Kapitel 7:

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Wir gingen den Sandweg entlang, der von den Weiden zum Gästehaus führte und redeten ein wenig über die Pferde.
Als das Haus in Sicht kam, steuerten wir darauf zu und sobald wir drinnen waren ging Clayton die große zweigeteilte Treppe in den zweiten Stock hoch.
Die Eingangshalle war in schlichtem weiß und Perlmuttfarben gehalten, die von einem Mitternachtsblauem Teppich durchzogen wurde.
Er reichte von der Tür einmal durch die gesamte Halle und wurde zur Treppe hin schmaler, bis er nur noch die Mitte der Treppen bedeckte.
Silberne Stangen sorgten dafür, dass der Teppich an den Stufen auf seinem Platz blieb.
Die Halle zog sich über zwei offene Etagen und die Decke war wie in einer Kapelle eingehohlt.
Als er im zweiten Stock angekommen war, drehte er sich noch einmal um und wunk mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
"Vielleicht sehen wir uns ja morgen wieder."
Ich zuckte lediglich die Schultern und ging an der Treppe vorbei, in das Gemeinschaftshaus.
Bevor ich zu Mariscal ging, hatte mir Ragnor gesagt, dass ich noch einmal kommen sollte. Ich vermutete, dass es sich um letzte Angelegenheiten bezüglich meiner plötzlichen Ankunft handelte.
"Vielleicht - vielleicht auch nicht!" Rief ich Clayton hinterher, bevor ich ganz unter der Treppe verschwand.
Als ich am Büro ankam klopfte ich doch niemand öffnete, weshalb ich die Klinke hinunter drückte und eintrat.
"Rag, bist du hier?"
Niemand antwortete, also ließ ich mich auf den Drehstuhl hinter dem Pult nieder.
Links neben dem großen PC, stand eine Schüssel mit Malzpastillen und ich nahm mir eine Handvoll.
Dabei kam ich mit meiner Hand an die Maus und augenblicklich blinkte der Bildschirm.
Ich erstarrte.
Auf der Website wurden einige Zeitungsausschnitte und Interviews angezeigt und ich las sie mir durch.

*Endgültige Blamage für die Krone?
Das Phantom in Blond ist noch immer ohne Namen, aber das Volk ist zusehends überzeugter, dass es sich hierbei um die Prinzessin handelt.*

Ich scrollte weiter runter und überflog nur noch die anderen Zeilen.

*Ehelich oder unehelich, ist die Prinzessin ein uneheliches Kind des Königs? - Paralysiert oder zurückhaltend?*

Plötzlich wurde der PC schwarz und ich riss den Kopf nach oben.
An der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand Ragnor und hielt den Stecker in der Hand.
In seinen Augen konnte ich deutlich sehen, wie angespannt und besorgt er war.
"Was...?" Fing er vorsichtig an, doch ich unterbrach Ihn vorher.
"Genug." Sagte ich kratzig und stand auf.
"Also, was wolltest du von mir?" Fragte ich Ihn nun gefasster und er starrte mich einen Augenblick besorgt an.
"Nun ja, George wollte mit dir reden." Sagte er und stöpselte den Stecker wieder in die Büchse.
Er ging an mir vorbei, Richtung Schreibtisch und setzte sich hin.
Ich wirbelte herum und schnaubte.
"Ich würde auch gerne so einiges, aber man kriegt halt nicht immer alles!
Und ich werde ganz bestimmt nicht mit Ihm telefonieren. Ich bin doch gerade erst angekommen!"
"Wenn du Ihn nicht anrufst wird er noch selbst hierher kommen, willst du das?" Fragte er mich und hielt mir das Telefon unter die Nase, es wählte bereits und mit einem Klicken wurde deutlich, dass es angenommen wurde.
Ich rollte mit den Augen und seufzte genervt, bevor ich es mir schnappte und mich mit dem Rücken zu Ragnor an den Pult lehnte.
"Ja?"
... ...
"Mmh."
...
"Muss das denn unbedingt sein?"
...
"Ja ok."
...
"Ja, ich kapiers ja! Tschau."
Ich knallte den Hörer auf seinen Platz und Ragnor sah mich mit hochgezogenen Brauen fragend an.
"Robert kommt morgen an!" Sagte ich nur und steckte mir ein paar weitere, der Malzpastillen in den Mund.
Ragnor schien überrascht und erfreut zugleich.
"Robert? Mein Sohn kommt morgen?"
Ich nickte und antwortete genervt.
"Ja, mein Babysitter kommt morgen an. Jippi-jai-Jay!"
"Warte doch mal, Juls. Er ist nicht...!"
Den Rest hörte ich nicht mehr, weil ich die Tür hinter mir zuschlug und durch die Gänge stapfte.
Ich konnte es einfach nicht fassen! Sie schickten allen Ernstes Robert, um auf mich aufzupassen.
Ich ging weiter wütend an der Galerie vorbei und als ich an meinem Zimmer ankam, schlug ich so stark die Tür hinter mir zu, dass ich schon dachte, dass sie gleich aus den Angeln sprang.
Ich ließ mich, ohne mich umzuziehen, auf mein Bett fallen und wollte nur noch im Erdboden versinken.
Ich freute mich jetzt schon riesig auf Mariscal.

SandringhamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt