Sicht Julian
Vorsichtig streiche ich mit meinen Daumen seine Tränen weg und verteile sanfte Küsse auf seinem Gesicht. Es ist jedes mal das selbe. Wir schauen einen Film bei dem er weinen muss, während er sich an mich kuschelt und ich ihn wieder beruhige. Doch mich störte das auf keinen Fall. Ich fand es schön so, wie es ist. Mittlerweile lagen aber seine Lippen wieder auf meinen. Dieser Kuss war jedoch nicht so fordernd wie vorhin. Er war vorsichtig, sanft und mit viel Liebe verbunden. Unsere Lippen bewegten sich langsam im Einklang.
„Ich bin so froh, dass du hier bist." Hauchte er an meine Lippen. Zur Antwort küsste ich ihn nur noch einmal liebevoller. Ich habe ihn so unglaublich sehr vermisst. So sehr, dass ich gar nicht will, dass dieser Moment endet.
„Hab ich dir schon einmal gesagt, wie wertvoll du für mich bist? Du bist das wichtigste in meinem Leben und das wird sich niemals ändern. Ich liebe dich Julian." Sprach er ziemlich ernst. Jetzt fange ich gleich an zu heulen. Seine Worte berührten mich so unfassbar.
„Ich liebe dich auch von ganzem Herzen. Nichts wird mir jemals so viel bedeuten, wie du." Gab ich zurück, worauf er mich liebevoll anlächelte und sich wieder an meine Brust kuschelte, während ich mit meiner Hand durch seine Locken fuhr.
Eine ganze Weile lagen wir so da und genossen diese Nähe zueinander. Wir mussten nicht viel sagen, da wir einfach diese Liebe und Zuneigung des anderen brauchten. Und genau jetzt, in diesem Moment, fühlte ich mich rundum wohl.
Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt, dass ich auch auf Männer stehe und mit Kai zusammen komme, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt und in die Psychiatrie geschickt. Doch jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass ich ihn meinen Freund nennen darf. Vielleicht wird er ja sogar irgendwann mein Ehemann und der Vater meiner Kinder. Das wünsche ich mir so sehr, aber das hat noch Zeit. Wir sind jung und haben noch alle Zeit der Welt. Irgendetwas in mir sagt, ich würde für immer mit ihm zusammen bleiben. Er ist der Richtige, das spüre ich. Aber vielleicht ist es nach einem Jahr noch zu früh, um das festzustellen. Dennoch bin ich mir sicher, wir würden gemeinsam alles überstehen können. Jeden Stein der uns in den Weg gelegt wird, jedes Hindernis können wir überwinden. Gemeinsam, da bin ich mir sicher.
Ich war so tief in meinen Gedanken, dass ich gar nicht mitbekam, wie mein Freund mit mir redete, bis er mit seiner Hand vor meinen Augen herum wedelte. Kurz erschrak ich.
„Erde an Julian, hörst du mich?" Lachte er, worauf ich ihn nur verwirrt ansah.
„Ja, was?" Fragte ich komplett durcheinander, was ihn noch mehr zum Lachen brachte.
„Gott bist du niedlich." Sprach er, legte seine Hand an meine Wange und gab mir einen kurzen Kuss, bevor er weitersprach. „Ich hab gefragt, ob wir etwas essen wollen? Ich hab Hunger und noch nichts gegessen heute." Sofort schalteten sich alle Alarmglocken bei mir an. Er hatte noch nichts gegessen.
„Wieso hast du denn nichts gegessen? Es ist mittlerweile 13 Uhr. Du musst essen Havy. Wir werden sofort etwas essen." Befahl ich ihm, worauf er mich entgeistert anblickte.
„Chill mal, ich hab es einfach noch nicht geschafft, da ich meinen wundervollen Freund vom Flughafen abholen musste und seitdem wir hier sind noch nicht wieder vom Sofa aufgestanden bin. Beruhig dich, alles ist gut. Mir geht es gut. Ich esse schon lange wieder normal, das weißt du. Die Therapie hat gut geholfen, so wie du." Beruhigte er mich, woraufhin mir ein Stein vom Herzen fiel.
Nach seinem Selbstmordversuch vor einem Jahr hat er sich auf meinen Wunsch hin Hilfe gesucht. Er ist zu einem Therapeuten und einem Psychologen gegangen um mit seinen Depressionen, Essstörungen und Panikattacken umzugehen. Seitdem hat er sich wirklich gut im Griff, doch ich habe immer wieder Angst, dass er rückfällig wird. Das darf einfach nicht passieren. Ihm soll es nicht schlecht gehen. Ich kann ihn nicht verlieren, nicht noch einmal.
„Du weißt ganz genau wie viele Sorgen ich mir immer um dich mache Havy. Aber mich freut es, dass es dir gut geht. Lass uns essen, ich bekomm langsam auch Hunger." Erwiderte ich, woraufhin Kai aufstand und in die Küche lief. Sofort folgte ich ihm und schlang meine Arme von hinten um seinen Körper, während wir gemeinsam in den Kühlschrank blickten.
„Also, entweder wir bestellen, verhungern oder wir gehen einkaufen." Stellte er mich vor die Wahl. Ich hatte eigentlich keine Lust mehr, mich heute noch irgendwo hinzubewegen, doch wir können nicht immer bestellen. Wir bestellen so gut wie jedes mal und diese Woche wird es bestimmt auch nochmal so sein. Aber nicht heute. Nein, wir müssten auch mal lernen zu kochen.
„Okay, zieh dich an, wir gehen einkaufen." Sprach ich, worauf Kai mich gespielt beleidigt ansah. Er hatte wohl genauso wenig Lust darauf, wie ich. Aber es nützt nichts. Wir können uns nicht immer nur von Burgern, Sushi und Pizza ernähren.
„Ich hab auch keine Lust darauf, aber wir müssen. Schon allein wegen dem Frühstück für morgen und dem Rest der Woche. Ich verspreche dir auch, ich koche. Was auch immer du willst werde ich dir kochen und du musst nichts machen." Schlug ich vor, worauf er kurz überlegte, schließlich aber lächelte und zustimmte.
„Abgemacht."
Also zogen wir unsere Schuhe und Jacken an und liefen gemeinsam zum Auto. Von jetzt an würde es wieder schwer werden. Ich dürfte Kai nicht mehr anfassen, küssen oder verliebt ansehen. Das letzte fällt mir meistens am schwierigsten, da ich mich immer wieder dabei erwische, wie ich ihn anstarre. Er lacht daraufhin immer nur, während ich rot anlaufe wie eine Tomate.
Die ganze Fahrt über lag Kais Hand auf meinem Oberschenkel und ich sah ihn einfach nur an. Wie kann ein Mensch denn sogar beim Autofahren so gut aussehen? Seine Locken lagen perfekt, sein Gesicht war wunderschön und dieser konzentrierte Blick, welchen er auf die Straße richtete, macht mich verrückt. Ganz ruhig Julian, Kai fährt nur Auto. Er macht ja nicht einmal irgendetwas spannendes, er fährt nur. Beruhig dich Julian, sonst wird das hier gleich sehr peinlich. Doch egal was Kai jemals tat, es brachte mich um den Verstand.
Heyy, hier ein neues Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Das wird wahrscheinlich auch das Einzige für heute bleiben, da ich später noch etwas zu tun habe und morgen bin ich wahrscheinlich erst ziemlich spät zuhause, deshalb weiß ich nicht, wie es da ablaufen wird. Tut mir schonmal leid. Wie immer könnt ihr gern eure Meinungen zu dem Kapitel in die Kommentare schreiben, würde mich freuen :)
-M <3
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Can we still go through it together?
FanfictionFortsetzung von ,,We can go through it, together!" Idee von @leoniwq