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Sicht Julian

Auf dem Sofa im Wohnzimmer liegend, wartete ich darauf, dass Kai nach Hause kam. Mittlerweile war es schon 3 Uhr nachts. Kai wollte schon längst wieder hier sein. Was ist, wenn ihm irgendetwas zugestoßen ist? Ich hatte ein ganz mieses Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendetwas sagte mir, irgendetwas ist passiert. Fuck, wieso habe ich ihm auch gesagt, dass er gehen soll?

Ich nehme mein Handy und versuche ihn anzurufen, doch er geht nicht ran. Scheiße. Vielleicht ja Timo. Dieser nahm tatsächlich schnell ab.

T: „Hallo?" Lallte er. Er hat wohl schon ziemlich viel getrunken heute.

J: „Timo, wo ist Kai? Geht es ihm gut?" Fragte ich panisch.
T: „Ich dachte, der ist schon wieder zuhause, nachdem wir Mase gratuliert haben, habe ich ihn nicht mehr gesehen." Erklärte er mir. Scheiße. Was mache ich denn jetzt?

J: „Fuck. Seid ihr noch im Club?" Ich bekam angst um ihn. Was, wenn er einen Unfall hatte? Oder sich verlaufen hat? Oder jemand ihm etwas angetan hat?
T: „Nein, wir sind schon wieder zuhause. Soll ich nochmal losfahren?" Lallte er noch immer. Er würde heute sicher nirgends mehr hinfahren.
J: "Timo du bist betrunken. Schick mir einfach die Adresse." Bat ich ihn.

Ohne noch etwas zu sagen, legte ich auf, zog meine Schuhe an, nahm den Ersatzschlüssel und stieg in Kais zweites Auto. Timo hatte mir glücklicherweise die Adresse geschickt, weshalb ich jetzt auf dem Weg zum Club war, in der Hoffnung, Kai geht es gut. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihm etwas passiert ist.

Eine viertel Stunde später kam ich dort an und nach einem kleinen Bestechungsversuch für den Bodyguard, wurde ich auch hereingelassen. Ich durchsuchte die komplette Tanzfläche, die Bar, den Außenbereich. Nichts. Nirgends konnte ich meinen Freund finden. Mir blieb nur noch ein einziger Ort. Die Toiletten. Schnellen Schrittes lief ich ins Badezimmer, während mein Herz immer schneller schlug. Bitte, ich muss ihn finden.

Ich öffnete also die Tür und zu meinem überraschen, war die Toilette leer. Dachte ich zumindest. Plötzlich hörte ich Geräusche aus einer der Kabinen. Nein, bitte nicht. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Langsam trat ich näher an die Kabine, welche nicht einmal verschlossen war. Die Geräusche, welche einem Stöhnen ähnelten, wurden immer lauter. Ich will diese Tür nicht öffnen. Ich kann es nicht. Doch ich musste es. Ich drückte also die Türklinke nach unten und öffnete die Tür. Meine schlimmste Befürchtung wurde tatsächlich wahr.

„Du Arschloch" flüsterte ich, mit Tränen in den Augen. Ich hatte Kai dabei erwischt, wie er auf einer ekelhaften Clubtoilette irgendeine braunhaarige Frau vögelte. Meine Welt zersprang in tausend Teile.

„Jule, ich-" sprach er, doch ich rannte weg. Ich konnte mir das hier nicht länger mit ansehen. Gerade wollte ich das Badezimmer verlassen, als Kai nach meiner Hand griff. Schnell zog ich sie wieder weg und drehte mich zu ihm.

„Du bist ein verdammtes Arschloch. Ich dachte du liebst mich. Da komm ich einmal nicht mit in den Club und schon betrügst du mich? Ich hatte solche Angst um dich, dass dir irgendetwas passiert ist, weil du nicht nach Hause gekommen bist. Ich hab mir Sorgen gemacht, und du? Du steckst bei der ersten Gelegenheit deinen Schwanz in eine andere? Wie oft hast du mich bitte schon betrogen? Weißt du wie ekelhaft das ist? Hast du nicht immer gesagt, ich wäre die Liebe deines Lebens? Du bist ein verdammter Lügner. Ein elendiger, verdammter Lügner." Schrie ich ihn an und weinte immer mehr.

„Jule bitte, lass mich das erklären." Redete er weiter und begann auch zu weinen. Er trat auf mich zu und wollte seine Hand auf meinen Arm legen, doch ich schlug sie weg.

„Wag es nicht, mich auch nur noch einmal anzufassen. Ich schwöre dir, wenn du mich nur noch einmal mit deinem kleinen Finger berührst, hack ich dir deine Hände und deinen Schwanz ab. Du bist so ekelhaft Kai. Hat es sich wenigstens gelohnt? Hat es sich verdammt nochmal gelohnt, diese Schlampe zu ficken?" Brüllt ich ihn weiter an. Ich wollte gar keine Antwort auf diese Fragen. Die Wut welche ich auf ihn hatte, vergrößerte sich immer mehr. Wut und Enttäuschung, das fühlte ich gerade.

„Jule, bitte. Du musst mir glauben, ich liebe di-" fing er an, doch ich unterbrach ihn.

„Untersteh dich. Sag mir nie wieder, du würdest mich lieben. Nie wieder. Und nenn mich verdammt nochmal nicht Jule. Rede am besten nie wieder mit mir. Ich hasse dich. Ich hasse dich so sehr. Wie konntest du mir das antun? Ich wollte mein Leben mit dir verbringen. Ich hab von einer Zukunft mit dir geträumt. Ich wollte, dass du der Vater meiner Kinder wirst. Weißt du wie sehr das wehtut? Ich hab dich geliebt, wie noch niemanden zuvor und du ziehst so eine Scheiße ab? Sind dir meine Gefühle so egal? Bin ich dir so scheißegal? Ich hab dich mehr geliebt, als alles andere auf dieser beschissenen Welt und dachte, dir geht es genauso. Doch da lag ich falsch. Dir liegt nichts an mir. Und das schlimmste ist, ich liebe dich immer noch. Du bist widerlich. Ich hoffe es hat sich gelohnt. Ich will dich nie wieder sehen Kai, nie wieder. Viel Spaß euch noch. Du kannst sie jetzt auch mit zu dir nehmen, in deinem Bett vögelt es sich bestimmt besser, als in einer ekelhaften Toilettenkabine." Das waren meine letzten Worte, bevor ich einfach verschwand. Ich stieg zurück ins Auto und fuhr damit zu Kais Wohnung. Meine Tränen flossen immer weiter und ich schluchzte immer mehr. Es war ein Wunder, dass ich es unbeschadet zu seiner Wohnung geschafft habe. Dort packte ich nur schnell meine Sachen und verschwand wieder. Ich nahm mir für die Nacht irgendein billiges Hotel. Ich konnte keine Sekunde länger dort bleiben. Bei ihm. Nie hätte ich geglaubt, dass er mir sowas antun könnte.

Im Hotel angekommen schmiss ich mich auf das große Bett und schrie in mein Kissen. Ich schrie so lange, dass mein Hals schon brannte. Aufhören zu weinen konnte ich noch immer nicht. Ich fühlte mich so ekelhaft, verraten und benutzt. Ich hätte ihm so etwas niemals zugetraut. Doch wie es aussieht, kann man sich sogar in den Menschen täuschen, von denen man glaubt, sie am besten zu kennen.


Also auf die Gefahr hin, dass ihr mich hasst, hier das neue Kapitel. Die Frage ob es euch gefallen hat, wird sich sicherlich erübrigen. Ich hoffe euch geht es trotzdem gut und ich lese wie immer gern eure Meinungen in den Kommentaren :)

-M <3

Can we still go through it together?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt