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Meine Handflächen und mein Gesicht waren komplett durchnässt. Immer wieder wischte ich mir übers Gesicht, aber es brachte nichts, weil die Tränen nicht aufhören. Wischte ich mir eine weg, kamen zwei neue dazu.
Erst als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, zuckte ich zusammen und sah auf.
"Na komm.", sagte Daryl in einem leisen und sanftem Ton.
So einen Ton habe ich bei ihm noch nie gehört, aber um darüber nachzudenken, hatte ich nicht den Platz im Kopf.
Nochmal wischte ich mir die Tränen weg, schniefte und stand mit zitternden Händen und Beinen auf.
Daryl legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich nach vorne. Ich machte einen wackeligen Schritt nach dem anderen, hielt meine Hände vor dem Gesicht und weinte einfach weiter in sie hinein.
Erst als Daryl "Vorsichtig" sagte, sah ich auf und merkte dass wir schon vor unserem Zelt standen.
Ich schniefte, wischte mir erneut die Tränen weg, machte das Zelt auf und kletterte hinein. Drinne ließ ich mich einfach auf den Schlafsack fallen und weinte weiter ins Kissen hinein.
Durch das Rascheln wusste ich dass Daryl auch rein kletterte, sich entweder setzte oder hinlegte.
Ich verstand nicht mal warum ich so stark weinte. So und stärker hab ich bei meinem Bruder geweint aber Dale kannte ich kaum. Klar, ich mochte ihn und er war ein guter Mensch. Und er verdiente es nicht zu sterben. Aber ich habe kaum mit ihm gesprochen und kannte ihn wie lange? Ein oder zwei Wochen? So stark habe ich bei Sophia nicht geweint und ich mochte Sophia mehr. Verdammte Scheiße.
"Wird vorbei gehen.", seufzte Daryl. "Nur die...Süßigkeiten, die dich bisschen...emotional machen."
Huh?! Habe ich das jetzt laut gesagt?! Interessiert mich auch nicht. Anstatt irgendwas zu antworten, fing ich wieder an ins Kissen zu heulen. Süßigkeiten oder nicht, es machte den Schmerz nicht besser.
Nach einigen Minuten hörte ich plötzlich ein Summen, wobei das Heulen zu einem Halt kam.
Ohne aufzusehen, lauschte ich Daryl's Summen. Entweder summte er einfach so etwas oder einen Song, den ich nicht kannte.
Ganz langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah Daryl an. Er lag auf seinem Schlafsack und starrte nach oben, sein Kopf lag auf seinen Händen.
Er summte weiter und ich lauschte ihm, die Tränen rollten leise meine Wangen runter.
Nach einer kleinen Weile drehte ich den Kopf wieder weg, weinte leise weiter und lauschte dem Summen bis ich einschlief.
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"Dale ging einem unter die Haut. Mir jedenfalls. Weil er keine Angst davor hatte das zu sagen, was er dachte, was er fühlte. Diese Ehrlichkeit ist selten und mutig. Wann immer ich eine Entscheidung fällte, schaute ich auf Dale."
Während Rick's Rede, standen alle von uns draußen um Dale's Grab versammelt und trauerten um ihn. Ich stand neben Daryl, hielt seinen kleinen Finger fest in meiner Hand umklammerte und versuchte so leise wie möglich zu weinen.
"Er schaute zu mir zurück mit diesem bestimmten Blick. Wir kennen ihn alle. Ich konnte ihn nicht immer deuten aber er durchschaute uns. Er sah die Leute wie sie sind. Er wusste Dinge über uns, die Wahrheit. Wie wir wirklich sind. Zum Schluss sprach er davon, dass wir unsere Menschlichkeit verlieren und sagte 'Diese Gruppe ist am Ende'. Am besten ehren wir ihn, wenn wir das ändern. Unsere Streitigkeiten beilegen, uns zusammenreißen, aufhören uns selbst leid zu tun, die Verantwortung auf unser Leben übernehmen. Für unsere Sicherheit. Für unsere Zukunft. Wir sind nicht am Ende, das beweisen wir ihm. Von nun an leben wir auf seine Art. Auf diese Weise ehren wir Dale."
Ich bekam eine Gänsehaut und war froh dass wir ihn ehren würden. Dass wir nicht einfach sagen dass er tot ist und damit abschließen, sondern dass wir was für ihn tun.
Auch nach seinem Tod.
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"15 Leute in einem Haus? Das könnte eng werden.", bemerkte Rick.
Er, Hershel, Maggie und einige andere waren um ein Auto versammelt und versuchten zu organisieren, wie alle von uns ins Haus passen sollen.
Hershel hat sich entschieden dass er uns nicht von der Farm schmeißen wird, im Gegenteil: Er wollte uns ins Haus bringen. Sogar Shane.
Ich stand nur mit ihnen weil mir langweilig war und ich immernoch nicht die Motivation für irgendwas hatte. Alles was ich wollte war mich hinzulegen und nichts zu machen. Vielleicht noch weiter heulen.
"Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Wenn der Sumpf austrocknet und der Bach-", fing Hershel an, wurde aber von Maggie unterbrochen.
"Mit 50 Rindern auf dem Gelände können wir gleich die Essensglocke läuten."
"Sie hat Recht.", stimmte Hershel ihr zu. "Wir hätten euch schon vor einer Weile rein holen sollen."
"Okay dann packen wir die Autos gleich an den Ausgängen, unszwar start bereit. Wir bauen einen Ausguck am Windrad und einen oben in die Scheune. Dadurch haben wir dann das ganze Grundstück im Blick.", erklärte Rick.
Alle verteilten sich und fingen mit der Arbeit an.
Daryl kam auf mich zu und nickte mit dem Kinn nach oben zu mir. "Wie geht's dir?"
Mein Blick war auf den Boden gerichtet und ich malte Striche in den Boden, mit meinem Schuh.
"Normal.", nuschelte ich.
"Hör auf zu lügen und sprich lauter."
"Wie Scheiße.", sagte ich lauter und ehrlich.
"Es wird wieder. Du überstehst das."
Daryl klopfte auf meine Schulter und ging zu seinem Bike.
Während er und einige andere die Autos zum Haus fuhren, trug ich einige Sachen dahin.
Nachdem er sein Bike geparkt hatte, ging er zur Scheune um die Fenster mit Holzbrettern zu zuhämmern. Randall wurde gestern doch nicht getötet. Der Plan war dass Rick und Daryl ihn raus bringen und er seinen eigenen Weg gehen wird- Zur Ehre von Dale.
"Die Männer kommen da rein.", sagte Lori und zeigte in eine Richtung im Haus.
Ich stellte Daryl's Sachen im 'Männer' Bereich ab und ließ meine Sachen in irgendeiner Ecke fallen. Danach ging ich raus um Lori zu helfen, weitere Sachen aus dem Truck zu holen.
"Hey, warte, warte, warte.", hielt T-Dog sie auf und kam auf sie zu, um ihr eine Kiste aus den Händen zu nehmen. "Überanstrenge dich nicht."
"Danke. Rick, Carl und ich nehmen die Ecke im Wohnzimmer.", informierte sie ihn.
"Bringen Sie das in mein Zimmer.", befahl Hershel, der gerade raus kam und T-Dog die Tür offen hielt. "Da haben Sie es nämlich bequemer."
"Aber das geht doch nicht."
"Eine schwangere Frau und ein Kind sollen auf den Boden schlafen, während ich selbst im Bett liege?"
Über diese Nettigkeit konnte ich nicht anders als zu lächeln, nahm einige Sachen aus der Ladefläche und brachte sie ins Wohnzimmer.
Als ich wieder rauskam, diskutierten Hershel und Lori immernoch und dann auch noch über die Couch.
Ich holte noch einige Sachen aus der Ladefläche. "Falls ihr euch nicht entscheiden könnt, nehme ich sie." Ich blickte die beiden an und bewegte mich ins Haus.
"Die Couch gehört mir!", rief Hershel mir hinterher und ich schaffte es nochmal zu lachen.
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His Little Soldier // Daryl Dixons Daughter
Fanfiction'Broken people save other broken people' nicht wahr? Oh ja, das ist wahr. Neytiri Jugan und Daryl Dixon sind ein Beweis dafür. Zwei Personen, aber zwei komplett verschiedene Persönlichkeiten, mit einer ähnlichen Vergangenheit die sich gegenseitig be...