Und hinein ins Feuer

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»Ich hab so schrecklichen Hunger!«, klagte Bilbo, der neben Emilia in der brütenden Nachmittagshitze her trottete

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»Ich hab so schrecklichen Hunger!«, klagte Bilbo, der neben Emilia in der brütenden Nachmittagshitze her trottete. Sie konnte den Halbling verstehen, denn auch ihr knurrte der Magen, doch musste das Gefühl für einen Hobbit noch viel schlimmer sein!
»Ihr seid doch eine Hexe Emilia, könnt Ihr denn nicht einfach etwas herbei zaubern?«, hakte Ori neugierig nach, der zusammen mit Dori neben ihnen lief. Bedauernd schüttelte die Rothaarige den Kopf. »Auch meine Zauber haben Grenzen. Man kann damit nicht die Zeit rückgängig machen, keinen Reichtum vermehren, Tote nicht zum Leben erwecken, das Wetter nicht beeinflussen und eben auch keine Nahrung aus dem Nichts erscheinen lassen.«
»Irgendeinen Haken hat das ganze doch immer«, grummelte Glóin, der Emilias Aufzählung beiläufig mit angehört hatte. Er schien ihrer aber auch Gandalfs Zauberei immer noch nicht ganz so aufgeschlossen zu sein, wie die jüngeren Zwerge.
»Es gibt nichts zu machen. Wir müssen uns den Gürtel enger schnallen und weitergehen - oder wir werden zu Hackfleisch gemacht, und das dürfte in jedem Fall schlimmer sein, als selbst keines zu haben.«, ermahnte Gandalf die Gruppe.
Während sie marschierten, beobachtete Emilia den Hobbit, wie er sich nach allen Seiten umsah, in der Hoffnung etwas essbares zu finden. Leider standen die Brombeeren aber erst in ihrer Blüte und auch Nüsse waren zu dieser Jahreszeit natürlich nicht zu finden. Er knabberte ein wenig Sauerampfer, trank wie die Hexe aus einem kleinen Gebirgsbach, an dem sie kurz rasteten und aß drei wilde Erdbeeren, die er am Ufer fand. Sie stillten nicht mal annähernd seinen Hunger. Emilia hatte dankend abgelehnt, als er ihr aus Höflichkeit eine davon angeboten hatte. Wenn sie den fruchtigsüßen Geschmack auf ihrer Zunge spüren würde, wäre der Hunger danach womöglich nur noch schwerer zu ertragen. Sie sah, wie sehr er darunter litt und versuchte ihn durch ein Gespräch ein wenig abzulenken.

Den holprigen Pfad ließen sie bald hinter sich, ebenso so die Büsche und das hohe Gras zwischen den Felsbrocken, die von Hasen angefressenen Rasenflecken, den Thymian, den Salbei und den Majoran, bis sie plötzlich hoch oben an einem breiten, steil...

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Den holprigen Pfad ließen sie bald hinter sich, ebenso so die Büsche und das hohe Gras zwischen den Felsbrocken, die von Hasen angefressenen Rasenflecken, den Thymian, den Salbei und den Majoran, bis sie plötzlich hoch oben an einem breiten, steilen Hang zum stehen kamen. Er bestand aus losem Geröll, dem Überbleibsel eines Erdrutsches. Emilia tat sich beim Abstieg sichtlich schwer. Immer wieder rollten Kiesel und Schutt unter ihren Füßen hinweg und bald schon kamen krachend die größeren Steinbrocken hinterher, die andere Stücke mit sich rissen. Überall unter ihnen glitt und rollte es. So dauerte es nicht lange, bis auch der gesamte Hang in Bewegung geriet und die Gemeinschaft mehr rutschte als lief. Fiel jemand hin, rollte dieser ein Stück nach unten und riss dabei gleich noch jemanden anderen mit sich. Erst die Bäume am Rande eines Kieferwaldes, der von den tief unten gelegenen, dunklen Talwäldern bis zum Steilabfall hinauf reichte, retteten sie. Emilia fand halt an einem der Stämme und schwang sich, wie einige der anderen Zwerge, in die unteren Äste, während Bilbo und die anderen Schutz vor den großen Felsbrocken hinter den Bäumen suchten. Dass es immer Steine sein müssen, dachte sich Emilia, während sie sich grummelnd über den lädierten Arm rieb. Glücklicherweise nahm der Bergrutsch recht schnell ein Ende und die Gefahr war vorerst gebannt. Lediglich das schwache Krachen von einzelnen Steinen, die durch das Farnkraut über die Kiefernwurzeln rumpelten, war noch zu vernehmen. »Schön, das hat uns ein gutes Stück weiter gebracht«, stellte Gandalf belustigt fest und Emilia fragte sich ernsthaft, ob der alte Zauberer nicht zufällig mit Dumbledore verwandt war. Ihr Schulleiter schien nämlich eine ähnlich Gelassenheit an den Tag zu legen, wenn es um gefährliche Dinge innerhalb und außerhalb der Schlossmauern von Hogwarts ging. Sie dachte an den Verbotenen Wald oder den Korridor im dritten Stock, in dem, ein ganzes Schuljahr lang, ein riesiger, dreiköpfiger Hund gelebt hatte. Sogleich verwarf sie den Gedanken wieder. Das war doch unsinn!
»Und selbst wenn die Goblins hinter uns her sind, werden sie große Mühe haben diesen Abhang leise herunterzukommen!«
»Das nehm ich auch an«, stimmte Bombur der jungen Hexe brummend zu, die wieder vom Baum kletterte.
»Wir sollten weiter!«, drängte Thorin mit einem Blick in den Himmel. Die Sonne war schon längst hinter den Bergen verschwunden und der Horizont über den Wipfeln der tiefer stehenden Kiefern leuchtete nach und nach in verschiedenen gelb, rot und Rosatönen. So schnell es ihnen möglich war, liefen sie über einen schräg verlaufenden Pfad, die sanften Hänge des Kiefernwäldchens in Richtung Süden hinunter. Dabei führte sie der Weg über einen völlig lautlosen Teppich aus Kiefernnadeln und durch ein weitläufiges Meer aus Farnkraut, dessen hohen Wedel stehts über Bilbos Kopf ragten. Mittlerweile war die Dämmerung weit fortgeschritten und lag schwer über ihnen. Kein Geräusch war zu vernehmen, nicht einmal das leise säuseln der Blätter in den Baumkronen. Die Luft fühlte sich warm und drückend an. Seufzend zupfte Emilia ihre Kleidung und den Gürtel, an dem ihr Dolch hing, zurecht, da beides unangenehm an ihrer Haut klebte. Bilbo bat darum, dass sie hier rasteten und auch Emilia wollte kein Schritt mehr weiter gehen, doch Gandalf trieb die Gemeinschaft noch ein ganzes Stück weiter.
Erst als sie im Schein des Mondlichtes eine Lichtung erreichten, hielten sie an. Und obgleich sie nichts verdächtiges sehen konnte, machte sich in der Hexe sogleich ein ungutes Gefühl breit. Es war, als würden sie beobachtet werden. Auch die anderen Mitglieder der Gemeinschaft blickten nervös um sich. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht!
Dann plötzlich durchbrach ein markerschreckendes Heulen die Stille der Nacht. Kurz darauf wurde es von weiterem Geheul, ganz in der Nähe von ihnen beantwortet. Waren das etwa Wölfe?
»Das sind Warge!«, ertönte es auf einmal neben ihr und sie zuckte zusammen, als sie sah, wie Fíli neben sie trat. Er und sein Bruder hatten heute den ganzen Tag nicht ein Wort mit der Hexe gesprochen.
Emilia zog ihren Zauberstab und richtete ihn angespannt auf das dunkle Dickicht.
»Ich weiß wirklich nicht, wie mich diese Information beruhigen sollte, Fíli. Bist du dir sicher?«
Ihre Stimme klang Forscher, als eigentlich beabsichtigt. Doch sie schob es auf die Nervosität.
Ein tiefes Knurren und das Erscheinen einer großen wolfartigen Kreatur auf der Lichtung, beantwortete Emilias Frage jedoch ganz von selbst. Das war doch ein Witz! Erst entkamen sie nur knapp dem Goblinstollen und jetzt hatte sich ein Rudel wilder Warge spontan dazu entschlossen, die Reisegruppe auf ihren Speiseplan zu setzen. »Raus aus der Pfanne und rein ins Feuer!«
Besser konnte das Sprichwort aus dem Mund des Zwergenprinzens die Situation nicht beschreiben. »Auf die Bäume, schnell!«
Keiner der Anwesenden ließ sich dies ein zweites Mal sagen und sie rannten zu den hochgewachsen Bäumen am Rande der Lichtung. Emilia rettete sich zusammen mit Dwalin, Balin, Fíli und Kíli in die Kronen einer Lärche, die stark an einen Weihnachtsbaum erinnerte. Einen weitaus bequemeren Platz hatten Nori, Ori, Óin und Glóin in der Kiefer neben ihnen gefunden. Ihre Äste wuchsen in einem größeren Abstand zueinander, weshalb die Nadeln nicht ganz so unangenehm in das Gesicht und den Nacken picksten. Thorin, Gandalf, Bifur, Bofur und Bombur hingegen, fanden Schutz auf einer Fichte, die so dicht wuchs, dass man die kleine Gruppe darin kaum erkannte. Wäre die Situation nicht so verdammt ernst, hätte Emilia gelacht, als ihr Kopf die bärtigen Männer mit zu groß geratenen, ungelenkigen Eichhörnchen verglich.
»Der Meisterdieb! Wir haben unseren Meisterdieb schon wieder vergessen!«, rief Nori plötzlich und deutete zum Fuß des Baumes. »Bilbo!« Erschrocken stellte Emilia fest das er sich tatsächlich als einziger noch am Boden befand. Verzweifelt lief er um die Wurzeln herum, wie ein Kaninchen, das seinen Bau nicht fand. Für den Halbling waren selbst die niedrig stehenden Äste unerreichbar.
»Bilbo, pass auf!«, rief Dori, als einer der Warge zähnefletschend auf den Hobbit zutrabte. Geistesgegenwärtig zog er sein Schwert aus der Scheide, genau im selben Moment, als der riesige Wolf mit weit aufgerissenen Maul zum tödlichen Sprung ansetzte. Ein entsetzter Schrei entwich Emilia, während sie mitansah, wie das wilde Tier ihren Freund zu Boden riss. Sie schlug Fílis Hand weg, der versuchte, sie am hinab klettern zu hindern. Sie musste Bilbo helfen! Aber noch bevor sie die unteren Äste der Lärche erreichen konnte, sah sie, wie der Halbling unter dem Körper des Warges hervorkroch, der verdächtig ruhig auf dem Boden lag. Aus dessem Kopf ragte das Schwert, welches er eben noch in der Hand gehalten hatte. Etwas verstört blickte der Hobbit auf den Kadaver und erwachte erst aus seiner Starre, als Dori, der mittlerweile vom Baum geklettert war, seinen Namen rief. Mit der Hilfe des Zwerges zog er die Klinge aus dem Schädel. Anschließend bedeutete Dori ihm auf seine Schultern zu klettern, wodurch auch endlich der Halbling das Geäst erreichte. Für die Warge, die durch den Tot ihres Rudelmitgliedes für einen Augenblick aus dem Konzept gebracht wirkten, war dies nun eine willkommene Einladung. Doch selbst, als sie auf die Bäume zu rannten, blieb der Zwerg so lange stehen, bis Bilbo sicher oben angekommen war, nur um sich selbst dann im letzten Moment hinaufzuziehen. Kleffend und Knurrend sprangen sie an den Stämmen hoch, schnappten nach der Gemeinschaft. Emilia krallte sich noch ein wenig fester in die Rinde und war froh, das Warge offensichtlich nicht die Fähigkeit zum klettern besaßen. Mit diesem Gedanken wiegte sie sich erst einmal in Sicherheit. Dass sie damit absolut falsch lag, merkte sie spätestens, als ein schneeweißer Warg über die Hügelkuppe trat, auf ihm ein ebenso bleicher Ork sitzend. Sogleich verstummte die Wargmeute unter ihnen und blickte abwartend und erwartungsvoll zu dem Neuankömmling, der von weiteren Orks auf ihren Reittieren flankiert wurde. Bereit jeglichen Befehl entgegen zu nehmen. »Azog!« Thorins Stimme klang ungläubig. Er schien nicht mit dem Auftreten des fremden gerechnet zu haben. Die Hexe glaubte sich wage an den Namen erinnern zu können, als er vor einigen Monaten in einer Erzählung der Zwerge gefallen war. Balin hatte ihn damals als 'der Schänder' bezeichnet.
Er blickte selbstgefällig auf das Geschehen vor ihm. Sein von Narben übersäter Körper wirkte im kalten Mondlicht geradezu gespenstisch und auch die fehlende Hand trug zu seinem furchteinflößenden Auftreten bei. Dann begann er in einer Sprache zu sprechen, die Emilia einen eisigen Schauer über den Rücken jagte und ihr die Haare zu Berge stehen ließ. Doch nicht die tiefen, harten Zischlaute bereiteten ihr Unbehagen, nein. Es war die Tatsache, dass ihr die Sprache so vertraut vorkam, als habe sie diese schon einmal vernommen. Und zu allem Übel war ihr auch die Bedeutung des gesagten bewusst.
»Riecht ihr das? Den Geruch der Angst?« Sein Blick fixierte den dunklen Zwergenprinzen, die Lippen zu einem spöttischen Grinsen verzogen. »Ich erinnere mich, dein Vater stank danach, Thorin, Sohn des Thráin.«
Thorin schien es noch immer nicht fassen zu können, dass sein Totgesagter Feind nun mehr als lebendig vor ihm stand. »Der da gehört mir, tötet die anderen!«, befahl der weiße Ork in seiner grausamen Sprache, während er mit seiner Keule auf ihn zeigte. Sogleich stürzten sich die Warge wieder auf die Bäume, die der Gemeinschaft als Zufluchtsort dienten. Dieses Mal jedoch viel energischer und aggressiver als zuvor. Sie warfen sich gegen die Stämme, stürzten sich in die unteren Äste und ließen mit ihren gewaltigen Körpern die Nadelbäume erzittern. Emilias Finger krallten sich noch fester in die Rinde, sodass es bald zu schmerzen begann, doch die Angst herunterzufallen, inmitten der blutrünstigen Monster, war zu groß.
»Bofur, fangt!«
Emilia sah zu Gandalf hinüber, in seiner Hand ein brennender Tannenzapfen, den er zu dem Zwerg auf dem Ast unter sich fallen ließ. Dieser fing die Frucht geschickt auf und warf sie vor die Füße eines der Warge. Sogleich fing der trockene Waldboden Feuer und ließ einige Angreifer zurückschrecken. Natürlich! Warum war sie denn nicht selbst darauf gekommen, ihre Magie zu nutzen? Sie war doch schließlich eine Hexe!
»Schnell, pflückt ein paar Zapfen!«, forderte Emilia die Zwerge über und unter ihr auf, während sie selbst eines der Gewächse mit der Hilfe ihres Zauberstabs und einem gemurmelten Incendio entflammen ließ.
Es dauerte nicht lange und bald flogen ein Dutzend Lärchen-, Kiefer- und Fichtenzapfen durch die Luft, auf das Rudel unter ihnen nieder. Einer traf einen Warg an der Nase, woraufhin dieser jaulend in die Luft sprang und wild im Kreis zu rennen begann. Dabei biss und schnappte er nach allem, was ihm in die Quere geriet, somit auch seine eigenen Rudelmitglieder. Einer anderen Kreatur hatten sich die aufgestobenen Funken in das dichte Fell gefressen und es in Brand gesteckt. Überall auf der Lichtung sah man in Raserei verfallene und auf dem Boden wälzende Warge. Die Gemeinschaft jubelte triumphierend.
Doch die Orks, die sich im Gegensatz zu den Wölfen nicht vor den Flammen fürchteten, ließ diese Aktion kalt. Lachend und grunzend trieb ein Teil die Warge zusammen, während andere Farn und Brennholz unter den belagerten Bäumen stapelten. Sie begannen die Brände durch gezieltes trampeln und ausstampfen der Herde auf die Baumgruppe umzuleiten und speisten das Feuer mit Laub und kleinen Ästen. Bald schon erreichte es züngelnd die Scheiterhaufen, die durch das trockene Material sogleich zu brennen begannen. So war das absolut nicht gedacht!
Nicht lange und Emilia spürte bereits die aufsteigende Hitze. Ihre Augen brannten durch den beißenden Rauch und ein fieses Kratzen störte sie beim Atmen. Ihr gesprochenes »Aguamenti«, um das Feuer mit Wasser aus ihrem Zauberstab zu löschen, wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. Bald schon begann das Holz, welches sicherlich wochenlang kein Wasser gesehen haben musste und deshalb einen wunderbaren Nährboden für die züngelnden Flammen abgab, bedrohlich zu knacken. Ein entsetzter Aufschrei entwich Emilia, als der Baum unter ihnen plötzlich wie ein Streichholz einknickte und die Krone in Richtung Boden krachte. »Springt!«, brüllte Dwalin. Die Hexe dachte nicht lange nach und warf sich in die Äste der Kiefer, als ihr eigener Baum diese streifte. Schmerzhaft machte ihre Brustkorb Bekanntschaft mit dem Holz und sie glaubte Sternchen zu sehen, als ihr für einen Moment die Luft ausblieb. Und auch die anderen Zwerge, wählten den selben Weg. Doch ehe sie sich versahen, brach auch der Stamm dieses Baumes unter dem zusätzlichen Gewicht und krachte geradewegs in den nächsten. Wie Dominosteine rissen sich die Nadelgewächse unter den Schreien der Gemeinschaft gegenseitig zu Boden oder über den Rand der Klippe hinweg.

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