Duschen

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Bobs Sicht

Am nächsten Nachmittag war Bob das erste Mal fieberfrei, zwar nur durch den Fiebersenker, aber immerhin. Er hatte das erste Mal seit einer Woche das Gefühl frei denken zu können. Das erste Mal ohne Kopf- und Gliederschmerzen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, daß er die letzten Tage ständig mit Peter gekuschelt hatte und war sich nun unsicher, was Peter davon wohl hielt.

Aber er hatte es eine komplette Woche zugelassen, nein nicht nur zugelassen, mitgemacht und immer wieder neu erlaubt und erwidert. Selbst Bob kam das jetzt doch außergewöhnlich vor. 

Justus war bei ihnen und hatte gerade noch einmal seine Temperatur kontrolliert. Justus hatte gestrahlt, als auch Bob mit 37,3°C endlich eine komplett gesunde Temperatur angeben konnte.

„Ich würde gerne duschen!“, äußerte Bob seinen Wunsch. Er hatte das Bedürfnis gestern schon gehabt, sauber in das frisch gemachte Bett zu steigen, aber da ging es ihm noch nicht gut genug. Peter war gestern das 1. Mal duschen und er hatte dagegen nur eine Katzen-Wäsche von Justus.

Jetzt wo Bob endlich kein Fieber mehr hatte und wieder klar denken konnte, wollte er das nicht mehr und er war sich sicher, Justus auch nicht, dennoch zögerte Justus, ehe er antwortete: „Bob, ich weiß du bist fieberfrei und eigentlich halte ich es für eine gute Idee, nicht zuletzt, weil ich nicht gerade zum Krankenpfleger berufen bin, aber du warst vorhin, als du zum Essen aufgestanden bist, noch so schwach auf den Beinen. Mir ist nicht ganz wohl dabei.

Nun das konnte Bob nicht bestreiten, schließlich hatte er mit 38,1°C auch kein hohes Fieber mehr gehabt und war dennoch etwas wackelig gewesen. Er konnte Justus gut verstehen, irgendwie war in dieser ungewöhnlichen Situation die Verantwortung für ihre Gesundheit ihm zugefallen.

Bob war trotzdem ziemlich enttäuscht. Er hatte tatsächlich ein sehr starkes Bedürfnis endlich wieder zu Duschen.

Doch Justus unterbreitete ihm einen anderen Vorschlag: „Wie wäre es für dich, wenn Peter die ganze Zeit über bei dir im Bad bleibt und wenn du nicht mehr kannst, bringt er dich zurück, oder hilft dir?“

Vor Peter duschen? Er wusste nicht was er davon halten sollte, vor zwei Wochen noch hätte er es kategorisch abgelehnt, aber heute sah alles anders aus. Sein Bedürfnis zu  duschen war riesig, die Gefahr, daß er sich damit übernahm, war aber auch tatsächlich gegeben. „Hmm ja, ich denke du hast Recht, es ist vermutlich besser“, gab er dennoch ein wenig unsicher zu.

Peter, der neben ihm saß, stimmte ebenfalls dem Plan zu. Bob ließ sich von Justus noch frische Kleidung rausgeben. Sein eigener Eindruck war, daß er viel fester auf seinen Beinen stand, als noch zum Mittagessen. Während Bob mit Peter zusammen ins Bad ging, setzte Justus sich an den Schreibtisch.

Bob legte seine frische Kleidung am Waschbecken ab und Peter setzte sich auf dem Wannenrand. Bob zog sich aus und fühlte sich von Peter ziemlich beobachtet. Aber in dieser Situation war das wohl normal. Peter war hier, um auf ihn aufzupassen, natürlich sah er ihn an. 

Duschen tat gut! Es weckte die Lebensgeister wieder und er fühlte sich so sauber und frisch, wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Er hatte nur ein Problem, das Gefühl, daß Peter ihn beobachtete, wie er duschte in Kombination mit seinem verbesserten Zustand führte dazu, daß ihn die Situation ein wenig erregte und das sollte Peter nicht sehen, der ihn nicht aus den Augen ließ.

Bob fand das sehr unangenehm unter Peters Augen eine Erektion zu bekommen und drehte sich um, um Peter die direkte Sicht auf seine Vorderseite zu nehmen. Er streckte eine Hand nach der Armatur aus, um auf kalt zu drehen, war sich dann aber unsicher, ob das nach dem Fieber eine gute oder eine schlechte Idee war und  hielt mitten in der Bewegung inne und dachte nach.

Allerdings hatte Bob nicht daran gedacht, daß Peter sofort aufstehen zu ihm kommen und fragen würde, ob er Hilfe braucht.

Bob lief knallrot an und dachte kurz, könntest du schon, aber eher hätte er sich die Zunge abgebissen, als das so zuzugeben. Immerhin ließ die Peinlichkeit, seine Erektion auch so verschwinden und Peter, der hinter ihm stand und versuchte sein Gesicht zu sehen, bekam von der Sache gar nichts mit. „Ich habe überlegt, ob ich zum Abschluss kalt Duschen darf, das macht immer so schön wach“, redete er sich mit der Halbwahrheit raus.

Peter seufzte und sagte während er an ihm vorbei griff, um das Wasser abzustellen: „Heute besser noch nicht. Du hast schon einen roten Kopf bekommen. Ich glaube dein Kreislauf braucht gerade keine zusätzliche Belastung.“

Peter reichte ihm ein Handtuch und drehte sich danach dezent um, damit Bob sich wenigstens in Ruhe abtrocknen und anziehen konnte.

Da Bob sich endlich körperlich besser fühlte, ließ er sich etwas Zeit am Waschbecken, Peter saß wieder am Wannenrand und schaute ihm dabei zu.

Bob bemerkte dessen Blick im Spiegel. Peter sah irgendwie unpassend zufrieden aus, Bob konnte sich darauf keinen Reim machen.

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