Elias - ein bisschen wie zu Hause ankommen

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Heut war Donnerstag, sechs endlos lange Tage, seit ich die Wohnung von Alex verlassen hatte. Sechs Nächte, in denen mich Albträume plagten. Scheinbar hatte ich in dieser Nacht mit Alex, endgültig einen Teil meiner Seele bei ihm gelassen. Zumindest fühlte ich mich so, als würde was fehlen. Er fehlte in meinem Leben ... Da konnte ich mir einreden, was ich wollte, ich liebte ihn.

Immer noch völlig in Gedanken versunken, spülte ich zum wiederholten Mal den Lappen aus und wischte über die Theke. Draußen war es bereits dunkel und riesige, flauschige Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Fasziniert ließ ich mich wieder von der Arbeit ablenken und beobachtete das Schneetreiben vor meinem Schaufenster. Lag ihm denn gar nichts an mir? Wieso nur ließ er mich immer wieder gehen?

Draußen schlenderten immer wieder Menschen am Schaufenster vorbei. Gegenüber stand eine Laterne, die regelmäßig flackerte. Ob die wohl je repariert werden würde? Automatisch ging mein Blick Richtung Laterne. Ein Kerl stand im Schein dieser und sah zu mir herüber. Man könnte fast meinen Alex stand da draußen. Frustriert schüttelte ich den Kopf und wischte mir mit der freien Hand über die Augen. Jetzt wurde ich auch noch paranoid. Es reichte nicht, dass ich unentwegt nur an ihn dachte, ich sah in auch schon in fremden Menschen. Ich sah wieder auf und wie magisch angezogen glitt mein Blick wieder zur Laterne. Der Mann stand da immer noch ... immerhin hatte ich mir wenigstens das nicht eingeredet. Dieses Mal sah ich ganz genau hin und tatsächlich, er ähnelte Alex immer noch. Ungläubig ließ ich den Lappen liegen und nährte mich der Tür vor mir. Der Kerl auf der Straße gegenüber starrte geradewegs zurück.

Das da draußen war tatsächlich Alexander Römer. Stand da einfach so im Licht der Laterne, von wunderschönen Schneeflocken umspielt und lächelte mir jetzt zu. Ein Ruck ging durch meinen Körper, Wut und Unglaube waren ein zu schöner Gefühlscocktail. Ich riss die Tür auf und Alex kam auf mich zu.

„Sag mal, bist du des Wahnsinns?", schrie ich ihn an. „Hatten wir denn nicht die Vereinbarung, dass du nicht mehr vor meinem Laden herumlungerst, sondern rein gehst, wenn du da bist?" Völlig aufgelöst, Gift und Galle spukend, deutete ich von ihm zu mir und wieder zurück. „Du kannst doch nicht einfach in dieser Kälte und dem Schnee stehen!"

„Elias... Ich liebe dich!"

„Ich meine schau dich an, du hast nicht mal eine Haube auf! Willst du krank werden?" Machte ich einfach in meinem Vortrag weiter. „Es kann doch nicht sein, das du ständig betrunken Blödsinn machst. Wie alt bist ..." Weiter kam ich nicht mehr, da packte er mich an den Schultern und schüttelte mich leicht. „Elias", fuhr er mich scharf an. „Hast du gehört, was ich gesagt habe?"
„Nein, was gibt es da auch zu hören!", pfefferte ich ihm entgegen. Mit betrunkenen Verrückten sollte man sich gar nicht erst Unterhalten."

Er ließ mich los, nur um einen Augenblick später mein Gesicht in seinen Händen zu halten. Der Versuch, mich abzuwenden, war zwecklos. „Elias ... hör ... mir ... bitte ... zu ...", jedes Wort betonend kam er immer näher, bis nur noch Zentimeter unsere Gesichter trennten. „Ich habe dir gerade gesagt, das ich dich liebe!"
„Ja, und ich habe dir gesagt, du sollst nicht immer so viel trinken.", erwiderte ich immer noch wütend.
„Verdammt Elias ... ich habe heute noch keinen Tropfen Alkohol gehabt. Ich komme gerade von der Beerdigung meiner Gran und ja, ich hätte mir die Kante geben können, aber nein, ich steige stattdessen ins Auto um zu dir zu fahren!"
„Ohh ...", entkam es mir. Der Arme! Ich wusste nicht, dass die Beerdigung heute stattgefunden hat. Aber woher sollte ich das auch wissen? Schnell faste ich mich wieder. „Dann bist du eben total durcheinander. Komm rein, ich mach dir erst mal einen Kaffee." Alex holte tief Luft, schloss die Augen und legte seine Stirn auf die meine. „Du machst mich wahnsinnig! Du schnallst einfach so in mein Leben und stellst es auf den Kopf ... ohne Erlaubnis!!! Du bist mein letzter Gedanke am Abend, mein Erster, wenn ich aufwache. Wenn einmal tatsächlich schlafe, dann bist da wieder du! Selbst wenn ich mit Anderen vögle, bist da immer noch du ... du ... du ... und jetzt steh ich da und sage zum ersten Mal in meinem Leben zu jemand anderem, als zu meiner Gran ‚Ich liebe dich!' Und du hältst mich für verrückt! Gut, dann bin ich eben verrückt ... aber verrückt nach DIR!"

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt