Elias - die Herbstgala

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Zusammen mit Anna, Tom und Lila richtete ich gerade das Tortenbuffet für Monikas Gala her. Wir waren seit Stunden am Aufbauen und froh, das endlich ein Ende in Sicht kam. Monika hatte sich mal wieder übertroffen. Der ganze Saal sah perfekt aus. Edle Gestecke in den Herbstfarben orange und gelb zierten die Tische, kleine Laternen sorgten für ein schummriges Licht, alles in allem sah es sehr einladend aus. Die Gäste würden bestimmt Augen machen. Auch ich hatte meine Torten, Cupcakes sowie Petit Four in herbstlichen Tönen sowie auch passendem Dekor gehalten, so dass alles ein stimmiges Bild ergab. Mit der Hand fuhr ich mir durch die Haare und besah den Tisch aus ein paar Metern Entfernung, um zu entscheiden, ob auch wirklich jedes Gebäck auf seinem zugedachten Platz stand. Ja, da kam der kleine Perfektionist in mir durch. Grade wollte ich losgehen und eine Platte mit Cupcakes, die als Pilze dekoriert worden waren, zu verrücken, da legten sich Hände über meine Augen.
„Hey ...", entkam es mir überrascht. Automatisch griff ich in mein Gesicht und nach den Fingern, die mir die Dunkelheit schenkten. „Wer ist das?", fragte ich nach, da stieg mir schon der vertraute Geruch in die Nase. Der Körper hinter mir rückte näher und drückte sich von hinten an mich. „Rate ...!", bekam ich augenblicklich ins Ohr gehaucht. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. „Tom?", fragte ich, wohlwissend, dass dieser nicht hinter mir stand. Scheinbar nicht grade erfreut über diese Antwort verkrampfte sich der Oberkörper an meinem Rücken. „Nein ... noch ein Versuch!", kam es diesmal gar nicht mehr so verführerisch gehaucht. „Oh ...", machte ich, als wäre ich tatsächlich total überrascht falsch zu liegen. „Hmm ... dann vielleicht Kilian?" Meine Mundwinkel zuckten und ich gab mir wirklich Mühe nicht zu lachen, da entfernten sich die Hände plötzlich und Alex wirbelte mich zu sich herum. Die Lippen zu einem Strich verzogen, sah er mir wütend in die Augen. Doch bevor er seinen Mund aufbrachte, brach das Lachen aus mir heraus. „Du hast mich verarscht! Du wusstest die ganze Zeit, das ich hinter dir stand!", stellte er grimmig fest. „Kann sein!", erwiderte ich immer noch lachend. „Boah ... na warte!", verkündete er, da packte er mich auch schon im Nacken und drückte wild seine Lippen auf meine. Überrumpelt von dieser Empfindung schnappte ich nach Luft, was er natürlich gleich zu nutzen wusste, denn schon schlüpfte seine Zunge vor und eroberte meinen Mund. Meine Augen fielen zu, alles rückte in weite Ferne, Alex füllte alles aus. Sein Geruch, der meine Sinne vernebelte und sein Geschmack, der mich ins Nirwana katapultierte. Langsam löste er sich von mir und sah in meine sich öffnenden Augen. Noch total durch den Wind und mit wackligen Knien hauchte ich seinen Namen. „Genau das, hättest du vorhin sagen sollen ... und wer zum Teufel ist Kilian?"
Es dauerte ein paar Wimpernschläge, bis die Worte mein Gehirn erreicht hatten und noch ein paar, bis ich endlich Antworten konnte. „Nicht relevant ...", erwidert ich und meinte es auch so. Warum mir da spontan der Name meines Exs in den Sinn kam, war mir selbst ein Rätsel. Höchstwahrscheinlich das schlechte Gewissen, hatte ihm bereits vor geraumer Zeit versprochen mal durchzurufen. Aber dem kam Alex dazwischen.

Die letzten Wochen war er Dauergast im Café, oder direkt bei mir gewesen. Der Umgang mit ihm war mir mittlerweile so vertraut, obwohl es sich bis zu unserem zweiten Kuss von gerade eben, auf einer total freundschaftlichen, aber dennoch platonischen Basis abgespielt hatte. Ich hätte mir nie im Leben Träumen lassen, dass Alex tatsächlich Interesse an meiner Person und nicht nur an meinem Arsch hatte. Auch wenn die Treffen höchst harmlos verliefen, ganz ohne kleine Flirts und Neckereien blieb es doch nicht. Aber Alex hatte eindeutig einige Gänge zurückgeschaltet und bedrängte mich eigentlich gar nicht mehr. Schade irgendwie ... sonst hätte bestimmt schon mehr laufen können. „Elias ...", ertönte hinter mir mein Name. „Es sieht einfach nur traumhaft aus! Danke, du bist ein Schatz! Ich wusste, du bist die beste Wahl!", lobte Monika mich ohne Punkt und Komma, als ich mich zur Besagten umwandte. Bereits in ihr langes, schwarzes Abendkleid gehüllt stand sie mit Mike an ihrer Seite vor mir und sah dabei skeptisch von Alex zu mir. Da sickerte die Erkenntnis, dass unseren Kuss wohl so einige beobachtet hatten, in mein Bewusstsein. „Emm ... Danke ... Ich mache nur meine Arbeit.", stammelte ich total verlegen. „Alex, Abmarsch zum Umziehen! Wir wollen doch, dass du für Tante Ursula hübsch aussiehst!", säuselte Monika höhnisch Alex zu und zwinkerte dabei.
„Du ...", zischte dieser, kam aber nicht weiter, denn Mike fiel ihm ins Wort. „Alex, bitte!" Und an Monika: „Schatz, hör auf ihn zu ärgern! Er hat es auch so schwer genug!"
Irritiert beobachtete ich die Szenerie. Auch wenn ich nicht verstand, worum es ging, konnte jeder Blinde erkennen, dass Alex verdammt sauer war. Von null auf hundert in wenigen Sekunden.
„Tante Ursula?", fragte ich trotzdem neugierig nach. „Nichts, vergiss es.", wiegelte Alex kurzangebunden ab, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte ohne ein weiteres Wort einfach davon.
„Was war denn das jetzt?", fragte ich nur noch irritierter in die Runde. Monika grinste immer noch voller Schadenfreude und Mike trat von einem auf das andere Bein, sich sichtlich unwohl fühlend. „Er ist halt ein schlechter Verlierer!", spottete die Frau, die mir von Sekunde zu Sekunde unsympathischer wurde. „Monika", zischte Mike nun seinerseits richtig sauer. „Was denn? Ist doch wahr! Elias sollte ..." „Kein Wort mehr!", unterbrach Mike seine Frau in einem barschen Ton, packte sie am Ellbogen und zog sie von mir weg.
„Was sollte ich?", wollte ich nun doch etwas erstaunt wissen. Konnte mir nun wirklich keinen Reim darauf machen, was ich mit dieser Sache zu tun hatte.
„Vergiss es, Elias! Monika labbert nur Bullshit!", beantwortete er gnädigerweise meine Frage. Entfernte sich aber immer noch in raschem Tempo und redete nun wild auf Monika ein, dabei aber so leise, das ich außer einem Zischen nichts mehr verstand. Ein ungutes Gefühl beschlich mich, irgendwas lief hier und es hatte anscheinend mit mir zu tun. Doch bevor ich mich weiter umsehen konnte, erschien Tom in meinem Blickfeld. „Was ist los?", musterte er mich fragend. „Ach nichts ...", tat ich mein ungutes Gefühl ab. „Wie spät?", wollte ich stattdessen wissen.
„Deswegen bin ich hier, wir müssen uns umziehen. In zwanzig Minuten werden die ersten Gäste erwartet. Kommst du mit?" Ich nickte Tom zu und folgte ihm durch den Saal Richtung Hinterausgang. Unsere Anzüge hingen immer noch im Transporter, schließlich sollten sie ja nicht verknittern.

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt