Heimlich belauscht

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Peters Sicht

Peter war sehr zufrieden, obwohl er das nicht sein sollte. Er hatte Bob ganz schön in Verlegenheit gebracht, als er in die Dusche geschaut hatte. Er hatte sich wirklich Sorgen gemacht, als Bob sich plötzlich unter der Dusche abgestützt hatte, so sah es zumindestens für ihn aus.

Doch er hatte es ganz gut überspielt und es geschafft, für Bob die Situation zu entschärfen. Dabei hatte er ihm kein Wort glauben. Kalt duschen, freiwillig, Bob? Das passte überhaupt nicht! Dafür kannte er Bob viel zu gut. Für Bob war kalt duschen Körperverletzung, wie er schon mehrfach betont hatte.

Nein, es war eindeutig, wenn Bob unter der Dusche stand und überlegte kalt zu duschen, obwohl er noch etwas krank war und sofort einen knallroten Kopf bekam, wenn er sich näherte, dann konnte das nur eins bedeuten und irgendwie hatte das was beruhigendes.

Zwar hieß das noch lange nicht, daß Bob sexuelle oder romantische Gefühle für ihn hegte, aber Justus hatte schon Recht, sie sollten unbedingt Klartext reden. Doch ganz bestimmt nicht jetzt.

Als sie aus dem Bad kamen, gab es eh erstmal keine Gelegenheit, Jason und Tom waren zu Besuch gekommen. Sie kamen gerade vom Skifahren und hatten richtig gute Laune und freuten sich, daß es ihnen nun wieder besser ging.

Sie plauderten ziemlich lange in netter Runde. Etwas später unterhielt sich Tom sehr angeregt mit Justus über Los Angeles und alle Anderen hörten nur noch zu. Jason setzte sich neben Bob und sprach ihn leise an, das weckte Peters detektivische Neugier, aber er ließ sich nicht anmerken, daß er nicht mehr der Unterhaltung von Tom und Justus folgte, sondern bei ihnen lauschte.

„Bob, darf ich dich mal was sehr privates fragen?“, hatte Jason schüchtern das Gespräch begonnen.

Bob hatte direkt zugesagt, bevor er wusste, um was es ging. Ein Charakterzug, der für Bob nicht ungewöhnlich war.

„Tut es wirklich so weh am Anfang?“, fragte Jason sehr schüchtern.

Peter fragte sich, ob Bob nun erklären würde, daß sie kein Paar waren. Eigentlich gab es ja auch keinen Grund mehr, dieses Schauspiel aufrecht zu erhalten.

Bob sagte aber daraufhin sehr leise, so daß Peter seine Ohren sehr spitzen musste, aber sehr eindeutig: „Nein, wenn man es richtig macht, tut es überhaupt nicht weh.“

Peters Gedanken rasten, sagte Bob das jetzt nur, weil er nett sein wollte, oder hatte er tatsächlich in diesem Bereich Erfahrung? Das konnte er sich nicht vorstellen, aber Justus war sich so sicher, daß Bob-

„Woher weiß ich, daß wir es richtig machen?“, hakte Jason ganz leise nach.

Peter hätte zu gern Bobs Gesicht gesehen, aber es war besser wenn er ihm den Rücken weiterhin zuwandte. Er wollte nicht das Gespräch beenden. „Möchtest du bei ihm eindringen, oder soll er bei dir?“, wollte Bob nun sehr indiskret wissen.

Peter fiel die Kinnlade runter, aber keiner bekam es mit... zum Glück! Er spürte wie seine Wangen rot wurden. Wie musste es erst Jason gerade gehen?

Man konnte sehr deutlich hören, obwohl sie so leise waren, daß es Jason schwer fiel darüber zu reden: „Ich bei ihm, aber ich will ihm nicht weh tun, deswegen zögern wir es dauernd raus.“

Die Antwort von Bob, klang definitiv nicht mehr nach nett sein, sondern nach Aufklärung für Fortgeschrittene, weit Fortgeschritte. Offensichtlich hatte Bob, entgegen seiner Vorstellung, sehr wohl Erfahrung damit.

„Den Rest müsst ihr für euch rausfinden“, schloß Bob seine Antwort leise.

„Danke Bob“, sagte Jason und stieg nur wenige Sekunden später, wieder in das Gespräch von Justus und Tom ein, als wäre nichts gewesen.

Peter ging ins Bad. Er brauchte jetzt Zeit um sein Gedankenkarussell zu beenden. Es wollte ihm allerdings, so überhaupt nicht gelingen.

Bob hatte offensichtlich bereits Sex mit einem  anderen Kerl gehabt. Erleichterung und Hoffnung wechselten sich, mit rasender Eifersucht ab und er ärgerte sich, daß er trotz seiner Beobachtungen zu blöd war, um zu erkennen, daß Bob durchaus sexuell aktiv war und das dann auch noch mit Kerlen.

Peter dachte an das Gespräch am Anfang ihrer Reise nach, als sie die Geschichte erfunden hatten, als sie mit Jason und Tom ins Gespräch kamen. Das alles - passte. Bob war nicht besonders gut im Erfinden von Ausreden geworden, sondern er hatte sich schlicht an die Wahrheit gehalten. So wie er im Prinzip auch.

Er schüttete sich Wasser ins Gesicht, sah in den Spiegel und dachte angestrengt nach.

Hatte Bob sich nie etwas anmerken lassen? Oder hatte Peter sich da nur bereits verrannt? Wie konnte er nur  überhaupt soviel darauf geben, was Bobs Exfreundinnen zusammen mit Kelly herausbekommen haben wollten?

Es klopfte an die Tür und Justus Stimme drang ins Bad: „Alles okay mit dir, Peter? Wir wollen nur noch kurz in die Zimmer und dann zum Essen losgehen.“

Peter ging zurück zur Tür, ihm war total komisch. Er öffnete die Tür und Justus sah ihn skeptisch an. „Ich glaube ich bleibe lieber hier, ich fühle mich gerade nicht fit genug“, sagte er ausweichend.

Justus hakte zum Glück nicht weiter nach, nickte nur und verließ dann mit Jason und Tom das Zimmer.

„Bist du dir sicher, daß du nicht mit zum Essen gehen möchtest?“, fragte Bob  und sah ihn prüfend an.

„Nein, wirklich nicht“, lehnte Peter tonlos ab und setzte sich zu Bob auf ihr Bett.

„Willst du reden?“, bot Bob an.

Peter dachte darüber nach. Eigentlich wusste er genau was er wollte, er wollte Bob, so richtig als Paar, aber er wusste nicht, wie er das machen sollte. Wusste nicht wie Bob reagieren würde.

Justus meinte er sollte mit Bob offen reden, wenn er wieder fitter war. War Bob inzwischen fit genug für ein solches Gespräch?

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