7 | Livie

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Claire stieß einen Seufzer aus

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Claire stieß einen Seufzer aus.
„Es ist einfach nicht einfach zuhause gerade."
Ich nickte. Bekanntes Problem.

„Meine Mutter ist ja vor circa einem Jahr gestorben", begann sie.
Ich zog die Luft ein. Vor einem Jahr war Claire 13 gewesen. Da hatte sie ihre Mutter schon verlieren müssen. So jung.
Plötzlich tat mir das blonde Mädchen, dass ich so oft als oberflächlich bezeichnet hatte leid. Ich betrachtete ihre welligen Haare, ihr hübsches Gesicht und ihre langen Beine, ihre zerrissene Hose und legte instinktiv einen Arm um sie.

Sie sah kurz auf, dann umspielte aber etwas wie ein Lächeln ihre Lippen, was eine ungewohnte Wärme in mir auslöste und sie setzte ihre Geschichte fort.
„Meine Mutter war alles für mich gewesen. Das sie plötzlich weg war, das... das hat mich zerrissen", seufzte sie.
„Das schlimmste war eigentlich, dass niemand für mich da war in dieser Zeit.

Das mag jetzt vielleicht egoistisch klingen, aber ich hätte jemanden gebraucht, der mich tröstet." Es schien, als würde Claire noch mehr in sich zusammen fallen. Sie tat mir so unfassbar leid und gerade hätte ich verdammt viel dafür gegeben, sie aufheitern zu können. Ich dachte an die Claire, die ich in der Schule kannte. Sie war vieles, aber ganz sicher nicht verbittert. Wie stark musste sie sein, dass sie all diese Gefühle, die sie mir gerade gestand, verstecken konnte?

„Meinen Vater hat das alles so kalt gelassen. Keine Träne hat er verloren und ganz steif war er bei der Beerdigung.", fuhr Claire fort.
Das Mädchen neben mir zuckte die Schultern, als könnte sie dieses Verhalten auch heute noch nicht verstehen.
Gerade wollte ich etwas sagen, etwas einwerfen, da erhob Claire erneut die Stimme.
Trotzig klang sie, als müsste sie mir jetzt, wenn schon, alles erzählen.

„Und jetzt hat er eine Neue."

Erschrocken riss ich die Augen auf. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, mit welcher Unverständlichkeit Claire angefüllt war.
Ich dachte an meine Eltern, die eigentlich immer für mich da waren, dachte an die fröhliche, bunte Familie, in der ich immer geborgen war. Ein Leben ohne sie konnte ich mir nicht vorstellen.

„Désolé", meinte ich leise. Zu gerne würde ich diesem Mädchen, dass gerade einer fast-Fremden ihr komplettes Herz ausgeschüttet hatte, helfen.
Aber wie?
„Ich bin immer da, wenn du irgendetwas brauchst... oder so", murmelte ich und errötete leicht.

Kurz erwartete ich ein Stirnrunzeln oder zumindest einen kleinen Lacher von ihr, aber Claire blickte mich bloß dankend an.
„Merci beaucoup"

Die Blonde neben mir schien in Gedanken zu versinken, bevor sie sich die Tränen endgültig abwischte und mich ansah.
„Und du? Was ist mit dir passiert?"

„Mit mir?", Ich lachte nervös. „Alles gut."
Verärgert sah Claire mich an. Auch sie wusste, dass nicht alles gut war. Und es kränkte sie, dass ich ihr wohl trotz ihres Geständnisses nicht genug vertraute, um meine Probleme zu erzählen. Wenn sie bloß wüsste, dass das Problem ganz woanders lag.

„Das glaubst du wohl selbst nicht", stellte Claire klar und rückte ein Stück von mir ab. Mein Arm, der um sie gelegen hatte, rutschte zu Boden.
„So schlimm wird es schon nicht sein! Jetzt sag schon!", forderte Claire hartnäckig.

„Désolé, ich muss jetzt gehen", meinte ich hastig und stand auf. Schnellen Schrittes ging ich über das Lavendelfeld, bloß nach Hause.
Aber noch bis ich mir mein Fahrrad geschnappt hatte und um die erste Biegung verschwunden war, spürte ich Claires verständnislosen Blick in meinem Rücken.

 Aber noch bis ich mir mein Fahrrad geschnappt hatte und um die erste Biegung verschwunden war, spürte ich Claires verständnislosen Blick in meinem Rücken

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