Frühstücksplauderei

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Peters Sicht

Dr Calderon kam immerwieder vorbei und  beobachtete den Verlauf ihrer Genesung und war nach einer Woche zumindestens mit Peters Besserung zufrieden: „Das sieht doch schon wieder deutlich besser aus, ich denke bei dir können wir die Bettruhe etwas lockern“, hatte er endlich verkündet.

Peter freute sich schon, endlich mal rauszukommen und das sah man ihm wohl auch an.

„Damit wir uns richtig verstehen, keinerlei körperliche Belastung. Du darfst wenn du komplett fieberfrei bist, zum Essen in den Speisesaal gehen, mal Duschen gehen, mal kurz spazieren gehen, oder wenn es ein ruhiges Abendprogramm gibt, kannst du da zuschauen, okay?“, stellte Dr Calderon ausführlich klar.

„Und wie! Ich kann es trotzdem kaum erwarten, endlich wieder raus zu kommen!“, bestätigte Peter zufrieden.

„Du bist Sportler?“, hakte Dr Calderon nach.

„Ja“, antwortete Peter mit einem Nicken.

„Mindestens noch zwei Wochen keinerlei Training! Das kann ganz schnell mal aufs Herz gehen, wenn man zu früh wieder ins Training einsteigt. Glaube mir, das willst du nicht“, ermahnte Dr Calderon eindringlich.

„Ist okay, ich kenn die Thematik Myocarditis bereits“, sagte Peter daraufhin rasch.

Dr Calderon nickte zufrieden. Danach wandte sich Dr Calderon Bob zu: „Auch bei dir ist eine deutliche Verbesserung erkennbar, aber du bleibst bitte noch im Bett, allerdings gehe ich davon aus, daß ihr nicht mehr ansteckend seid. Das bedeutet, daß die Putzfrau auch mal zum Arbeiten reindarf“, er blinzelte bei dem Satz Justus zu.

Zunächst schickte Justus ihn unter die Dusche, das war überfällig. Als er wieder menschlich aussah und aus dem Bad kam, gingen sie gemeinsam zum Frühstück. Bob der trotz Fiebersenker noch erhöhte Temperatur hatte, war schon wieder am eindösen.

„Wir bringen dir was mit“, versprach und verabschiedete sich Peter von Bob. 

Auf dem Weg zum Speisesaal trafen sie die Putzfrau, die sich sehr für Peter freute, daß es ihm endlich besser ging und für Justus, daß ihr Aufenthalt nun doch noch schöner werden würde und Justus informierte sie, daß sie nun zum Putzen ins Zimmer durfte.

Sie verabschiedete sich freundlich bis später. Für Peter erschien es etwas befremdlich, daß Justus mittlerweile von allen gegrüsst wurde und alle ihn irgendwie zu kennen schienen und ihm selbst gute Besserung wünschten.

Sie nahmen sich etwas zum Essen vom Frühstücksbuffet und Justus lenkte ihre Schritte auf einem sehr abseits gelegenen Tisch.

Peter fragte ihn schon flachsend, ob er all den Leuten nun aus dem Weg ging, wie ein Promi, oder ob sie über ihren Fall reden würden. Doch  Justus ging darauf nicht ein, sondern sagte:  „Ich möchte eine Art Spiel mit dir spielen, Peter. Und ich möchte nicht, daß jemand uns zuhört.“

Peter runzelte skeptisch die Stirn: „Was für ein Spiel?“

Justus setzte zu einer Erklärung an und sah Peter auffordernd an: „Ich beginne einen Satz und du beendest ihn und zwar so, daß der Inhalt des Satzes deiner Wahrheit entspricht.“

Peter fand das eigenartig, aber er konnte zunächst nicht Schlimmes daran erkennen, er  nahm einen Löffel Müsli zu sich und willigte ein: „Versuchen wir es mal!“

Justus nickte und nannte einen ersten Satzanfang: „Bob ist für mich-“

Da musste Peter nicht lange nachdenken, ganz spontan ergänzte er: „-einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.“

Justus lächelte und ohne den ersten Satz zu kommentieren, warf er Peter den zweiten Satzanfang vor: „Schockiert wäre ich, wenn Bob -“
  
Das war schon deutlich schwieriger, am liebsten hätte er geantwortet nichts, aber das konnte nicht richtig sein. Nach kurzem Zögern antwortete Peter:  „-ohne uns wegziehen würde.“

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