Ich helfe dir da raus

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Nach dem Duschen räumt sie die Wohnung etwas auf und backt Kuchen, für Simmi und sich. Mit etwas Ablenkung, schafft sie es gut, an andere Dinge zu denken. Doch als sie dann gegen Mittag fertig ist, und auf der Couch sitzt, holen sie ihre Gedanken wieder ein. Eine stumme Träne läuft über ihre Wange. Plötzlich steigt ein ihr zu bekanntes Gefühl in ihr auf. Angst. Sie hat Angst, wieder in alte Muster zu verfallen, denn Thomas war der Einzige, der ihr da raus helfen konnte. 'Thomas ist nicht da, was wenn ich da nicht mehr raus komme?' Bilder der Nacht drängen sich unaufhaltsam vor ihr inneres Auge. Panisch kneift sie ihre Augen zusammen, versucht die Bilder loszuwerden. Sie greift sich Thomas Shirt, was nur ein Stück neben ihr liegt und atmet wieder seinen beruhigenden Geruch ein. Nach einigen Minuten legt sie sich erschöpft auf die Couch. Tränen laufen über ihre Wange. 'Ich schaffe es immer noch nicht allein. Ich will das nicht mehr. Es war doch alles so gut.' nach wenigen Minuten schläft sie trotz kreisender Gedanken ein. Erst durch das Klingeln an der Tür wacht sie auf. Sie öffnet die Tür und eine strahlende Simmi steht vor ihr. Sie umarmen sich zur Begrüßung und Simmi streift ihre Schuhe von den Füßen. "Wo ist denn Thomas? Seine Sachen sind ja gar nicht hier." wundert sie sich. Sie ist die Einzige, die über die Beziehung der Beiden bescheid weiß. Augenblicklich steigen Steff Tränen in die Augen. "Er ist für zwei Tage in Bautzen" wimmert sie. "Oh Gott, Stefanie." sagt Simmi mitleidig und zieht sie in eine feste Umarmung. "Ich brauch ihn doch" schluchzt Steff leise, während ihre beste Freundin beruhigend auf ihrem Rücken auf und ab streicht. Sie zieht Steff mit sich ins Wohnzimmer auf die Couch, wo sie Steff's Kopf auf ihren Schoß bettet. "Hast du Angst, dass du ohne ihn nicht zurecht kommst?" fragt Simmi ihre beste Freundin vorsichtig. "Ich komme nicht alleine klar, das hat sich vorhin gezeigt." antwortet sie und dreht beschämt ihren Kopf weg. Simmi wartet ab, sie weiß, dass Steff von allein weiter erzählt. "Ich hatte so sehr Angst, dass ich rückfällig werde, und mich keiner da raus holt, dass ich Panik bekommen habe. Ich hatte wieder Flashbacks." sagt sie mit zitternder Stimme. "Hey, ganz ruhig. Steff, du hast es allein geschafft, dich da raus zu holen. Weißt du, wie viel wert das ist?" versucht Simmi die Sängerin zu beruhigen. "Nein, nicht allein" Simmi sieht sie fragend an. Steff greift nach dem Shirt, welches auf der Sofalehne hängt. "Trotzdem, Steff. Du bist so eine starke Frau. Du hast es geschafft, wieder einen fast normalen Alltag zu führen." sagt Simmi und sieht Steff bestimmt an. "Danke" flüstert Steff. "Dafür bin ich da" entgegnet sie. "So, und jetzt genug Melancholie." ergänzt Simmi, woraufhin sie aufsteht, um Kaffee zu kochen.
"Ich hab Kuchen gebacken." sagt Steff und trapiert den Kuchen liebevoll auf einem Teller. Sie quatschen eine Ewigkeit und vergessen dabei völlig die Zeit. Als Simmi das nächste Mal auf die Uhr sieht, ist es schon um 7 durch. "Wollen wir noch was kochen? Ich hab meinem Freund versprochen, nicht so spät zu kommen. Und so, wie ich uns kenne, dauert das Kochen ein bisschen länger." fragt Simmi. "Ja, das stimmt. Lass uns gleich anfangen" antwortet sie und geht Richtung Küche. Wie erwartet dauert das Kochen etwas länger. Bei lauter Musik tanzen sie und singen beide lauthals mit, während sie sich Essen zubereiten. Gegen halb zehn haben sie es geschafft, zu essen.
"Wenn was ist, ruf mich an." verabschiedet sich Simmi, nachdem sie Stefanie kräftig in den Arm genommen hatt. Steff schließt die Tür hinter sich und hält einen Moment inne. Hier ist es auf einmal wieder so still, so leer. Ihre Stimmung wird gleich wieder etwas betrübt. Um sich abzulenken, schnappt sie sich ihr Handy. Direkt beim Einschalten springt ihr eine neue, ungelesene Nachricht ins Auge. Und tatsächlich ist diese von Thomas.
~Hey, ich hoffe du hattest mit Simmi einen schönen Tag. Ich gehe jetzt schon schlafen, gute Nacht, hab dich lieb~ liest sie seine geschriebenen Worte. 'Mist, vor einer halben Stunde, hoffentlich schläft er noch nicht' denkt sie sich und beginnt schnell, ihm eine
Nachricht zu schreiben. ~Hey, ja, ich hatte einen sehr schönen Nachmittag mit Simmi. Aber ich würde dir gerne noch was anderes sagen. Bist du noch wach?~
~Thomas: Ja, ich kann noch nicht schlafen. Was ist los?~
Erleichtert atmet Steff aus, doch sie zögert kurz, bevor sie schreibt was passiert ist.
~Steff: Als ich heute morgen realisiert habe, dass ich wirklich allein bin und keiner hier ist, hab ich so sehr Angst bekommen, dass ich aus Flashbacks und so, nicht allein raus komme. Ich hab Panik bekommen. Und dann waren da wieder diese Bilder....
Ich dachte, ich schaffe das allein, aber ich kann noch immer nicht allein sein, ich brauch jemanden.~
~Thomas: Oh man. Ich wünschte, ich hätte dir helfen können. Ich versuch morgen, so früh wie möglich nach Hause zu kommen. Dann kannst du mir das nochmal erzählen. Wir geht's dir jetzt?~
~Steff: Ja, geht wieder. Simmi hat mit mir gesprochen, das hat gut getan. Aber ich vermisse dich so.~
~Thomas: Ich dich auch, ich musste heute den ganzen Tag an dich denken.
Naja, ich versuch jetzt zu schlafen. Wir haben morgen wieder viel zu tun. Gute Nacht. Hab dich lieb~
~Ich dich auch. Schlaf gut, gute Nacht~
Steff seufzt, legt ihr Handy beiseite und macht sich Bettfertig. Da sie sich sicher ist, dass sie ohne Thomas nicht so schnell einschlafen kann, zieht sie sich sein Shirt zum schlafen an. Fast zwei Stunden liegt sie wach im Bett, welzt sich von einer Seite auf die Andere. Doch schlafen kann sie nicht. Seufzend steht sie auf, macht sich im Wohnzimmer ein kleines Licht an und setzt sich gedankenverloren auf die Couch.

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