lagen, als das dort je etwas geschehen würde. Sie glaubten in ihren, von hohen Steinmauern umgebenen Häusern in Sicherheit zu sein.

Nur zwei von ihnen, nämlich er, Hraerek und sein langjähriger Freund Gunnar hatten sich aus dem Streit bisher heraus gehalten. Die Stadt von Gunnar lag nur eine Tagesreise von Wynton entfernt und musste fast genauso viele Angriffe einstecken wie die von Hraerek. Doch sein bester Freund sorgte sich im Moment mehr um seine Frau Enid. Es würde nur noch wenige Wochen dauern bis sie ihr erstes Kind auf die Welt bringen würde. Bereits kurz nach der Bekantgebung ihrer Schwangerschaft hatte Gunnar Hraerek gebeten, sich des Kindes anzunehmen, sollte ihm oder Enid etwas passieren. Es verstand sich von selbst, das Hraerek nicht zögerte und seinem Freund zusagte.

Aber die Lage seiner Stadt und das Leiden seines Volkes brachte ihn weiter zum Grübeln und Nachdenken. Was konnte er tun um ihnen zu helfen? Er war durchaus kein Feigling und sein Schwert hatte auch schon lange kein Blut mehr gesehen. Aber es war etwas anderes als sich auf eine Schlacht vorzubereiten oder sich blindlings in einen aussichtslosen Kampf zu stürzen.

Während er weiter durch den tiefen Schnee stapfte, blieb Hjalmar plötzlich stehen und spitzte die Ohren.

"Was ist los, mein Freund? Witterst du Beute?", fragte Hraerek seinen Wolf. Hjalmar erwiderte mit einem lauten Bellen, bevor er auf flinken Pfoten davon sprang. Fenris setzte ihm hinterher und Hraerek hatte trotz des vielen Schnees keine Schwierigkeiten ihnen zu folgen. Es gang einen steilen Hang hinunter und weiter über gefallene Baumstämme und weiße Ebenen. Hraerek kannte diese Gegend nur zu gut. Sein Bruder und er waren als Kinder häufig hier zum Jagen, da hier Hirsche lebten und viele Hasen ihren Bau hatten. Seine Wölfe führten aus dem Wald hinaus und näher zur Küste. Er konnte schon das Meer rauschen hören und fragte sich, was die Tiere wohl gewittert haben.

Die Wellen schlugen hart an den steinernen Strand, als die Wölfe endlich halt machten und sich der Brandung näherten. Hraerek machte eine kurze Verschnaufpause und stützte sich auf die Knie. Doch als er wieder aufsah, konnte er kaum glauben zu was sich da vor seinen Augen abspielte.

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