Kapitel 21

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War es wirklich die richtige Entscheidung gewesen?, fragte sich Cassandra.

Vorsichtig strich sie über den nachtblauen Stoff ihres Kleides. Sie saß vor einem großen Kupferspiegel im Schlafgemach von Enid, dessen Dienerin Reki gerade mit ihrer Frisur beschäftigt war. Enid hatte sich nach dem Besuch im Badehaus nicht abbringen lassen, Cassandra herzurichten. Sie zog sie zu ihrem Gästehaus, wo sie bereits von ihrer Dienerin erwartet wurden. Enid hatte sich in ein neues Kleid aus rubinroten Damast helfen lassen und wartete nun geduldig darauf, dass Reki auch mit Cassandra fertig sein würde.

Reki arbeitet schnell und genau. Es war unverkennbar, dass sie genau wusste, was sie tat. Einzelne Strähnen aus Cassandras Haar flocht sie zusammen, die restliche Pracht zu einem dicken Zopf. Während sie die dicken Stränge miteinander verband, nahm sie immer wieder einen der kleinen Zöpfe und arbeitete ihn kunstvoll mit ein, bis sie fertig war. Der schwere Frisur lag über Cassandras Schulter und präsentierte ihren zierlichen Hals. Ihr Dekolletee wäre wirklich äußerst gut zu sehen, hätte sie nicht das Silberband mit flinken fingern noch an dem kleid befestigt. Bei Enids Ankleide hatte es etwas länger gedauert, so hatte Cassandra genug Zeit gehabt. Ohne die zusätzliche Halterung wäre der Ansatz ihres Busens unverkennbar. Nun waren ihre Schultern zwar immer noch nackt, aber nun wand sich das silberne Band um ihre Taille, über ihre Brust, wo es an ihrem Hals befestigt war. So fühlte sie sich zumindest deutlich angezogener als vorher. Ihren Ring hatte sie auf ihren rechten Mittelfinger gezogen, da sie ihn bei diesem Kleid nicht verbergen konnte. Zuletzt kam Reki noch mit einem schwarzen Stift auf sie zu und bat sie die Augen zu schließen. Sie umrandete vorsichtig ihre Augen und strich damit über ihre Wimpern. Ihr Spiegelbild schaute ihr entgegen. Die dunklen Linien ließen ihre Augen geheimnisvoll und größer aussehen.

"Wie schön Ihr seid! Gute Arbeit, Reki."

"Vielen Dank, Herrin.", das junge Mädchen lächelte scheu und knickste. Reki verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.

"Jetzt fehlt nur noch eins."

Bevor Cassandra reagieren konnte, zog Enid sie nach oben und steckte drei feine Haarornamente in ihren kustvoll geflochtenen Zopf. Jedes mit kleinen Perlen besetzt, die im Kerzenlicht schimmerten.

"So, das ist perfekt! Ihr werdet der Lichtblick des Festes sein. Keine Frau ist so schön, wie Ihr."

Cassandra wusste nichts darauf zu antworten. Ja, es stimmte, sie sah nicht schlecht aus, aber es war ihr zu viel. Das Kleid, die Frisur, alles war zu viel. Doch als sie das Lächeln sah, mit dem Enid sie anstrahlte, konnte sie nichts sagen. Enid und Hilda hatten sich beide so viel Mühe gegeben, dass es ein schöner Abend für sie sein würde, also wollte sie ihnen nicht die Stimmung verderben.

"Dann wollen wir die Herren mal nicht warten lassen."

Enid hakte sich bei ihr unter und zog sie mit sich nach draußen. Die Sonne war fast untergegangen, dass sich nur noch ein rötlich-violetter Streifen über den Himmel zog. Überall brannten Feuerkörbe, die den Weg säumten. Es war eine magische Nacht und sie hörte bereits Musik. Vielleicht war es wirklich keine schlechte Idee, einfach mal alles hinter sich zu lassen und Spaß zu haben.

Die Große Halle lag festlich geschmückt vor ihnen. Trotz der schneereichen Jahreszeit hingen brannten überall Kerzen und Fackeln, die eine einladende Wärme ausstrahlten. Direkt über den Eingang hing ein besonders großer Schild mit einem gefährlich aussehenden Wolfskopf. Cassandra hatte es bisher nicht gesehen, aber wenn sie raten müsste, wäre es wohl das Wappentier von Cielon. Es war schließlich nicht unüblich, dass sich große Fürsten ein Tier als Wappen aussuchten. Ein Adler, ein Bär oder eine Schlange. Aber der Wolf passte hier perfekt.

"Ein Wolfskönig", flüsterte Cassandra leise und erschrak über ihre eigenen Worte. Was hatte sie da gesagt? Es war ihr so schnell entfleucht, dass sie die Worte nicht mehr zurücknehmen konnte. Enid schaute sie überrascht an.

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