Kapitel 4

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Cassandra. Sie hieß also Cassandra. Ein wahrhaft schöner und edler Name, genauso wie die Frau, die ihn trug. Er war bereits von ihr fasziniert, als sie schlafend in seinen Armen lag, aber jetzt wo sie leibhaftig und lebendig vor ihm saß war sie noch schöner. Ihre tief violetten Augen strahlten ihm entgegen, wie Amethyste im Sonnenlicht. Hraerek hatte noch nie solche Augen gesehen. Sie war wirklich außergewöhnlich. Aber wie sie dort verängstigt vor ihm saß, brachte ihm nur das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen und vor aller Welt zu beschützen.

"Nun denn, Cassandra Heyner. Da Ihr nun mal hier auf meinem Land seid, ist es meine Pflicht dafür zu sorgen, dass Ihr schnell wieder zu deiner Familie zurückkehren könnt."

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, die ihm so schwer fielen, verdunkelte sich Cassandras Gesicht und ein trauriger Ausdruck lag in ihren Augen.

"Das ist nicht möglich. Ich habe kein zu Hause. Nicht mehr."

"Warum nicht? Wurde Eure Familie von den soleianischen Soldaten ausgelöscht?", fragte Hraerek. Es wäre nicht ungewöhnlich; viele der Bürger aus Soleia hatten unter dem Thronräuber zu leiden, der mit eiserner und unerbittlicher Hand über das Reich herrschte.

"Nein, sie sind alle in einem Feuer umgekommen. Vor langer, langer Zeit. Seitdem war ich nur allein."

Ihre Worte trafen ihn. Er wusste nur zu gut, was es hieß geliebte Menschen zu verlieren. Seine Mutter war an einer Krankheit gestorben als er gerade zwölf Jahre zählte. Seinen Vater hatte er vor vier Jahren verloren als die Überfälle auf Cielon begannen. Ein soleianischer Soldat hatte Hraerek von hinten angreifen wollen, aber sein Vater fing den für ihn bestimmten Schlag ab und verlor dabei seinen Arm. Er hatte noch ein paar Tage durchgehalten, aber das Fieber, welches der Wundbrand auslöste, brachten ihn zu fall. Sein Vater hatte damals immer gesagt, lieber würde er mit dem Schwert in der Hand ehrenvoll auf dem Schlachtfeld sterben, als alt und grau in einem Bett dahin siechen.

Cassandra schaute sich suchend um, bis sie nach dem Bündel griff, welches sie vorhin auf den Schultern trug. Sie wühlte nicht lange darin herum und atmete erleichtert auf.

"Zum Glück...", flüsterte sie leise. Cassandra hielt ein Kleinod in der Hand, das sie an ihre Lippen drückte. Was mag das wohl sein? Sie zog aus ihrem Bündel ein Band und fädelte das Kleinod darauf, bevor sie es sich um den Hals band. Unabsichtlich rutschte dabei das Fell herunter mit dem sie sich bedeckte. Der Moment in dem er wieder das Vergnügen genoss ihren wohlgeformten Körper zu bewundern war leider nur kurz, denn sie zog sich das Fell schnell wieder über die Schultern. Dafür konnte er endlich einen Blick auf das Ding werfen, das ihr so wichtig zu sein schien.

Ein Ring. Ein kleiner Ring in goldener Fassung mit einem einzigen großen Edelstein. Ein seltsames Strahlen ging von dem Stein aus, der im Feuerlicht bläulich-rot schillerte.

"Ein schönes Stück. Ist es von Eurem Mann?", fragte Hraerek gerade heraus. Cassandra schaute ihn überrascht an, doch dann lächelte sie müde.

"Nein, er ist ein Andenken an meinen Vater. Das Einzige was ich noch von ihm habe."

Es war nur zu verständlich, dass sie es nicht verlieren wollte. Er selbst hatte mehrere Stücke von seinem Vater geerbt; vor allem ein Armreif mit 2 Drachenköpfen, den er immer bei sich trug. Sowie sein Schwert, das er aber zurück gelassen hatte, bevor er auf die Jagd ging. In Gedanken schaute Hraerek zum Höhleneingang und sah dass es bereits dämmerte. Die Nacht würde bald hereinbrechen. Er stand auf und ging zu seiner Ausrüstung und zog einen Trinkbeutel mit Met und etwas getrocknetes Fleisch hervor. Es würde für Cassandra reichen, aber nicht für ihn. Hraerek ging auf Cassandra zu, doch wieder erwartend schreckte sie diesmal nicht zurück.

"Hier, esst und trinkt etwas. Ihr habt bestimmt Hunger."

Cassandra war schon dabei es abzulehnen, aber das Knurren ihres Magens war unüberhörbar. Auf ihren Wangen bildete sich eine feine Röte, bevor sie mit der einen Hand das Fleisch nahm und mit der anderen das Fell festhielt. Wirklich zu schade, dass sie diesmal das Fell nicht los gelassen hatte. Aus seinem Bündel zog er einen Stofffetzen. Seine Nase hatte inzwischen aufgehört zu bluten. Er nahm den Beutel mit Met und tränkte den Lappen damit, bevor er sich das Blut abwischte.

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