Sicht Jule
Langsam erwachte ich aus meinem Traum und fühlte mich direkt komisch. Dieses Gefühl bestärkte sich, als ich bemerkte, dass ich auf der Brust von Marius lag, welcher schon wach war und mich anlächelte. Schnell setzte ich mich auf. Fuck. Wir haben gestern wirklich miteinander geschlafen. Ich habe mit Marius geschlafen, obwohl mein Herz noch immer Kai gehört. Scheiße, wie dumm bin ich eigentlich?
„Hey" sprach er leise und fuhr mit seiner Hand über meinen Rücken. Nein, nein, nein. Das kann doch alles nicht wahr sein.
„Hey" sprach auch ich etwas ernster. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
Marius setzte sich langsam auf, sah mich an und nahm meine Hand in seine, welche ich ihm jedoch direkt wieder entzog.
„I-ich. Ich muss duschen." Sagte ich, bevor ich schnell vom Bett aufstand, mir eine Unterhose anzog, frische Sachen und mein Handy nahm und damit ins Badezimmer lief.
Was habe ich nur getan? Ich bin so ein Vollidiot. Ich habe mit Marius geschlafen und so wie es aussieht, hat er ernsthaft gedacht, er hätte Chancen bei mir. Ich habe ihm zu unrecht Hoffnungen gemacht. Fuck, das wird unsere Freundschaft ruinieren. Ich will nichts von ihm. Ich war gestern einfach nur wirklich voll und brauchte Ablenkung.
Während ich weiter über letzte Nacht nachdachte, stieg ich unter die Dusche und ließ das heiße Wasser meinen Körper hinunterlaufen. Mein kompletter Oberkörper war mit Knutschflecken versehen. Ich ekelte mich vor mir selbst. Ich habe Marius ausgenutzt, ihn als Lückenfüller betrachtet. Ich hätte ihn nie küssen dürfen und vor allem nicht mit ihm schlafen sollen. Doch in diesem Moment fühlte ich mich einfach so leer und allein. Ich weiß selbst, wie ungerecht es ihm gegenüber war.
Nach einer langen heißen Dusche ließ ich mir noch extra viel Zeit beim anziehen, Zähne putze und Haare machen. Ich kann Marius nicht mehr in die Augen sehen. Was sollte ich sagen?
Doch bevor ich weiter nachdenken konnte, wurden meine Gedanken durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Noch nie war ich so froh, dass mein Bruder mich anrief. Schnell hob ich ab.
Ju: „Jannis, du glaubst gar nicht wie froh ich bin, dass du anrufst" begrüßte ich ihn erleichtert.
Ja: „Jule wie dumm bist du eigentlich? Soll ich jetzt sofort nach Dortmund gefahren kommen und dir in den Arsch treten? Willst du mich eigentlich verarschen?" Rief er aufgebracht.
Ju: „Was zur Hölle redest du denn da? Ich hab dir doch noch gar nicht erzählt, was passiert ist." Redete ich verwirrt.
Ja: „Jule ich weiß ja, dass du wirklich extrem stur bist. Aber das hat nichts mehr mit stur sein zutun, das ist einfach nur extrem dumm. Ich verstehe, dass du verletzt bist, aber wie kannst du das sagen, nachdem du die Wahrheit kennst?" Schimpfte er immer weiter.
Ju: „Junge welche Wahrheit? Kannst du mal Klartext reden? Ich bin gerade erst aufgewacht." Versuchte ich meinen Bruder zu beruhigen.
Ja: „Dafür, dass du gerade erst aufgewacht bist, hast du mir aber vor zwei Stunden eine echt dumme Nachricht geschrieben. Junge was soll das? Ich dachte du liebst ihn?Bist du eigentlich dumm oder so? Du kannst ihm das doch nicht übel nehmen, nachdem ihm dasselbe wie dir angetan wurde. Er hat das verdammt nochmal für dich gemacht und für Jascha. Sei dankbar dafür, sonst hättest du jetzt noch viel größere Probleme." Ich verstand wirklich nicht, was er von mir wollte.
Ju: „Alter was laberst du? Ich hab dir vor zwei Stunden keine Nachricht geschickt. Und was meinst du? Wer hat was für Jascha und mich getan?"
Ja: „Willst du mich auf den Arm nehmen? Lies verdammt nochmal unseren Chat, wenn du Demenz hast." Schrie er weiter. Ist der mit dem falschen Fuß aufgestanden?
Ich öffnete WhatsApp und las die letzte Nachricht.
Ju: „Die letzte Nachricht, Donnerstag Abend. Ich zitiere: Ich weiß noch nicht ob ich nächste Woche nach Bremen komme, sage euch bis Mittwoch Bescheid. Also was zur Hölle willst du von mir?" Rief nun auch ich aufgebracht. Ich kann es gar nicht ausstehen, wenn man mich anschreit. Schon gar nicht am frühen Morgen.
Ja: „Alter bist du dumm? Was ist dann das?" Er schickte mir einen Screenshot, tatsächlich von unserem Chat. Heute Morgen vor etwa zwei Stunden. Mir blieb der Atem weg. Kai hat mich und Jascha beschützen wollen. Fuck.
Ju: „Scheiße Jannis, ich war das nicht. Aber ich verstehe nicht ganz-" Plötzlich kam mir ein Gedanke wieder in den Sinn. „Marius" flüsterte ich.
Ja: „Was zur Hölle hat denn jetzt Marius damit zutun?" Fragte er sichtlich verwirrt.
Ju: „Ich hab einen ganz großen Fehler gemacht. Die Nachricht kam nicht von mir, sondern von Marius." Erklärte ich ihm.
Ja: „Marius? Wieso sollte er mir so eine Nachricht von deinem Handy schicken? Ist er bei dir?"
Ju: „Ich hab gestern mit ihm geschlafen. Jannis ich ruf dich später zurück, ich muss... ich muss das mit Kai klären. Fuck. Danke für deinen Anruf, bis später." Redete ich schnell und legte auf. Sofort floss mir eine Träne über die Wange. Eine Träne der Erleichterung.
Kai wollte mich nie betrügen. Natürlich nicht. Wie konnte ich so dumm sein und das wirklich glauben? Wie konnte ich ihm nicht zuhören, als er es mir erklären wollte? Fuck fuck fuck. Ich muss das klären. Aber erstmal muss ich noch etwas anderes klären. Langsam lief ich aus dem Badezimmer zurück in das Schlafzimmer, wo Marius schon wartete und direkt auf mich zukam und mich küssen wollte. Ich wich zurück, worauf er mir einen fragenden Blick zuwarf.
„Hast du mir vielleicht irgendwas zu sagen?" fragte ich leise und zeigte den Screenshot, welchen Jannis mir geschickt hatte.
„Jule, ich- Es tut mir leid." Antwortete er und ich stieß ein ungläubiges Lachen aus. Er war es also wirklich.
„Wie konntest du nur? Du weißt genau wie sehr ich Kai noch liebe und du willst mir wirklich die Chance nehmen, wieder mit ihm zusammen zu kommen? Hab ich dir irgendwas getan, dass du mir mein Glück nicht gönnst?" Schrie ich ihn an.
„Jule nein, so ist das nicht. Bitte. Das mit uns war doch nicht nur einmalig. Das kam nicht nur von mir. Du hast das mit uns doch auch gespürt. Ich könnte dich viel glücklicher machen als er. Jule ich liebe dich." Rief er verzweifelt. Ich sah ihn einfach nur schockiert an.
„Marius, ich war voll. Ich hätte wahrscheinlich mit jedem geschlafen. Ich weiß, dass das egoistisch und echt beschissen von mir war. Es tut mir leid. Ich wollte dir nie Hoffnungen machen. Aber was zur Hölle gibt dir das Recht, meine Zukunft zu zerstören?" Schrie ich weiter. Ich konnte es nicht glauben.
„Jule bitte gib mir eine Chance. Ich werde dich besser behandeln als er es jemals könnte. Wir könnten eine richtige Zukunft haben. Bitte." Flehte er mich an.
„Raus. Raus aus meiner Wohnung, sofort. Ich will dich nicht mehr sehen. Hau einfach ab, bevor ich komplett ausraste." Sagte ich diesmal leiser, dennoch aufgebracht, worauf er mich noch ein paar Sekunden ansah, bevor er seine Sachen nahm und meine Wohnung verließ.
Fuck. Ich hätte nie mit ihm schlafen dürfen. Ich hätte Kai zuhören sollen. Kai. Scheiße, Kai. Sofort nahm ich mein Handy und ging auf unseren Chat. Blockiert. Ich hatte ihn doch nie blockiert? Marius. Scheiße, was wenn er Kai auch geschrieben hatte? Oder noch schlimmer, wenn Kai wüsste, das wir miteinander geschlafen haben?
Sofort suchte ich seinen Kontakt und rief ihn an. Er ging nicht ran. Fuck. Scheiße. Ich versuchte es noch einmal. Wieder hob er nicht ab. Also beschloss ich, ihm eine Nachricht zu schreiben.
Kai? Bitte ruf zurück. Wir müssen reden. Bitte. Ich hätte dich ausreden lassen sollen.Ich liebe dich, bitte melde dich.
Nur ein Haken. Vielleicht ist er ja beim Training. Ja, vielleicht. Doch trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl. Mir blieb nur noch eine Möglichkeit. Ich müsste nach London, so schnell wie möglich.
Jule kennt nun endlich die Wahrheit🤭 Aber wer weiß, vielleicht ist es dafür ja schon zu spät. Bald erfahrt ihr, wie es weitergeht. Ich hoffe das Kapitel hat eich gefallen, schreibt mir wie immer gern eine Rückmeldung in die Kommentare, ich würde mich freuen :)
-M <3
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Can we still go through it together?
FanficFortsetzung von ,,We can go through it, together!" Idee von @leoniwq