Heimweh

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Der nächste Tag war bereits weit fortgeschritten, als Emilia in Begleitung von Nemiriél die vielen Treppen bis zum größten Gebäude Bruchtals erklomm, welches in ihr die Erinnerung an einen gigantischen Palast erweckte

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Der nächste Tag war bereits weit fortgeschritten, als Emilia in Begleitung von Nemiriél die vielen Treppen bis zum größten Gebäude Bruchtals erklomm, welches in ihr die Erinnerung an einen gigantischen Palast erweckte. Sie war sehr froh der Heilerschülerin Finíons begegnet zu sein, da sie ohne ihre Hilfe wahrscheinlich niemals den Weg zu Elronds Arbeitszimmer gefunden hätte.
Die Elbin führte Emilia durch einige lange Gänge, bis sie vor einem breiten Torbogen stehen blieben. Dass es in Bruchtal kaum Türen gab, war Emilia bereits aufgefallen, doch dass dies auch innerhalb des Haupthauses der Fall war, wunderte sie.
Mit einem Lächeln verabschiedete sich Emilia von Nemiriél und betrat den Raum, in dem Herr Elrond auf sie wartete. Der dunkelhaarige Elb, auf dessen Haupt erneut eine silberne Tiara lag, blickte von seinem Schreibtisch auf und begrüßte sie mit einem freundlichen, aber doch ernsten Blick.
»Seid gegrüßt Emilia« Seine Stimme war tief und weit entschiedener als die Stimmen der restlichen Elben der Stadt. Aus seinem Gesicht sprach Jahrhunderte alte Weisheit, auch wenn er nicht sonderlich alt wirkte. Sogleich kam in ihr die Neugier auf und Emilia fragte sich, wie alt er wohl sein mochte. Doch diese Frage laut zu stellen erschien ihr dann doch etwas unangemessen, weshalb sie sie schnell wieder verwarf.
»Ich hoffe, die Gastfreundschaft meines Hauses sagt Euch zu«
»Ich bin wirklich sehr dankbar«, meinte Emilia und strich instinktiv über den weichen Stoff ihres Kleides, welches farblich einem goldbraunen Herbstblatt ähnelte. Sie hatte es am Morgen von einer Elbin erhalten, die ihr sowohl eine Waschschüssel und eine Karaffe mit frischen Wasser gebracht, als auch ihr Bett gemacht hatte. Nur ihren Namen hatte die junge Hexe jedoch nicht erfahren können, da die Elbin kein Wort der Allgemeinen Sprache zu beherrschen schien und Emilia deshalb nicht verstanden hatte. »Man begegnete mir bisher nur mit Freundlichkeit«
»Dies erfreut mich zu hören. Meine Söhne erzählten mir von Eurem Kampf mit den Orks und deren Reittieren unweit des verborgenen Passes, doch trugt Ihr keine Waffen bei Euch und dennoch hieltet Ihr diese Kreaturen auf völlig unbekanntem Wege von Euch fern«
Elrond hob eine Augenbraue, trat um den Schreibtisch herum und näherte sich Emilia. »Auf magischem Wege«
»Solch unbekannte Wege sind das nicht, auch unter Euch gibt es Zauberer, die Magie anwenden, soviel ich hörte«, entgegnete sie und war augenscheinlich darauf bedacht, die gehobene Sprache ihres Gegenübers beizubehalten, was der jungen Frau immer noch zunehmend Schwierigkeiten bereitete.
»Das ist richtig, nur handelt es sich dabei um Zauberer in begrenzter Zahl, die schon seit Anbeginn der Zeit unter uns weilen. Gandalf, auf den Ihr vermutlich verweist, ist einer davon. Nie gab es in Mittelerde andere Zauberer« Elronds Stimme spiegelte seine Verwunderung und seine inneren Fragen wider. »Ihr aber seid jung, mächtig und allzu menschlich«
»Das liegt daran, dass ich ein Mensch bin«, erklärte Emilia vorsichtig. »In meiner Heimat ist es lediglich so, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung mit magischen Fähigkeiten geboren wird«
»Das ist wahrlich interessant!«
Herrn Elronds Blick verriet, dass er in Gedanken schwebte. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, trat der Fürst Bruchtals wieder an seinen Schreibtisch und winkte Emilia zu sich heran. Dabei deutete er auf eine Karte, die auf schwerem Pergament aufgemalt wurde.
»Ihr sagtet meinen Söhnen, ihr kämet von England, einer Insel auf dem Meer«
Augenblicklich ließ sie den Blick darüber schweifen und verglich die Abbildung im Kopf mit einer Karte der Erde, musste aber zu ihrem Entsetzen feststellen, dass keine der Kontinente Ähnlichkeiten mit dieser Karte aufwiesen. Wo war sie also?
Elrond fuhr indes über das Pergament und verweilte dann auf einem kleinen Punkt im Westen des unbekannten Kontinents namens Mittelerde. »Hier liegt Bruchtal«
Sein Finger wanderte weiter westlich an einen Punkt, der mit Bree beschriftet war, an vielen gezeichneten Wäldern vorbei und hielt schließlich im Auenland. »Unweit des Landes der Halblinge traft ihr auf Gandalf und Bilbo Beutlin, sowie die Gemeinschaft um Thorin Eichenschild« Dann tippte er ganz in den Westen auf die Küste. »Und hier liegt das Meer«
Emilias Blick huschte über die wenigen Inseln, die eingezeichnet waren. Da war einmal Himling im Nordwesten und eine einzige weitere Insel tief im Südwesten mit dem Namen Tolfalas. Und keine von ihnen ähnelte auch nur im Geringsten Großbritannien. Das durfte nicht wahr sein!
»Meine Heimat ist hier nicht zu finden«, hauchte Emilia und sah nun verzweifelt zu Herrn Elrond auf. Jetzt, da ihre Vermutungen bewahrheitet wurden, war ihr erst wirklich bewusst geworden, in welch aussichtsloser Lage sie eigentlich steckte.
»Tatsächlich findet sich auf unserer Karte kein Land mit Eurem genannten Namen und von Himling und Tolfalas wissen wir, dass es dort auch keine Menschen mit magischen Fähigkeiten gibt. Lediglich weit, weit im Westen findet sich Valinor, das Land unserer Vorväter« Elrond richtete sich auf und blickte Emilia in die Augen. Unsicher, was sie nun tun sollte, strich sie ihre Haare beiseite und öffnete im Nacken den Verschluss der Kette, die um ihren Hals hing. Die Schlaflosigkeit hatte sie viel zum Grübeln gebracht und Emilia einige Thesen und Theorien aufstellen lassen, die Erklärungen für ihre Lage beinhielten. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich vermute, dieses Schmuckstück trägt große Schuld an meiner momentanen Situation ... Sie war ein Geschenk meines Bruders.« Behutsam legte sie den blattförmigen Anhänger auf den Schreibtisch, woraufhin Herr Elrond ihn interessiert musterte. Die Hexe sprach die Überlegung aus, die für sie im Moment am logischten klang. »In meiner Heimat gibt es die Möglichkeit, tragbare Gegenstände mit einem Zauber zu belegen, der zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgelöst wird und eine oder gar mehrere Personen an einen zuvor bestimmtes Ziel bringt. Allerdings muss der Hersteller des sogenannten Portschlüssels zuvor bereits an diesem Ort gewesen sein ...«
Neugierig sah Emilia zu, wie Elrond den Anhänger ihrer Kette in die Höhe gegen das, durch die Fenster einfallende Sonnenlicht hielt und in kleinen Bewegungen wendete, um dabei das Lichtspiel des grünen Steins zu beobachten. Dabei schien er etwas bemerkt zu haben, da er für einen Augenblick verharrte und konzentriert auf dessen Rückseite blickte. »Isilmë ilcalassë, isilmë pícalassë, isilmë lantalassë, ve loicolícuma - im schimmernden Mondlicht, im schwindenden Mondlicht, im fallenden Mondlicht, ein Totenlicht«, meinte der Herr Bruchtals ruhig und gab Emilia die Halskette zurück, wobei er auf eine filigrane runenartige Gravur deutete, die der jungen Frau bisher noch gar nicht aufgefallen war.
»Das ist fragwürdig, denn woher auch immer Ihr kommen mögt, Emilia, die Machart dieses Schmuckstückes deutet augenscheinlich darauf hin, aus der elbischen Handwerkskunst entsprungen zu sein. Und auch diese Inschrift, die Ihr hier seht, wurde in Quenya, der Sprache der Hochelben verfasst«

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