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"Siehst du nicht, was du mir angetan hast?"

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"Siehst du nicht, was du mir angetan hast?"

Erschrocken wirbelte ich herum und sah Kilian mit ausgebreiteten, pechschwarzen Flügeln wie einen gutaussehenden Racheengel vor mir stehen. Seine Miene war wutverzerrt und seine Augen, die meine Nackenhaare zu Berge stehen ließen, schimmerten genauso dunkel wie seine Federn. Langsam kam er auf mich zu, wobei ich mit jedem seinen Schritt ängstlich zurückwich. "Kilian...", hauchte ich. Zu mehr war ich nicht imstande.

"Siehst du, was ich wegen dir geworden bin?", stieß er gefährlich leise aus, sein Tempo beschleunigte sich.

"D-Das war nicht ich", stotterte ich aufgewühlt und schüttelte energisch den Kopf, wollte es nicht wahrhaben.

"Wer dann? Das ist alles deine Schuld!", brüllte er und schmiss im Vorbeigehen einen Tisch um. Er streckte seine Hand nach mir aus, um mich zu packen, doch dazu kam es nicht mehr.

"Nein!", schreiend richtete ich mich im Bett auf und sah mich schweißgebadet in meinem Zimmer um, das von den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen erhellt wurde. Mechanisch griff ich nach der kleinen Uhr, die neben mir auf dem Nachttisch stand und starrte die Zeiger mit angehaltener Luft an - so lange, bis ich mich beruhigt hatte und mir sicher sein konnte, dass dies kein weiterer Traum mehr war. Ich stieß zischend die Luft aus, stellte die Uhr zurück und legte müde den Kopf in die Hände. Wie ich das Aufwachen hasste... Jedes Mal stand ich aufs Neue vor der Frage: Was ist Traum und was Realität? Die Uhr war eine Art Anker, der mich mit der Realität verband und mir bewies, dass ich nicht mehr träumte - zumindest solange sie nicht vor meinen Augen verschwamm. Als ich im Koma lag, ist mir das anfangs gar nicht aufgefallen, doch sobald ich das ein einziges Mal gemerkt hatte, konnte ich die Anzeichen nicht mehr übersehen.

Der schlechte Gewissenswurm fraß sich immer tiefer in mich hinein. Was ist, wenn Kilian inzwischen wahrhaftig zu einem Dämon geworden ist? Wegen mir...? Er hatte mich ja darüber informiert, dass stressige Situationen den Prozess begünstigen konnten. Was ist also, wenn unsere 'Trennung' ihn mitgenommen hat und deshalb alles viel schneller verlaufen ist? Sah er dann wirklich so angsteinflößend aus und hatte seine Wut nicht unter Kontrolle? Diese Gedanken schüttelten mich, weshalb ich mir schnell eine Ablenkung suchte.

Ich hatte immer noch Auszeit von der Schule und diese kostete ich normalerweise auch so richtig aus, indem ich bis zum Mittag schlief, mit Mom kleine Ausflüge tätigte, mit ihr oder Alex Spiele spielte, Bücher las oder einfach nur chillte. Heute sollte allerdings alles anders werden, denn ich würde mich mit Theo treffen. Genau, richtig gelesen - Theo. Ich hatte ihn gestern nach weiteren Stunden tatsächlich durch einen anderen Jungen aus dem Kindergarten gefunden, der einem Profil namens itssullywhat folgte, dessen Bild verdächtig nach Theo aussah. Was ich bereits durch sein Instagram Profil über ihn wusste: sein Gesicht ähnelte dem in meinem Traum, aber dafür waren seine lockigen Haare geglättet und nicht kurz geschoren, sondern einige Zentimeter länger, er interessierte sich fürs Schwimmen, war darin Profi und arbeitete nebenbei sogar als Bademeister. Außerdem hatte er sich als Schwimmer bereits einige Medaillen verdient. Auf allen seinen Fotos wirkte er recht glücklich und genoss sein Leben anscheinend in vollen Zügen, was mich ungemein für ihn freute.

Fallen Twice ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt