6. Alex - ein Date

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Dass er nicht der Typ für One-Night-Stands war, hatte ich mir schon fast gedachte. „Dann lass uns ausgehen!", schlug ich also stattdessen vor. „Ein Date?", kam es überrascht. Ungläubig starrte er mich an. Scheinbar war er der Auffassung, mich bereits vergrault zu haben. Darauf konnte er aber noch lange warten, so schnell gab ich nun wirklich nicht auf. „Jep, komm schon. Ich beiße auch nicht." Kurz überlegte ich und ruderte wieder zurück. „Na ja, für das nicht Beißen kann ich wirklich nicht garantieren. Aber was hast du schon zu verlieren?", dabei setzte ich mein bestes Verkaufslächeln auf.

Kurz schien es, als würde er sich die Sache durch den Kopf gehen lassen, bevor er mit ernster und versteinerter Miene: „Meine Unschuld!", hauchte.

Entsetzt sah ich ihn an. Das konnte doch nicht sein! Der Gute hatte bestimmt mein Alter, selbst wenn er Jünger war, die 25 hatte er dennoch überschritten. Der konnte doch nicht wirklich?! Doch, noch bevor meine Gedanken sich weiter überschlugen, fingen seine Mundwinkel an zu zucken. „Du hättest deinen Blick sehen sollen", kam es lachend von ihm. „Göttlich!"

Jetzt war ich aber erst recht baff, so einen Humor hatte ich dem Kleinen eindeutig nicht zugetraut. Ich durfte ihn eindeutig nicht unterschätzten, so setzte ich wieder mein charmantes Lächeln auf und sah ihm dabei tief in die Augen. „Was ist nun mit unserem Date? Oder zierst du dich wegen deines Freundes so?" Sein Lachen endete abrupt und er sah mich fragend an. „Welcher Freund?" Ich beugte mich über den Tisch und flüsterte ihm verschwörerisch zu. „Na dein Blondie in der Schürze dahinten, lässt uns nicht eine Sekunde aus den Augen."

„Das ist Tom, mein Kellner. Wir sind nicht zusammen", erklärte er, ohne sich umzusehen. Meine rechte Augenbraue schoss nach oben. „Weiß er das auch?"

Diesmal beugte sich Elias über den Tisch und sah mir tief in die Augen. Von seinem intensiven Blick gefangen, konnte ich nur fasziniert zurückstarren. Wieder war da ein Kribbeln in meinem Bauch. Der Junge war gefährlich.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Alexander Römer." Zwinkerte mir zu und erhob sich. Jetzt war ich es, der ihm verdattert und mit offenem Mund nach sah. Der ließ mich doch hier tatsächlich sitzen. Verdammt auch, diese Runde ging schon wieder an ihn. Auch wenn es an meinem Ego kratzte, musste ich trotzdem grinsen. Er hatte Biss, und das gefiel mir.

Ich gab ein Zeichen, und da Blondie mich weiterhin musterte, stieß er sich von der Theke ab und schlendert auf mich zu. Er sah wirklich heiß aus, und wäre ich nicht an seinem Chef interessiert, hätte ich diese Gelegenheit bestimmt nicht anbrennen lassen. Aber irgendwas sagte mir, dass so was beim lieben Elias bestimmt nicht gut ankommen würde. „Tom, nicht wahr?", fragte ich nach und erntete einen skeptischen Blick, dem ein knappes Nicken folgte. „Bringst du mir die Rechnung und eure Karte, ich muss deinen Chef ganz dringend noch wegen einer Bestellung kontaktieren."
Und um ihn ein bisschen zu ärgern, fügte ich kurzerhand: „Was glaubst du, wie lang es dauert, bis er mit mir ausgeht?", hinzu.

Scheinbar verfehlten meine Worte ihre Wirkung, denn dieser Tom grinste mich verdammt unverschämt an. „Ich tippe auf sehr, sehr lange, wenn überhaupt!", sprach er, wandte sich ab und rief mir über die Schultern: „Geht aufs Haus! Schönen Tag noch", zu, bevor auch er mich sitzen ließ. Was für verrückte Schwingungen herrschten denn hier bitte schön? Nun wurde ich zweimal in nur 5 Minuten abserviert. Und die Karte würde er mir wohl auch nicht mehr bringen.

Anna, schoss es mir durch den Kopf. Genau, ich musste nur bei ihr anrufen, die würde mir bestimmt sehr willig die Nummer ihres Bruders verraten, so wie sie ihn zu verschachern versuchte. Immer noch in Gedanken erhob ich mich und ging aus dem Café. Hier würde ich im Augenblick doch nichts mehr ausrichten können, schließlich wusste ich, wann man auf verlorenem Posten kämpfte.

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt