Kapitel 9:

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Auf dem gesamten Weg Richtung Sandringham, sagte kaum jemand von uns ein Wort.
Er fuhr lediglich langsam und mit runtergelassener Scheibe neben mir her, während ich im Schritt auf Mariscal über das Feld ritt.
Plötzlich brach Robert die Stille.
"Es geht schon wieder."
Mehr sagte er nicht und ich verstand sofort was er meinte. Ich schluckte.
"Ich hätte Ihnen nicht vertrauen dürfen." Auf einmal fühlte sich mein Hals ganz trocken an und Robert wiedersprach mir augenblicklich.
"Es war nicht deine Schuld! Ja ok, vielleicht hättest du erkennen sollen, dass sie dich nur zum Mittel zum Zweck benutzt haben, aber trotzdem."
Ich schüttelte den Kopf und seufzte frustriert.
"Nein, es IST meine Schuld und das weißt du genauso wie ich.
Ich hätte erkennen sollen, dass sie mich mit dieser Clique nur erpressen und blosstellen wollten. Und ich bin natürlich direkt drauf reingefallen."
Kurze Zeit sagte er nichts, bis er schließlich anfing zu lachen. Ich starrte Ihn fassungslos und wütend an.
"Was soll das denn?" Keifte ich Ihn an und er schüttelte, noch immer lachend den Kopf.
"Ich meine ja nur, dein Gesichtsausdruck, als ich gesagt hatte, dass auch ich mal in einer war.
Einfach zum Todschiessen!" Er lachte und ich musste mit einstimmen.
"Was hast du denn gedacht?
Ich hätte jedenfalls meine Hand ins Feuer gelegt wenn es hieße, ob du in einer Clique warst oder nicht..Du bist nunmal eben nicht der Typ für sowas!"
"Was soll denn das jetzt wieder heißen? Dass ich etwa nicht cool genug bin?" Fragte er eingeschnappt und ließ den Motor einmal aufheulen, wie um zu beweisen, dass es nicht stimmte.
Ich warf Ihm einen strengen Blick zu, als Mariscal daraufhin den Kopf hob und die Ohren anlegte.
"Nein ich meine nur, naja, dass du eben nicht der Typ bist, der gegen die Regeln spielt."
"Nunja, jedenfalls gehört das zu meinem Job." Er zuckte mit den Schultern und ich schnaubte.
"Ja sicher, hätte ich beinahe vergessen. Als Gefängniswärter darf man ja selbst keine Regeln brechen!"
Er stöhnte als ich Ihn Gefängniswärter nannte und wollte etwas erwidern, als auch schon die Mauern von Sandringham in Sicht kamen und er daraufhin inne hielt.
"Wieso eigentlich ausgerechnet hierhin und nicht woanders?
Du hättest doch sogut wie überallhin gekonnt, um eine Pause zu machen."
Ich zuckte die Schultern und schaute auf das Tor von Sandringham, welches noch verschlossen war und deutlich höher als die Mauern waren und das Wappen vom Gestüt abbildete.
"Du weißt doch, dass ich die Pferde hier liebe und bei Ihnen am besten zur Ruhe komme."
Er schnaubte und schüttelte den Kopf.
"Ich kapiers einfach nicht, wie man diese Viecher lieben kann! Die sind doch total gefährlich und scheißen überallhin. Außerdem stinken die."
Mit einem giftigen Blick auf Ihn sprach ich weiter, diesmal in einem Schneidenden Tonfall.
"Erstens, sie sind nicht gefährlich sondern machen nur einfach nicht alles was man von Ihnen verlangt.
Zweitens, SCHEIẞEN sie nicht überallhin, sie haben nunmal eben keine Toilette wie wir und selbst wir benutzen sie ja nicht immer!" Ich rümpfte die Nase, als ich daran denken musste wie oft ich schon Leute gesehen habe, die einfach irgendwohin gemacht haben.
"Und drittens, stinken sie nur, wenn man sich nicht gut um sie kümmert und dadurch dreckig sind."
"Jaja." Sagte Robert Händewinkend.
Sobald wir am Tor ankamen, fuhr Robert auf direktem Wege zum Herrenhaus und ließ mich mit Mariscal wieder alleine.
Ich lenkte Ihn in Richtung der Ställe und stieg von Ihm ab.
Am Stall angekommen öffnete ich das Stalltor und ging hindurch.
Mariscal war direkt hinter mir und schnaubte.
Nur sehr selten benutzte ich bei der Arbeit mit den Pferden Halfter oder Stricke. Wenn ein Pferd hingegen neu oder ängstlich war, benutzte ich natürlich eines.
Bei Mariscal benutze ich nie eins, da wir uns blind verstanden und auf den jeweilig anderen achtgaben.
Nachdem ich das Tor an der Wand, mithilfe von Metallhaken befestigt hatte, ging ich mit Mariscal zu seiner Box.
Ich öffnete die Boxentür und ließ Ihn als ersten hineingehen und folgte Ihm dann schließlich nach.
In seiner Box angekommen rieb ich Ihn einmal gründlich ab und putzte Ihm den groben Schmutz und die Sandrückstände von den Fesseln.
Nachdem ich fertig war, brachte ich Ihm noch ein paar Äpfel und Möhren, die ich in seinen Trog legte, auf den er sich hungrig stürzte und versprach Ihm später wiederzukommen.
Danach machte ich mich auf den Weg zum Herrenhaus in dem Robert schon mit seinem Vater sprach.
Ich konnte mir schon vorstellen worüber und seufzte bei der Vorstellung daran.

SandringhamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt